42. Viele Gedanken

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Meine Mama wird vermutlich überhaupt nicht glücklich sein. Sie ist ja schon nicht unbedingt erfreut über unsere Beziehung. Und das ich nach München ziehen will, akzeptiert sie auch nur unter großem Protest. Und jetzt? Jetzt sage ich ihr, dass ich schwanger bin. Und das nicht mit einem, sondern mit zwei Babys. Oh Gott! Sie wird enttäuscht sein. In ihrer Vorstellung hätte alles anders laufen müssen. Mehrere Monate kennenlernen, dann zusammen kommen, ein paar Jahre abwarten, dann heiraten und zusammen ziehen, Eheleben leben und dann Kinder. Und wir?


"Mia?", unterbricht Ben meine Gedanken. "Du machst es einem wirklich nicht leicht, eine Konversation aufrecht zu erhalten."

"Es tut mir leid. Ich befürchte nur, dass meine Mama nicht annähernd so gut reagiert wie deine", äußere ich meine Bedenken. Dann blicke ich hoch und sehe, dass Ben bereits geparkt hat.

Ben dreht sich zu mir und nimmt meine Hände in seine.

"Warum sollte deine Mama sich nicht freuen? Sie bekommt zwei Enkelkinder. Die wünscht sie sich doch."

"Ja, aber nicht so. Meine Mama wollte, dass ich älter bin und verheiratet, bevor ich Kinder bekomme und für sie machen wir alles in der falschen Reihenfolge."

"Jetzt warte doch erstmal ab, wie sie reagiert!", versucht mich Ben zu beruhigen. Es hat jedoch die falsche Wirkung auf mich. Weshalb ich sehr gereizt auf die Worte reagiere: "Du kennst meine Mama nicht so, wie ich sie kenne! Du kennst sie erst seit ein paar Monaten! Sie ist sowieso schon nicht einverstanden, wie unsere Beziehung läuft. Sie wird hassen, dass wir so schnell Kinder bekommen!"

Ben guckt mich überrascht und etwas verletzt an. Sofort schießen mir Tränen in die Augen, weshalb ich sie schließe. Meine Worte waren etwas zu hart.

"Mia, sind das deine Gefühle oder die deiner Mutter?", fragt Ben beängstigend ruhig.

Ich öffne die Augen und blicke in Bens Gesicht, er sieht mich bereits an.

"Ich denke, in meinen Vorstellungen, wie ich mir die Zukunft vorstelle, habe ich immer erst geheiratet bevor ich Kinder bekommen habe. Aber das ist mir jetzt egal. Ich will diese Kinder mit dir. Und es ist mir vollkommen egal, ob wir schon verheiratet sind. Ich weiß, dass du mein für immer bist und dafür brauche ich die Hochzeit nicht. Aber ich befürchte, dass meine Mama das anders sieht. Und meine Mama ist einfach meine Mama. Ich möchte sie nicht enttäuschen."

"Das verstehe ich. Ich hätte mir das früher auch anders vorgestellt. Und trotzdem würde ich nichts daran ändern, wie es jetzt ist. Und ich bin mir sicher, dass selbst wenn deine Mama sich das anders vorgestellt hat, sie liebt dich. Und all die Kritik, die sie an dir äußert, ist nur weil sie das Beste für dich möchte und will, dass du glücklich bist."

"Es tut mir leid, dass ich so gereizt reagiert habe. Das war nicht fair von mir", sage ich.

"Ist schon in Ordnung!", antwortet Ben und drückt meine Hände. Ich lehne mich ein Stück vor und gebe ihm einen kurzen Kuss auf die Wange. Als ich mich wieder zurücklehnen möchte, legt Ben eine Hand auf meine Wange und verhindert es somit.

"Ich liebe dich, Mia. Und mir ist vollkommen egal, was der Rest der Welt sagt. Du und die Zwillinge, ihr seid meine Familie!" Mit diesen Worten küsst er mich. Und es ist als würde die Welt still stehen. Ich lehne mich in den Kuss und lege meine freie Hand auf Bens Brust um mich etwas abzustützen. Als wir uns kurz lösen, sage ich "Ich liebe dich auch!". Dann vereinen wir unsere Lippen ein weiteres Mal. Dieses Mal jedoch etwas kürzer.

"Auch wenn ich das deutlich lieber vertiefen würde, sollten wir vielleicht reingehen, bevor sich deine Eltern fragen, wo wir bleiben", flüstert Ben gegen meine Lippen, weshalb ich meine Lippen zu einem Schmollmund verziehe.

Ben drückt mir noch einen kurzen Kuss auf, bevor er sich komplett löst und die Autotür öffnet. Seufzend lehne ich mich zurück und öffne auch meine Tür. Draußen gebe ich Ben noch einen Kuss, bevor wir händchenhaltend zur Tür laufen. Ben muss daraufhin leicht lachen. Ich kann gerade einfach nicht genug bekommen.

Beim Haus meiner Eltern angekommen, betätige ich die Klingel. Kurz darauf stehen wir schon vor meinem Papa, der wie ein Hönigkuchenpferd grinst. Ich nehme in zur Begrüßung in den Arm, bevor sich auch Ben und mein Papa begrüßen.

"Was ist denn mit dir los, Thomas?", fragt Ben meinen Papa. Ich bin wirklich glücklich, dass zumindest die zwei sich so gut verstehen. Also meine Mama mag Ben auch, aber gefühlt ist sie immer noch auf Abstand.

"Ich freue mich einfach so, dass ihr zwei hier seid!", erwidert mein Papa.

Manchmal habe ich das Gefühl er ist das Pendant zu Hannah, also Bens Mama. So, wie sie sich über uns freut, freut mein Papa sich auch. Während Ben und mein Papa noch ein paar Worte wechseln, gehe ich weiter ins Wohnzimmer, wo meine Mama und Sophie sind. Ich umarme beide zur Begrüßung und dann kommen auch Ben und mein Papa lachend hinterher. Ben begrüßt noch den Rest und dann setzen wir uns auch schon an den Tisch.

Der Kuchen ist noch nicht so lange her, weshalb mein Hunger tatsächlich noch nicht groß ist. Aber so ist das halt, wenn man zwei Familienbesuche hintereinander macht. Und ein wenig Appetit habe ich schon.

Meine Mama kommt mit dem zweiten Topf aus der Küche und setzt sich dann mit an den Tisch. Während des Essens passiert noch nichts spannendes. Wir tauschen uns über die letzten Tage aus und erzählen was es neues gibt.

"Könnt ihr mich später mitnehmen und zu Leona bringen?", fragt Sophie irgendwann. Leona ist ihre beste Freundin. Ich bin kurz etwas irritiert, schließlich ist morgen Schule und normalerweise darf sie dann nicht bei Freunden schlafen. Da meine Mama aber nickt, gucke ich kurz zu Ben. Und ohne, dass er den Kopf bewegt, weiß ich, dass er einverstanden ist, weshalb ich antworte: "Klar, können wir machen!"

"Die beiden müssen morgen ein Kunstprojekt abgeben und wollen das heute Abend noch fertig machen. Und damit wir sie nicht später noch abholen müssen, schläft Sophie dann bei Leona", erklärt meine Mama. Das ganze wirft bei mir ein paar Fragen auf. Sophie und Leona würdensich  nie im Leben abends treffen, um ein Kunstprojekt zu beenden. Aber ich möchte meine Schwester nicht in die Pfanne hauen, daher sage ich gar nichts und nicke einfach verstehend.

Das werde ich später im Auto noch weiter erfragen. Aber jetzt heißt es erstmal wieder Babybombe platzen lassen.

My One And Only FootballstarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt