Taxiservice Fabi und Franzi

69 9 1
                                    

*Franziska*
"Franzi, ich hoffe du hattest eine bessere Beifahrerin. Wincent war ganz schön schweigsam. Alles musste man ihm aus der Nase ziehen", sagte Fabi, nachdem wir in München aus den Autos gestiegen waren.
Die Fahrt war die reine Hölle, denn Wincents Auto ließ sich nicht so schön einfach fahren wie meins. Aber gut, ich hatte es überlebt und Ann auch. Wobei ich mir bei ihr nicht ganz so sicher war.
„Am Anfang war es echt okay. Aber zum Schluss wurde es echt anstrengend. Ich bin froh, in München angekommen zu sein", antwortete ich Fabi.
"Oh ja, ich auch. Wenn das jetzt die Woche so weitergeht, bleib ich Zuhause", meinte Fabi trocken.
"Ey, das ist unfair. Ich will auch."
"Mach doch."
"Haha. Mit den zwei Invaliden?" Ich deutete auf Ann und Wincent, die sich aneinander lehnten. Einer müder als der andere.
"Stimmt, du wohnst ja da. Mein Beileid."
"Danke, aber davon kann ich mir auch nichts kaufen."
"Soll ich Beruhigungsmittel besorgen?"
Ich sah ihn überrascht an. "Für mich oder die zwei?"
"Natürlich für die beiden", grinste Fabi. "Dich brauchen wir ja noch."
"Mich kannst du vermutlich als nächstes in die Klapsmühle einweisen", konterte ich trocken.
"Ich hätte Wein im Kühlschrank", bot Fabi mir an.
Ohne groß zu überlegen, sagte ich: "Perfekt. Ich zieh bei dir ein."
"Ähm, okay." Fabi wusste offenbar nicht so wirklich, was er sagen sollte.
"Sorry, ich wollte dich nicht überfordern", sagte ich.
"Kein Ding. Ich meine, wir..."
"Zwerge?", half ich ihm grinsend auf die Sprünge.
"Ja, wir Zwerge müssen ja zusammenhalten."
"Los, lass uns hochgehen. Die anderen warten", beendete ich das Thema an der Stelle, vor allem weil Ann und Wincent so aussahen, als würden sie jeden Moment umfallen.
Gemeinsam mit Ann und Wincent, die sich eher zum Aufzug schleppten als gingen, fuhren wir nach oben ins Studio.
Oben angekommen, wartete schon der Rest auf uns. Stürmisch wurden Wincent und Annemarie von Kevin und dem Rest begrüßt. „Da sind ja meine Lieblings-Bruchpiloten! Also, auf die Story sind wir wohl alle am meisten gespannt."
„Die bekommt ihr schon noch früh genug zu hören. Lasst uns doch erstmal hinsetzen. Mit stehen haben wir es nicht mehr so", lachte Wincent. „So schnell habt ihr euch noch nie an den Tisch gesetzt, außer es gab was zu essen", fuhr er fort und er hatte vermutlich Recht.
Zumindest hatte ich die ganze Bande noch nie so schnell am Tisch sitzen sehen, wie jetzt.
„Apropos essen? Franzi, wollen wir schnell für alle Pizza holen?", fragte Fabi und als die anderen zustimmend nickten, ging ich mit ihm wieder nach unten.
„Fährst du?", fragte ich Fabi und er nickte.
Wir stiegen ein und fuhren zur nächstgelegenen Pizzeria. Fabi parkte das Auto und gemeinsam gingen wir hinein.
„Meinst du, zwei Familienpizzen reichen?" Ich sah ihn fragend an.
„Gute Frage. Wobei Wincent, der sonst immer der Vielfraß ist, nicht so wirkt, als würde er viel essen", antwortete Fabi.
„Auch wieder wahr. Also reichen die."
„Zur Not haben wir noch Bier", sagte Fabi grinsend.
„Ich bin eher für etwas Stärkeres", gab ich zu.
Fabi lachte und bestellte dann die beiden Pizzen. „Ich kann nachher mal auf die Suche gehen", bot er an.
„Nur, wenn Wincent und Annemarie unerträglich werden."
„Okay."
Während wir auf die Pizzen warteten, redeten wir hauptsächlich über Musik, wie immer eigentlich. Es war so leicht, mit Fabi entspannt zu quatschen und obwohl er deutlich erfolgreicher war mit seiner Musik als ich, wobei ich nie den Anspruch eines Musikers hatte, ließ er es sich nicht anmerken. Wir waren direkt auf Augenhöhe und das machte es mir immer wieder leicht zu vergessen, dass er ein (angehender) Star war.
„Ich würde noch kurz tanken fahren", sagte Fabi, als wir mit dem Essen im Auto saßen und er den Motor startete.
„Okay."
Wir fuhren auf dem Weg zum Studio also noch an der Tankstelle ran.
„Schau mal bitte im Handschuhfach, da müsste so ein kleines Heft drin sein." Fabi stand an meinem heruntergekurbelten Fenster und sah mich bittend an.
Ich kam seiner Bitte nach und holte dann das Heft inklusive Kugelschreiber raus. „Hey, du hast Shots im Auto?", fragte ich überrascht.
Fabi sah mich genauso überrascht an. „Ähm... Oh." Er grinste. „Die hab ich da wohl mal drin vergessen."
Ich lachte. „Und ich dachte, du bist super ordentlich."
„Bin ich eigentlich auch", verteidigte er sich direkt. „Aber manchmal vergesse auch ich Sachen."
„Dann weiß ich ja, was wir am Studio noch trinken", sagte ich.
„Du kannst auch jetzt schon einen haben, wenn du willst."
„Nein, danke. Wir trinken die schön zusammen."
„Okay." Fabi ging schnell bezahlen und dann fuhren wir zum Studio.
Auf dem Parkplatz angekommen, stellte Fabi den Motor ab und ich reichte ihm einen der Shots. Er nahm ihn, öffnete die Flasche und ich tat es ihm gleich.
„Dann auf starke Nerven", sagte ich und wir stießen an, bevor jeder seinen Shot trank.
„Jetzt können wir mal die Raubtiere da oben füttern gehen", sagte Fabi und stieg aus.
„Hoffen wir mal, dass alle noch am Leben sind", lachte ich und folgte ihm mit den Pizzen nach oben.
Wir betraten das Studio und gingen geradewegs auf die Küche zu.
„Wince, jetzt...", hörten wir Kevin sagen, als wir den Raum betraten und die Pizzen auf den Tisch legten.
Alle, bis auf Annemarie, nahmen sich direkt ein Stück Pizza. Ich bemerkte den verwunderten Blick von Wincent, der erst seine Freundin und dann mich anschaute. Aber was sollte ich machen? Ich konnte ja nicht in Annemarie reinschauen. Also nicht immer.
Die Unterhaltung zwischen den beiden bekam ich nicht mehr ganz mit, denn Fabi lenkte mich ab.
Zugegebenermaßen eine nette Ablenkung. Ich mochte Fabi und obwohl ich ihn noch nicht so lange ganz privat kannte, würde ich ihn als Freund bezeichnen.
Nachdem die Pizza vernichtet worden war, gab es noch eine Runde Bier für alle. Fabi schaute mich fragend an und ich sah das Glitzern in seinen Augen. Ich schüttelte unmerklich den Kopf. Er musste jetzt nicht extra für mich nach starkem Alkohol suchen. In gemütlicher Runde quatschen wir über alles und ich stellte mal wieder fest, was Wincent für ein super Mensch war. Gut, ich kannte ihn bisher nur von seiner Künstlerseite aus Fernsehshows, Interviews oder eben Konzerten, aber er war privat genauso entspannt. Mit ihm nicht klar kommen, war einfach unmöglich. Ich freute mich, dass er Ann so glücklich machte und er selbst wirkte auch glücklicher als sonst. Zugegeben, im Moment nicht so wirklich, aber er hatte da ja auch so eine klitzekleine Bewegungseinschränkung.
Maty war es, der das fragte, was uns alle am meisten interessierte. „Nun sagt doch endlich, wie war euer Urlaub?"
„Ihr seid neugieriger als die Erdmännchen im Zoo", lachte Annemarie.
„Seid ehrlich, euch interessiert eigentlich nur die Story, wie wir zu unserem Mitbringsel gekommen sind", sagte Wincent.
„Eigentlich wollen wir alles hören", überlegte ich laut, was mir einen bösen Blick von meiner besten Freundin bescherte, den ich allerdings getrost ignorierte.
„Wenn ihr meint." Also begann Wincent zu erzählen und ich bekam doch ein kleines bisschen Angst, was er alles erzählen würde. Ich hoffte für Ann, dass er sich zusammen riss. „Bevor ich Annemarie vom Bahnhof abgeholt habe, habe ich alles gepackt und bin in mein Auto gestiegen und nach Hamburg gedüst. Dort haben wir uns endlich wieder in die Arme schließen können. Im Parkhaus wollte Annemarie nicht ohne einen Kuss losfahren. Und da wir komplett alleine da waren, sind wir hinter der nächsten Ecke und..."
Annemarie unterbrach ihn. „Stopp, hör auf! So detailliert wollen die das doch gar nicht hören."
„Guck doch mal in deren Gesichter, unsere Erdmännchenfamilie hört gespannt zu", antwortete Wincent.
Eigentlich war es ganz witzig, dass ich mal die andere Seite meiner besten Freundin zu hören bekam. Bisher hatte sie sich immer zurückgehalten, aber bei Wincent konnte ich offenbar auf viele tolle Storys hoffen. Und solange er sie nicht auf der Bühne oder im  Fernsehen oder Interviews erzählte, fand ich das absolut cool. Wincent war einfach eine kleine Labertasche und ich musste zugeben, ich mochte das.
„Aber ja, solche Details bekommt ihr nicht von uns zu hören", fuhr Wincent fort und ich war ein wenig enttäuscht. Wobei ich beim erneuten drüber Nachdenken feststellte, dass ich doch nicht alle Details wissen wollte.
Wincent erzählte weiter: „Die ersten Tage waren wirklich ganz entspannt. Zusammen konnten wir wirklich abschalten. Der Urlaub war von Tag 1 richtig schön. Wir waren einfach Annemarie und Wincent. Zwei ganz normale Personen. Wir waren viel im Schnee spazieren, außerdem waren wir in einer Therme, haben das Essen genossen."
„Ist das bei ihm immer so?", flüsterte ich Fabi zu.

Einmal Wolke 7 nie zurückWhere stories live. Discover now