Kapitel 10

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Hey Leute! Sorry, dass ihr so lange warten musstet, aber ich hatte eine Art Ideenstreik. Dafür jetzt mein neues Kapitel, hoffe, es gefällt euch ;)
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Kapitel 10

Krankenhaus. Dad. Custos. Justus. Lillesol. Mona. Wenn ich genau hinschaue, dann auch Elfe Nina, Mom.
Das kann ich verschwommen erkennen, als ich aus meiner Ohnmacht erwache. Es ist bestimmt Sonntagmittag. Was wollen die alle von mir? Vor allem Mona und Custos? Ich will allein sein!
,,Aysu, bist du okay?"
Was fragt Custos noch so blöd, natürlich bin ich nicht okay!
Mir fällt es wieder ein. Gestern Mitternacht. Ich habe mich mit Custos getroffen und er hat mir das Imperium erklärt. Wer von denen um mich herum weiß sonst noch davon? Alle?
,,Willst du eine ehrliche Antwort?" In meiner Stimme schwingt so viel Sarkasmus wie möglich unter meinen Umständen mit.
,,Na eigentlich schon", gibt Custos mit einem Durch-die-Haare-fahren zurück.
,,Mir geht's scheiße. Hat jemand von euch was zu trinken oder seid ihr hier nur zum Gaffen da?"
Ich hätte zwar erwartet, dass Justus, Lilli oder Dad losrennen, aber mit Custos habe ich nicht gerechnet.
,,Sollen wir gehen?" Vorsichtige Frage von Dad.
,,Nein, ihr sollt bloß so tun. Aber ein, zwei können durchaus bleiben." Damit meine ich Justus.
,,Okay, bis später dann Aysu", meldet sich nun auch Lilli zu Wort. Dad macht es ihr gleich. ,,Bis später und gute Besserung, meine Süße." Zusammen machen sich die beiden auf den Weg nach Hause.
Und Mona scheint nur etwas zu murmeln wie ,,Die hat vielleicht Extrawünsche". Wenn dieses neonpinkhaarige Mädchen mich nicht leiden kann, kann es doch auch gleich gehen.
,,Nana, Mona, beschimpf doch nicht gleich meine arme Aysu!" Irgendwie klingt Justus ironisch.
,,Pf. Deine. Du magst sie nicht wirklich, oder?"
,,Doch, natürlich. Ich weiß nicht, was du an ihr hast, sie ist doch voll nett und so."
,,Ha! Nett? Ernsthaft? Du findest sie nett? Nicht dein Ernst, oder?"
,,Und wie das mein Ernst ist. Schließlich gehe ich mit ihr morgen Nachmittag ins Kino."
Was? Morgen? Kino? Da kann ich doch gar nicht! Jedoch ... das ist ein guter Grund, mal nicht über dieses ganze Imperium Zeugs nachzudenken oder Schulsachen zu machen.
,,Du willst mit ihr ins Kino? Sag mal, wer bist du, dass du auf einmal mit irgendeiner x-belibigen Neuen rumhängst? Letztens hast du noch gesagt, du könntest sie nicht leiden - und jetzt DAS?" Autsch.
,,Ja und? Das ist zufällig mein Leben und da häng ich ab mit wem ich will. Punkt. Aus. Ende."
Custos kommt wieder. Mit dem Trinken. Sein Charakter ist mir momentan egal - ich habe Durst. Was ich allerdings nicht okay finde, ist, dass er sich direkt an mein Bett setzt und mir missbilligend ein Glas Wasser reicht. Wasser konnte ich noch nie leiden. Trotzdem nehme ich es dankend an - falls man ein gereiztes Brummen als Dank bezeichnet. Letztlich trinke ich es gierig auf ex. Mona und Justus haben sich bereits wieder beruhigt.
Jetzt will Custos mir eine Hand auf die Stirn oder sonst wo hin legen. Kann man das schon als Missbrauch betrachten? Egal. Ich weise seine verdammte Hand mit einem heftigem Kopfschütteln zurück. Aber das stelle ich auch sofort wieder ein, da es ein Männchen in meinem Kopf dazu anheuert, mit einem Hammer von Innen auf meine Haut laut und schmerzvoll zu trommeln.
Mir wird schlecht.
Justus bemerkt das. Kommt zu mir rüber. Beugt sich über mich. Kennt ihr das, wenn ihr verliebt seid, dieses Kribbeln im Bauch? jedenfalls setzt es jetzt bei mir ein. Zum falschem Zeitpunkt. Leider. Es regt meinen Mageninhalt - was auch immer darin sein mag - dazu an, in mundhöhe aufzusteigen. Ich muss mich übergeben. Und Justus hängt über mir !!!
Der tut mir jetzt auch leid, weil meine Kotze genau sein Gesicht trifft. Er sieht mich völlig entsetzt an.
,,Ach wie süß. Wurde der arme, kleine Justus von der armen, kleinen Neuen angekotzt?", kommt es von Mona. Die kann ja auch gehen, wenn sie hier nur rummotzt. Es wäre in meinem Sinne.
Justus schaut sie böse an. Wenn Blicke töten könnten, dann wäre Mona schon längst tot, als er sagt: ,,Willst du 'ne Antwort?"
,,Aber mein Lieber, das ist doch nicht nötig!" Kann die mal aufhören, uns so runter zu machen? Es nervt, echt. Außerdem hat Justus immer noch mein Erbrochenes im Gesicht kleben. Die Bettdecke ist genau so voll. Und es stinkt. Es stinkt fürchterlich. Ich bekomme glatt einen Schwindelanfall. Mein Bauch fängt zu allem Überfluss auch noch an, zu schmerzen.
Eine erneute Welle Bewusstlosigkeit nimmt mich mit sich. Nur abgeschwächter als die davor. Es ist, als würde meine Seele für einige Augenblicke aus meinem Körper weichen. Als würde ich mich selbst beobachten können. Als wäre ich so weit weg von mir selbst - und damit auch von den anderen - und doch so nah. Als würde ich meine Umgebung nur noch gedämpft wahrnehmen können. Als wären meine Sorgen für einige wenige Augenblicke wie weggeblasen. Ich kann endlich an etwas denken, das mich glücklich und frei macht.
Doch nur für diese kurze Zeit.
Meine Augenlider flattern, als ich wieder aufwache. Ich weiß nicht, wie lange ich ohnmächtig war, aber Justus hängt immer noch über mir. Nur, dass sein Gesicht wieder sauber ist. Mona ist bestimmt auch schon weg, sonst würde sie sicher mit Justus streiten. Und Custos ist auch nicht da.
Die braunen Augen von Justus mustern die Meinen. Ein kaltes, fieses Grellgelb blitzt dazwischen auf. Ich bekomme ein wenig Kopfschmerzen, auch wenn dieser Augenblick noch so kurz war. Einbildung oder Realität? Egal. Ich will die angenehme Spannung zwischen uns nicht zerstören. Lächelnd schweigen wir uns an. Doch die Kopfschmerzen bleiben.
Bis wir von einem Türklopfen aus unserer liebevollen Starre gelöst werden. Ich richte mich auf und blicke auf die sich öffnende Tür. Es ist eine Krankenschwester. Ich schätze sie auf ungefähr 60 oder so. Sie kommt jedenfalls herein und Justus springt leider zurück und wendet sich, ohne zurück zu blicken, dem Gehen zu. Es ist etwas verletzendes in seinen schnellen Schritten. Aber sobald er die Tür hinter sich geschlossen hat, schwinden die Schmerzen in Windeseile.
,,Hallo Aysu, du kannst heute circa um acht wieder nach Hause", sagt die Schwester, noch bevor ich mir über Justus Gedanken machen kann. ,,Freust du dich schon?"
,,Ähm ... ja, holt mich mein Dad ab?"
,,Ich denke ja." Sie schlendert fröhlich auf den Stuhl neben meinem Bett und setzt sich. ,,Wer war denn das eben?"
,,Ach, nur ein Bekannter aus der Schule. Nichts weiteres." Nur, dass wir uns bereits schon einmal geküsst haben und er mich als seine Freundin bezeichnet hat.
,,Nichts weiteres? Dafür müsst ihr euch aber ganz schön gut kennen, oder?"
,,Naja. Ich bin erst seit fünf Tagen hierher gezogen."
,,Die 'Neue' also." Dabei setzt sie das Wort 'Neue' in Anführungszeichen mit geknickten Hasenohren. ,,Und von wo kommst du?"
,,Türkei. Mom ist gestorben, deswegen."
,,Mein Beileid."
,,Danke", schniefe ich traurig, kaum lauter als ein Flüstern. In meinen Erinnerungen taucht das Bild von Moms letzten Sekunden als Imperatrix auf. Mir wollen Tränen kommen, doch ich verdränge sie. Es schmerzt immer noch, dass sie Tod ist, aber das Verheimlichen ihres Elfendaseins ist umso stechender. Wann hört das auf? Letztlich rollt mir dann doch eine Träne über die Wange.
,,Warum interessiert Sie das?" Ich klinge etwas trauriger als beabsichtigt.
,,Nun ja, ich wollte unsere neue Imperatrix kennen lernen." Sie muss auch eine Imperianerin sein. Mir ist klar, wovon sie spricht. ,,Mr. Noyan ist auch erst seit vier Monaten Herrscher. Und ziemlich machtsüchtig. Bald wird es keine fünf Stadtteile mehr geben, sondern nur Eines unter bösem Regierer, der nicht einmal an die Macht darf. Da bist du schon unsere letzte Hoffnung." Jetzt verstehe ich die Sorge dieser Leute. In den Augen der Krankenschwester blinken Hoffnung und Trauer zu gleich auf. Diese letzte Aussicht auf ein besseres Leben im Imperium will ich nicht zerstören. Ich muss einfach kämpfen.
,,Wie heißen Sie und was sind Sie?"
,,Elenya Borray. Du kannst mich auch gern duzen. Ich bin eine Pythonissam."
Pythonissam? Was ist das denn? Custos hatte nur von acht Kreaturen gesprochen, nicht von einer Weiteren.
,,Was ist eine Pythonissam? Ich weiß nur von achten - von den Elfen, den Werwölfen, den Imperiatrixen, den Timoren, den Lepren, den Equos, den Volcuren und den Ursen. Was ist eine Pythonissam?"
,,Eine Art Hexe. Wir können heilen, töten und Dinge bewegen, nur mit Blicken."
Ich seufze. Das wird mir irgendwie zu viel.

wolf fireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt