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Ich sitze in meinem dunklen und stillen Zimmer. Das einzige was mein Zimmer erhellt sind die Lichtstrahlen der Dämmerung. Wieder sitze ich vor meiner Leinwand, schaue mir das Chaos von Farben an. Und wieder erkenne ich das Gesicht. Das Gesicht von einem Unbekannten. Das Gesicht was ich vor 2 Jahren gesehen habe. Ich gehe mit meiner Fingerkuppe über die Farbe, den geschwungenen Linien.

Ich schaue aus dem Fenster. Denke an meinem Freund, Noah. Denke daran wie wir uns kennengelernt haben. Wie glücklich er mich macht. Doch tief in mir drinnen sitzt dieses komische Gefühl. Das Gefühl er sei nicht der richtige. Ich halte mir die Hände an den Kopf, und versuche mir diese Gedanken aus dem Kopf zu nehmen. Meine Augenlider werden schwerer und ich merke wie ich in den Schlaf falle.

Ein lautes klingeln weckt mich. Ich reiße meine Augen auf. „Es ist 7:54Uhr! Ich habe ja komplett verschlafen".
Eilig renne ich ins Badezimmer und putze mir meine Zähne während ich auf der Toilette sitze und mein Geschäft erledige. Ich renne in mein Zimmer zurück und ziehe mich um. Das heutige Outfit besteht aus einer straight leg Jeans , einer Lederjacke, schwarz weiße dunks und einem engem weißen Oberteil. Ich betrachte mich im Spiegel und mache mir meine Lieblings lippenkombi. „So jetzt kann der Tag starten!"

Neben mir sitzt Ana. Sie erzählt mir von ihrem Date mit Miguel. Auch wenn ich ihn nicht so besonders mag, er scheint meine beste Freundin echt glücklich zu machen. Frau Horrow räuspert sich. Wir beide schauen schnell nach vorne und verkneifen ein Lachen. Meine französisch Lehrerin mag es garnicht wenn man redet , aber irgendwie ermahnt sie uns nicht. Sie hat bei uns beide bestimmt schon aufgeben.

Noah sitzt , mit seinem Arm um meine Schultern , mit Ana , Miguel und Luis und mir in der Cafeteria. Eigentlich sitzen wir nie zu fünft zusammen. Doch der Tag heute ist eh schon komisch genug. Zuerst verschlafe ich , und dann dachte ich den Fremden von vor 2 Jahren gesehen zu haben. Wahrscheinlich bin ich einfach nur zu müde. Oder?

Noah scheint bemerkt zu haben, dass ich in meinen Gedanken versunken bin. Er lehnt sich näher an mich und streicht mir eine Strähne hinters Ohr.
„Was ist denn los süße?" flüstert er mir ins Ohr. Ich mag es nicht wenn er mir  solche Kosenamen gibt. Ich zwinge mir ein Lächeln auf und schaue ihn an. Seine leichten Sommersprossen und blauen Augen strahlen mich an. Sein Lippen formen sich zu einem Lächeln. Eigentlich sollte mein Herz doch tausend mal schneller schlagen und mir sollte der Atem stocken. Doch nichts tut sich. Ich drückte seine Hand um ihn zu vergewissern das alles gut sei. Er drückt mir ein sanften Kuss auf die Wange und schließt sich wieder dem Gespräch an.

Ein lautes Klingeln ertönt , was bedeutet : endlich Schulschluss!
Ich wollte Noah nicht begegnen nach heute Mittag. Es war komisch ihn anzusehen und nicht mehr dasselbe zu empfinden.
Mit schnellen Schritten und dem Blick um mich herum gerichtet, renne ich in jemanden hinein. Unsere Blicke treffen sich, und alle Geräusche um mich herum verschwinden, meine Umgebung verblasst. Was passiert hier? Nach drei Sekunden wende ich  mein Blick ab und schüttle still den Kopf.  Seine Augen kommen mir so bekannt vor, so vertraut. Aber woher? Mit noch schnelleren Schritten komme ich endlich nach draußen. Ich atme die frische Frühlingsluft ein und schließe für einen Moment die Augen.
Der Tag heute ist ehrlich sehr komisch. Vielleicht sollte ich mir frei nehmen um meinen Kopf frei zu bekommen. Ich sollte Giulia-
Doch bevor ich weiter in Gedanken versinken kann, reißt mich ein lautes Handyklingeln aus meinem Tagtraum. Ich nehme an und halte es mir ans Ohr. „Hallo?" „Ach hallo Lavina, gut dass du dran gehst. Du musst schnell ins Café kommen. Wir sind unterbesetzt und du bist die beste die ich hab" ertönt von der anderen Leitung. Wird wohl nichts mit frei nehmen. „Ja klar , ich mache mich sofort auf dem Weg". Ein erleichtertes Ausatmen Giulias Seite ertönt noch bevor der Anruf beendet wird.

Am Café angekommen, fällt mir eine lange Schlange auf. Welche zufälliger Weise am Café ansteht. Wo denn auch sonst. Überfordert dränge ich mich durch die Menschenmenge um hinein zu kommen. Nach vielem Stolpern und wütende Bemerkungen habe ich es auch endlich geschafft. Ich streiche mir die Haare aus dem Gesicht und blicke mich um, um Giulia zu finden. Welche komplett überfordert an der Kaffeemaschine tätig ist. Ich ziehe mir meine Schürze drüber , mache meine Haare zu einem Dutt und mache mich an die Arbeit.

Mein Blick fällt sofort auf Tisch 7 , wo sich ein junger Mann, ich schätze 20, mit einer wunderschönen Blondine, ich schätze 19, unterhält. Sie scheint sehr aufgeregt und glücklich zu sein. Doch er strahlt das komplette Gegenteil aus. Seine Antworten bestehen aus einem Nicken oder einem Kopf schütteln. Ganz in Gedanken versunken merke ich nicht wie eine Kundin an der Theke mir eine Frage stellt. „Hallo! Spreche ich hier mit einer Wand? Was ist das denn hier für ein Service!", sofort blicke ich zu der Frau auf und setzte ein entschuldigendes Lächeln auf. „Tut mir leid, ich bin nicht so ganz bei der Sache heute. Was kann ich für sie tun?". Ein genervtes ausschnauben ihrer Seits und ein augenverdrehender Blick auf die Karte bringt mich schon zur Weißglut. „Also ich hätte gerne ein Latte mit Karamell und ein paar Tropfen zartbitter Schokolade", nickend notiere ich mir ihre Bestellung und begleite  sie zu einem Tisch. 

Ich lasse die Milch aufschäumen, in der Zwischenzeit lasse ich das Karamell die innen Seite des Glases hinunter laufen. Ich schätze mal das ist glasieren. Mein Kopf ist heute nicht bei der Sache. Doch zum Glück schaffe ich es der Frau ihr Getränk zu überreichen ohne dass sie sich beschwert. Der junge Mann von Tisch 7 hat sein Blick auf mich gerichtet und erst dann erkenne ich wieder diese vertrauten braunen Augen. Er wendet sein Blick nicht ab, egal wie oft die Blondine ihm gegenüber sein Arm beim Lachen berührt oder ihn süß anschaut. Nervös breche ich den Augenkontakt als erstes ab und begebe mich wieder hinterm Tresen.

Es sind nun 4 Stunden vergangen nach dem auch alle Gäste gegangen sind. Ich schnappe mir einen Lappen und Reinigungsmittel , und fange an die Tische zu säubern. An jedem Tisch lag Trinkgeld , mal 5 Euro mal 2,50 Euro. Innerlich dankte ich Gott , das dieser Tag vorbei war. Mein Blick huscht zu Tisch 7 , wo komischer Weise ein Zettel lag. Ich ging zum Tisch um diesen Zettel zu entsorgen , doch Buchstaben kamen zum Vorschein. Ich öffnete den Zettel vorsichtig und mir kam ein 20 Euroschein entgegen. Ich nahm ihn raus und ungläubig darüber las ich mir das geschrieben durch.

*Dankeschön mein Trauerschwan für diese 3 Sekunden erneuten Augenkontakt. Du weißt wo du mich findest,  falls dir dein Anblick gefiel ;)*

Empört zerknülle ich den Zettel und stopfe ihn in meine Schürze. Wie selbst überzeugt er ist. Seine dunkle Aura jagt mir eher Angst ein als das sie mir gefiel. Doch seine braunen Augen.. Ich schüttelte meine Kopf. Ich darf sowas nicht denken. Ich bin in einer Beziehung und er liebt mich.
Doch liebe ich ihn auch?



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Und wie fandet ihr es bis jetzt?
Ich hoffe es gefällt euch. Wenn ihr Anmerkungen habt immer her damit!!

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𝐓𝐫𝐚𝐮𝐞𝐫𝐬𝐜𝐡𝐰𝐚𝐧Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt