Kapitel 19. Retten

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Mein Herz klopfte so schnell. Ich hatte das Gefühl das mein Hals zugeschnürt war. Unbeholfen glitt meine Hand von meinem Hals und ich lehnte meinen Kopf mit geschlossenen Augen an die Wand. Warum war es hier so stickig? Und es war so heiß. Ich fuhr mir mit den Fingern unter den Kragen meines Kostüms, in der Hoffnung es so zu verbessern. Wirklich helfen tat es nicht. Mit Schweiß auf der Stirn sah ich in Richtung eines kleinen Tisches, auf denen Wasserflaschen für die Schüler standen. Ich stand mit wackeligen Beinen auf und taumelte vorsichtig in Richtung des Tisches. Warum?! Warum ausgerechnet jetzt?! Während der Prüfung. Ich schraubte eine Flasche auf und setzte die Öffnung an meinen Mund. Als das kühle Wasser meinen Hals hinunter floß, spürte ich wie mein Herz langsam nicht mehr so schnell schlug. Ich setzte die Flasche wieder ab und atmete tief ein. Sehr gut. Ich musste mich unbedingt beruhigen. Ich nahm noch drei Schlucke. „Hallo Mahiru. Wie geht's dir?“ Was?! Ich zuckte leicht zusammen und drehte den Kopf herum. Denki. Wie viel Zeit war vergangen? Er klopfte mir auf die Schulter. Ich setzte die Flasche ab und schenkte ihm ein kurzes Lächeln. „Hi. Das wird schon. Ich war... ziemlich motiviert. Aber jetzt...“ Ich sah beiseite. Ich wollte ihm mein Herz ausschütten. Ich musste ihm ja nicht die ganze Wahrheit erzählen. „Es ging alles so schnell.“ Er grinste und sagte: „Setzen wir uns doch.“ Ich war erleichtert. Er hörte mir zu und dafür war ich ihm sehr dankbar. Wir unterhielten uns lange. Mit Denki waren auch Katsuki und Kirishima langsam dazu gekommen. Die anderen Schüler aus der 1-A trudelten auch ein. Mein Herzschlag war wieder auf ein normales Tempo gesunken. Gut. Wir brauchten alle noch Kraft um  die Prüfung zu beenden. Schließlich konnte das noch nicht alles gewesen sein. Ich saß gerade neben Fumikage und unterhielt mich ein bisschen mit ihm, als es plötzlich im ganzen Zelt knackte. Ich sah erschrocken auf. „Liebe Teilnehmer.“ Der Lautsprecher. Ich lehnte mich locker zurück und richtete meinen Blick auf den besagten Lautsprecher in der Ecke des  Zeltes. Es knackte erneut, dann erklang die Stimme: „Es beginnt jetzt der zweite Teil der Prüfung. Eure Aufgabe ist, Retten!“ retten? Retten. Logisch. Schurken bekämpfen und Passanten retten. Das würde wohl nicht so schnell gehen, aber zumindest musste ich jetzt nicht gegen jemanden kämpfen. Ich war immer noch vollkommen überrascht, das ich so schnell durch gekommen war. Dafür daß ich eher zu denen aus der Klasse gehörte, die nicht so stark waren. Langsam stand ich von der Bank auf und strich mir die schwarzen Haare aus dem Gesicht. Kam da noch was? „Also Helden, rettet.“ Ok. Das war's. Ich warf einen kurzen Blick über die Schulter zu Fumikage, der aufsprang und eine Handgeste in meine Richtung machte. Ich drehte mich schwungvoll um und stieß mich vom Boden ab. Mit zwei Schritten war ich bei ihm. „Wollen wir zusammen arbeiten?“, fragte er. Ich nickte. Das war bestimmt gut. „Ok. Gehen wir.“ Ein paar waren schon hinaus gelaufen und die Tür des Zeltes geöffnet. Fumikage und ich erreichten den Ausgang und taten nach draußen. Ein Schüler einer anderen Schule hatte die Erde aufbrechen lassen. Es war wohl das Grollen gewesen, das ich im ersten Teil gehört hatte. Es war alles brüchig und Felsbrocken lagen auf dem Gelände. Jetzt erst kam mir der Gedanke das mein Gewinn nicht an meiner Stärke lag, sondern einfach nur daran das ich Glück gehabt hatte. Er war einfach nur schwach gewesen. Ich schluckte den Kloß in meinem Hals hinunter und sah mich um. Wenn wir jemanden retten sollten, musste hier ja auch jemand zum retten sein, oder? In dem Moment erklangen Schreie: „Hilfe! Helft uns!“ Tokoyami und ich tauschten einen Blick. Er nickte mir zu. Ich machte eine schnelle Bewegung zur Seite und sprintete dann los, in Richtung der Schreie. Vor mir erschien ein riesiger Berg aus Felsbrocken. Ein Schauder lief mir über den Rücken. Gut das ich schon weg gewesen war. „Hilfe!“, erklang es plötzlich. Ich konnte mich später loben. Ich beugte mich hinunter und sah unter den Felsbrocken. Da war wirklich jemand. OK. Ich richtete meinen Blick auf den Brocken und konzentrierte mich. Dann drehte ich den Kopf zur Seite. Der Fels wurde zur Seite gewichtet und krachte auf den Boden. „Junge! Hilf mir!“ Ein alter Mann. Neben ihm lag ein Gehstock, er hatte eingefallen Wangen und Blut im Gesicht. Ich rannte auf ihn zu und legte einen Arm um seine Schultern. „Geht es Ihnen gut?“ Nebenbei ließ ich den Gehstock sich aufstellen. „Ich kann mich kaum bewegen,“ krächzte der alte Mann und grub seine Finger in meine Schulter. Ich ignorierte es und stützte ihn so gut ich konnte. „Sie bekommen gleich Hilfe. Halten sie noch einen Moment durch.“ Ich lehnte ihn gegen einen Felsbrocken und befühlte die Wunde unter den Haaren. OK. Es war nicht so schlimm. Dann wären da noch seine Beine. Ich streckte einen Arm aus und fing den Stock. Dann richtete ich meine Macke auf den Mann und ließ ihn schweben. Ich rannte los.

„Bring ihn hier rüber!“-„Ok!“ Ich ließ den alten Mann zu Boden gleiten und legte den Stock neben ihn. „Ihnen wird jetzt geholfen.“ Zwei blonde Mädchen kamen angelaufen und beugten sich über ihn. Die eine wandte sich an mich: „Gut gemacht. Ich glaube da hinten sind auch noch welche. Kannst du wie Herbringen?“ Natürlich. Ich nickte ihr zu. „Geht klar.“ Damit drehte ich mich um und lief wieder los. Die Aufgabe war so viele wie möglich zu retten. Wenn wir alle zusammen arbeiten würden, könnten wir es schaffen. Ich legte eine Hand auf einen großen Stein und schwang mich geschickt darüber. Die Station für die geretteten lag jetzt schon ein kleines Stück hinter mir. Ich sprang über noch einen Steinblock und fing mich ab. Vor mir öffnete sich eine glatte karge Fläche. Schrie jemand? Nein, ich konnte nichts hören. Ich drehte mich einmal im Kreis. Nichts. Ich konnte sich nichts sehen. Plötzlich krachte es. Scheiße! Wind traf mich mitten ins Gesicht und ich wurde nach hinten geschleudert. Ivh musste mich abfangen, bevor ich auf dem Boden aufschlug! Auf einmal packte jemand meine Schulter und stoppte meinen Fall. Ich setzt blitzschnelle ein Bein auf den Boden und machte eine Drehung. Mein Herz klopfte. „Alles gut?“, fragte Shoto.

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