Madame Martin

25 2 0
                                    

Aus einem London Fog wurden schnell mal drei und der Alkohol zeigte langsam seine Wirkung. Die Luft im Club wurde stickiger, heißer. Die Ärmel seines weißen Hemdes waren nach oben gekrempelt und offenbarten seine Narben. Mit der Zeit störte es den jungen Uchiha auch weniger das es voller wurde und Fremde sich an ihm vorbei zwängten und ihn dabei berührten. Izuna lehnte sich nach hinten auf den Tresen und sah flüchtig durch den Raum. Er fragte sich wieso Madara ausgerechnet diesen Club wählte. Wusste er vielleicht etwas über seinen Bruder nicht? Zugegeben ihn ginge es nun wirklich nichts an, wenn Madara einen Fetisch besaß und diesen hier auslebte. Aber Lack und Leder sah seinem Bruder absolut nicht ähnlich. Trotz der Vorliebe für Metalmusik. Izunas Blick schweifte nach rechts und er zuckte kaum merklich zusammen. Er starrte geradewegs in die blauen Augen einer kleinen blonden Frau in einem rosa aufgebauschten Kleid. In ihrer Hand hielt sie eine ebenfalls rosa Leine. Der Uchiha folgte der Leine bis zum unteren Ende und hatte Mühe nicht nach Luft zu schnappen. Am Boden saß ein Mann mit einem Halsband und trug dabei eine Hundemaske. Sein Oberkörper war völlig nackt.

,, Na kleiner vielleicht Interesse? ", fragte die blonde Frau und lehnte sich weiter zu Izuna, die ihm gerade mal zum Brustkorb reichte, da ihr der Blick des Uchiha aufgefallen war. Sie deutete seinen Blick nur völlig falsch. Er empfand keine Abneigung, aber der Anblick eines Mannes der nur eine knappe Lederhose trug und an einer Leine hing und deutlich breiter und größer war als Izuna, war für ihn fragwürdig.
,, Äh... N-nein. Das ist nicht mein Ding", stammelte Izuna überfordert und Zwang sich zu einem Lächeln. Klammerte sich dabei fest an seinem fast leeren Glas.
Die Blonde lächelte versöhnlich,, Schade du würdest einen guten Welpen abgeben. "
Ein überfordertes Lachen drang über Izunas Lippen,, Ich glaube nicht. Ich bin dafür nicht unterwürfig genug."
Das stimmte sogar zum Teil. Er wollte sich nur nicht mit dem Gedanken anfreunden das der massig Kerl zu seinen Füßen eventuell ein Stromhalsband umbekam, wenn er nicht gehorchte. Bei dem Gedanken schauderte es ihm. Diese Fetischszene war ihm zu wild.

Die Frau griff in ihre Handtasche und zog eine eine Visitenkarte heraus und streckte Izuna diese zu. Warum er sie ergriff wusste er nicht, aber er las in silberner geschwungener Schrift die Karte.

Madame Eloise Martin. Verhaltenstherapeutin.

Izuna sah in das zierliche Gesicht zurück. Sie war Therapeutin. Er fragte sich ob man von weiten schon sah das er einen psychischen Platten hatte und sie ihm deshalb die Karte reichte. Vielleicht wollte sie ihm seine Krankheit auch herausprügeln oder ihn so lange tasern bis er verstand das sein Geist völlig in Ordnung sei. Doch diese absurden Gedanken verwarf er sofort, als die Frau ihm mütterlich zulächelte.
,, Über diese Nummer könntest du mich anrufen, falls du Interesse hast. Es ist zwar meine Geschäftsnummer, aber die zuverlässigste wo ich auch heran gehe", sie kicherte, was zu ihrem süßen Mädchenhaften Outfit passte.
,, Aber wenn sie Therapeutin sind, wieso machen sie das denn? ", er zeigte vorsichtig auf den noch immer am Boden knienden Herrn, der sich zu ihren hochhackigen Schuhen zusammen gerollt hatte.
Erneut lächelte sie. Da lag so viel Verständnis darin.
,, Naja es ist ein netter Ausgleich zu meinem Job. Einige meiner Patienten nehmen auch diese Leistung in Anspruch und ich musste verstellen das es ihnen dadurch besser ging. Unterdrückte Gefühle und untypisches Verhalten können zu Problemen in der Gesellschaft führen und so können sie mal für ein paar Stunden die Realität vergessen. "
Izuna nickt,, Verstehe. Aber ich muss Ihnen leider absagen. Das ist nicht mein Bereich" er versuchte sich an einem weiteren Lächeln und spürte deutlich wie ihm das Blut ins Gesicht kroch. Die Dame war zwar nett, doch ihm war es gelinde gesagt peinlich, obwohl er keineswegs prüde war. Das waren einfach zu viele eindrücke auf einmal für ihn, auch wenn der Alkohol seine Menschenangst ein wenig nahm. Er hatte es doch lieber wenn ihn niemand anstarrte oder ansprach und er in Seelenruhe seine Leichen zerlegte.

Die Frau akzeptierte Izunas Entschluß, verabschiedete sich noch einmal höflich von ihm und zog mit ihrem Begleiter von dannen. Einen Moment sammelte Izuna seine Gefühle und atmete tief die künstlich geschwängerte Nebelluft ein und wandte sich wieder zum Tresen. Er schwänkte sein Glas einen Moment hin und her und kippte es letztendlich in einem Zug hinunter. Ein bitterer Geschmack legte sich penetrant auf seiner Zunge nieder und er verzog das Gesicht. Vielleicht war das das Zeichen es mit dem Alkohol gut sein zu lassen.

Izuna stieß seinen Bruder von der Seite an, der mit der Bardame in ein Gespräch vertieft war.
,, Ich geh mal pinkeln ", informierte er seinen Bruder, der ihm zunickte und dessen Augen einen Moment in seinem Gesicht verweilten.
,, Ist alles gut?", fragte Madara, da ihm auffiel das sein Bruder einwenig blass aussah. Seine Stirn war leicht Schweißbedeckt und seine Iriden wirkten in dem schwarzlicht wie die eines Dämons. Dunkel, ja beinahe völlig schwarz.
,, Ja. Bis auf die nette Dame von eben, die mich dazu überreden wollte ihr Hündchen zu werden und ich ein wenig betrunken bin, geht's mir gut"

Madara grinste und nickte erneut seinem Bruder zu und ließ ihn somit passieren. Der Ältere versuchte sich so gut es ging nicht anmerken zu lassen das er Izuna die ganze zeit aus dem Augenwinkel beobachtete und auf die noch so kleinste Zuckungen in seinem Gesicht reagieren würde. Er versuchte sich wirklich zu entspannen und Izuna einfach mal machen zu lassen. Natürlich entging ihm der komplett entgeisterte Gesichtsausdruck nicht, den er bekam als Madame Martin ihm ihre Visitenkarte reichte. Die Frau war liebenswert, aber auch hartnäckig. Madara kannte sie schon ein paar Jährchen, als er heimlich ein paar Sprechstunden bei ihr hatte, aufgrund seiner nun ja recht aufbrausenden Art. Indra hatte ihn dazu verdonnert eine solche Therapie zu machen, da es hin und wieder mal vorkam, dass er Leute beim Verhör bewusstlos schlug, weil seine Geduld riss oder sie ihn provozierten.

Madara sah seinem Bruder über die Schulter hinweg zu, wie er sich durch die Massen an Menschen torkelte und weiter hinten verschwand. Er musste vertrauen. Notfalls hatte er Izuna einen Tracker ins Handy gepflanzt, der ihm zeigte wo sich sein kleiner Bruder befand. Würde er das erfahren würde Madara in Teufelsküche kommen und das Vertrauen seines Bruders nachhaltig zerstören. Aber er kann ihn einfach nicht aus den Augen lassen, auf Grund dessen was vor ein paar Jahren passiert war. Mit einem Hauch von einem schlechten Gewissen konzentrierte Madara sich wieder auf die einladenenden Brüste der Barkeeperin und nippte an seinem Gin Tonic.

You've reached the end of published parts.

⏰ Last updated: Dec 21, 2023 ⏰

Add this story to your Library to get notified about new parts!

Zwischen Depressionen Und LeichenWhere stories live. Discover now