1

1.3K 40 28
                                    

Hi
Im Vorhinein schon mal: Das sind die Triggerwarnung die in wahrscheinlich allen Kapiteln sein werden:
Depressionen
Suizidgedanken
Blut
SV
Selbsthass
Panik

POV Rezo
„Bro, was ist nur los mit dir, wieso bist du so still?", fragte mich Ju, stupste mich an und riss mich dadurch aus meinen Gedanken.
„Ach, ich bin nur müde", wich ich aus und strich mir durch die Haare.

Ein kühler Windstoß wehte uns entgegen, langsam brach der Herbst wieder an. Wir waren auf dem Weg zurück nachhause von einer Party eines Bekannten von Ju gewesen, den ich noch nie zuvor gesehen hatte. Erst hatte ich auch keine Lust gehabt zu kommen, aber Ju hatte mich überredet und im Grunde hatte es sich auch ausgezahlt.

Vorallem durch Mexify, den ich dort kennengelernt hatte und sofort mochte. Er war jünger als ich und war so wir Ju und ich Youtuber, weshalb es mich wunderte, dass ich noch nie etwas von ihm gehört hatte, vor allem weil er auch in Aachen wohnte.

Den kompletten Abend hatten wir geredet und je länger wir Zeit miteinander verbracht hatten, umso symphatischer war er mir geworden. Und hübsch war er auch. Sehr hübsch, rein objektiv betrachtet natürlich.

Nur seine Augen, seine Augen waren anders gewesen. Normalerweise, wenn man mit ihm sprechen würde, würde einem nichts auffallen, aber dadurch, dass ich fast durchgehend Augenkontakt mit ihm hatte, hatte ich etwas seltsam stumpfes und doch so ehrliches bemerkt. Wie als würde man durch eine Maske auf ein winziges Stück des Wirklichen Mexis schauen.

Aber wahrscheinlich steigerte ich mich da nur wieder in irgendetwas hinein, weshalb ich leicht den Kopf schüttelte, als würde es meine Gedanken vertreiben. Und trotzdem blieb Mexi in meinem Kopf, irgendetwas war mir bei ihm in Erinnerung geblieben, was auch immer es war.

So waren wir schon fast wieder bei meiner Wohnung angekommen, als mir auffiel, dass ich meine Jacke vergessen hatte. „Soll ich mitkommen?" fragte mich Ju doch ich schüttelte schnell den Kopf. „Schlaf lieber bei der Menge die du gesoffen hast...", lachte ich. „Ey!", rief er mir noch nach, doch ich hatte mich schon umgedreht und ging schnellen Schrittes zurück.

POV Mexi
Es war so weit. Endlich. Ich spürte eine tiefe Ruhe in mir, die mich leicht lächeln ließ. Alles war anders verlaufen als ich es geplant hatte, aber es lief aufs gleiche hinaus.

Noch ein letztes Mal dachte ich an den heutigen Tag zurück. Eigentlich sollte ich ihn nicht mehr erlebt haben. Doch sogar an meinem letzten Tag hatte alles schief laufen müssen.

Ein Freund hatte mich gefragt, ob ich zu einer Party mitkommen wolle. Ein Freund... er nannte mich zwar so, aber ich verstand ihn nicht. Wieso mochte er mich? Wieso wollte er unbedingt mit mir Zeit verbringen, auch wenn ich seine Nachrichten, wie alle anderen auch, fast immer ignoriert.

Ich wollte nicht, dass er Verdacht schöpfte. Also hatte ich zugesagt. Obwohl ich gerade die Tabletten von der Apotheke holen wollte. Mit einem Rezept von einem Arzt dem ich nur hatte erzählen müssen, ich würde nicht gut schlafen. Wie leicht es nur war zu sterben. Und wie froh ich nur darüber war.

Ich mochte Partys nicht, aber im Grunde mochte ich sowieso mein ganzen Leben nicht. Ich hasste es. Es war sinnlos, jeden Tag neu zu den Tag zu kämpfen, wenn man kein Ziel hatte. Kein Ziel außer sterben.

Dort hatte ich Rezo und Ju kennengelernt. Beide waren nett zu mir gewesen, schon wieder etwas, was ich nicht verstand.

Aber seltsamerweise waren sie mir dennoch in Erinnerung geblieben. Vor allem Rezo. Er hatte irgendetwas an sich, was mich berührte. Und kurz, für einige kurze Minuten hatte ich vergessen, dass ich in wenigen Stunden tot sein würde. Dass es sinnlos war über seine Witze zu lachen, oder überhaupt mit ihm zu reden.

Doch sogar ihn, den einzigen seit vielen, vielen Jahren bei dem ein einziges bisschen Sinn an irgendetwas da war, hatte ich belogen. Schon alleine dadurch, dass ich zugestimmt hatte, als er gefragt hatte, ob wir uns nicht mal treffen könnten.

Und jetzt ich hier, hatte nicht mal auf den nächsten Tag warten können, bis die Apotheke wieder öffnete. Nein, es musste jetzt schon sein. Nur eine Straße entfernt von dem Haus in dem die Party stattgefunden hatte.

Aber vielleicht war es sowieso besser. Mit der Klinge, die schon so oft meine Haut zerschnitten hatte. Bei der ich mich jedes Mal für wenige Sekunden frei gefühlt hatte.

Dieses Mal müsste ich nur tiefer schneiden. Noch viel tiefer. Ich war froh, dass es schon so spät war und keine Leute unterwegs waren. Wenn in ein paar Minuten jemand vorbeikam, würde er mir außerdem sowieso nicht mehr helfen können.

Ich strich mir den Ärmel hoch und betrachtete meinen Arm. Er war übersäht mit alten und neuen Narben. Mit Schnitten die erst von gestern waren und mit welchen die schon Monate, Jahre, alt waren. Tiefe und welche bei denen ich mich noch nicht getraut hatte richtig zu schneiden und die Klinge nur leicht über die Haut gezogen hatte.

Es sah fast aus wie ein Kunstwerk. Keines dieser schönen, bei denen man sich fragte wie man nur auf solche Ideen kam, oder wie man nur so realistisch malen konnte. Nein, es war eines dieser Gemälde die man betrachtete und den Sinn daran nicht verstand. Nicht verstand wieso man sich die Mühe machte Farben und Papier zu kaufen nur um etwas hässliches zu erschaffen.

Und doch passte es so gut zu mir, weshalb ich es jetzt auch signieren würde. Mit einem letzten, tiefen Schnitt. Dem einzigen was irgendwie Sinn machte. Ich legte zwei Finger auf meinen Arm, um meinen Puls zu spüren.

Bum
Bum
Bum
Ich zog die Klinge aus meiner Tasche.
Bum
Bum
Bum
Ich nahm meine Finger weg um Platz zu machen. Dennoch spürte ich den Herzschlag in meiner Brust.
Bum
Bum
Bum
Ich merkte den Schmerz kaum, auch wenn ich wusste, wie tief ich geschnitten hatte.
Das warme Blut rann mir den Arm hinunter. Durchnässte den Pulli mit dem Dino darauf.
Mir wurde schwindlig und ich sackte auf dem Boden zusammen. Normalerweise würde ich jetzt Panik bekommen, ich hasste dieses komische Gefühl vor einer Ohnmacht.

Doch dieses Mal geschah das Gegenteil. Ich wurde noch ruhiger. Ein letztes Mal blinzelte ich. Ein letztes Mal sah ich all die hässlichen Narben. Ein Lächeln huschte über meine Lippen, als ich das viele Blut sah. Ich bildete mir ein schnelle Schritte zu hören, aber Wahrscheinlich war es nur Einbildung. Und selbst wenn nicht, mir war nicht mehr zu helfen. Ich hatte mir selbst geholfen. Endlich.

1060 Wörter
Und wie findet ihr es?
Danke natürlich wieder an Dizi fürs korrigieren
Hab euch lieb und bin stolz auf euch! <3

a tiny light - RezofyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt