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„Mein Gott, sehen wir scheiße aus", sagte Bob und begutachtete sein Gesicht im Spiegel

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„Mein Gott, sehen wir scheiße aus", sagte Bob und begutachtete sein Gesicht im Spiegel. Er hatte das mit Blut verschmierte Shirt ausgezogen und fühlte mit noch immer ein wenig zittrigen Händen seine aufgeplatzte Lippe. Als er mit der Zunge vorsichtig darüberfuhr, konnte er noch das Blut schmecken.

Peter hatte es nicht minder hart erwischt. Auch er hatte sein Shirt ausgezogen und stand nun dicht hinter Bob, um sein Auge anzusehen. Ein dicker blauer Fleck begann sich unter seinem linken Auge auszubreiten und schmerzte, als er ihn berührte.

Die beiden Detektive kamen grade von ihrem letzten Fall zurück, der in einer wilden Rauferei um ein gestohlenes Schmuckstück geendet hatte. Justus hatte sich rechtzeitig zurückgezogen, aber Bob und Peter hatte es sichtbar erwischt.

„Wenn wir schon so aussehen, wie müssen sich die anderen dann fühlen?", fragte Peter und lehnte sich dabei ein wenig weiter vor, da die Badezimmerleuchte nicht allzu viel Licht machte.

Bob spürte Peters nackten Oberkörper an seinem Rücken und sofort war es, als sei er elektrisiert. Die Wärme, die von seinem Freund ausging, ließ sein Herz sofort schneller schlagen und seine Beine wurden weich. Nach der Aufregung der letzten Stunden, fühlte er, wir ihn jetzt auch die Müdigkeit und Anspannung langsam zu übermannen drohten. Er atmete tief ein und schloss die Augen.

„Alles in Ordnung, Bob", fragte Peter besorgt und legte eine Hand auf Bobs Schulter.

‚Nein,' dachte Bob. ‚Ich kann es nicht ertragen, dich hier zu haben und zu schweigen und dich nicht zu berühren, nicht jeden Zentimeter deiner Haut mit meinem Küssen zu bedecken, dir nicht zu sagen, dass ich dich seit Jahren begehre und wir nicht nur beste Freunde sein sollten'. Aber es kam nicht über seine Lippen.

Peter schien dennoch zu spüren, dass etwas nicht in Ordnung war. Er breitete seine Arme aus, umschlag damit Bob, der die Augen noch immer geschlossen hielt und nahm ihn von hinten in die Arme.

Bob spürte, wie Peters Körper seinen umschlang und seine Wärme auf Bob übertrug. Peter Hände waren dabei in etwa der Mitte seiner nackten Brust gelandet und an Bobs Rücken konnte er Peters Sixpack spüren. Ob Peter wohl fühlte, wie schnell Bobs Herz nun in seiner Brust schlug?

Peter wollte Bob gerne trösten und spürte, dass dieser seine Nähe genoss. Er hörte, dass Bob gleichmäßig zu atmen versuchte, doch das schnelle Pochen seines Herzes, auf dem Peters Hand bei der Umarmung gelandet war, verriet ihn.

Auch Peter ließ diese Nähe zu Bob nicht kalt. Er war seinem Freund so nah, dass er deutlich den betörenden Duft, den Bob verströmte, wahrnahm und gerne mehr davon gehabt hätte. Obwohl er nicht sicher war, wohin diese Situation sie führen sollte, konnte er sich nicht zurückhalten. Vorsichtig legte er seinen Kopf auf Bobs Schulter und sog hörbar den süßen Duft an seinem Hals ein.

Als Bob Peters Annährung spürte, entwich ihm ein leiser Seufzer. Er war nicht mehr lange in der Lage hier ruhig zu stehen und so zu tun, als würde ihn das alles kalt lassen. Er musste sich mit den Händen auf dem Waschbecken abstützen, damit seine weichen Knie nicht den Geist aufgaben.

„Bob", flüsterte Peter und er war ihm jetzt so nah, dass Bob Peters Lippen bei Sprechen an seinem Hals fühlen konnte. Ein angenehmer Schauer lief ihm über den Hals und den Rücken und gelangte schließlich in seine Hose. Hoffentlich würde Peter das nicht bemerken.

„Pete", flüsterte Bob zurück und erschrak, als er merkte, dass sich sein Flüstern in ein Stöhnen verwandelt hatte.

Peter wusste nicht, was da grade mit ihm passierte, aber Bobs Antwort setzte eine Reaktion in ihm in Gang, die Peter in dieser Position nicht würde vor Bob verstecken können. Seine Hose spannte sich und war nun gefährlich nah an Bobs Rücken. Peter löste sich etwas aus der Umklammerung, um ein paar Zentimeter Abstand zu gewinnen.

Bob merkte sofort, dass Peter auf Abstand ging und war auf einmal hellwach.

Was hatte er getan? Dieses dämliche Stöhnen hatte Peter verschreckt. Jetzt würde er sich sicher bewusstwerden, was das für eine Situation war und nichts würde jemals wieder sein wie früher. Selbst, wenn Peter die letzten Minuten vielleicht auch genossen hatte, so würde ihm bestimmt gleich auffallen, dass es sich um einen Fehler handeln musste. Ein blödes Missverständnis. Und nur mit Glück würden sie einfach weiter machen wie bisher. Aber das war etwas, das Bob nicht mehr aushalten wollte. Ganz oder gar nicht, dachte er.

„Bob?", fragte Peter vorsichtig und erst jetzt merkte er, dass Peter ihn im Spiegel beobachtete. Seine Arme waren noch immer um Bob gelegt und er machte auch keine Anstalten, diese Umarmung aufzulösen.

„Ja?", antwortete Bob leise und merkte selbst, wie dünn und traurig seine Stimme klang.

Peter versuchte seine Gedanken zu ordnen, bevor er antwortete. Was auch immer das zwischen ihnen geworden war, Peter wollte mehr davon. Er genoss es, Zeit mit Bob zu verbringen und er genoss seine Nähe. Während ihm schon früher immer klar gewesen war, dass Bob ein toller Mensch und sein bester Freund war, so kam nun noch etwas anderes dazu.

Die Anziehung, die seit einigen Wochen zwischen ihnen herrschte, war nicht nur eine kurze Phase oder spannende Abwechslung. Sie war in Peter gewachsen, jedes Mal, wenn sie sich sahen, ein wenig mehr. Jedes Mal, wenn sie sich berührten, wurde sie stärker. Und nun wollte sich Peter nicht mehr dagegen wehren.

Er spürte, dass Bob genauso fühlte wie er. Peters Berührungen hatten Herzklopfen und Genuss ausgelöst, das war nicht zu übersehen. Außerdem wurde Peter langsam bewusst, dass Bob sich wohl schon länger seiner Gefühle für Jungs im Klaren war. Peter hatte es nur nicht so deutlich sehen wollen.

Bob wagte es nicht, sich zu bewegen. Wie sie hier so eng umschlugen, mit nackten Oberkörpern hautnah aneinander gepresst standen, war die Spannung in der Luft fast greifbar. Bob fürchtete, dass jede noch so kleine Bewegung diese Umarmung lösen könnte. Nicht mal den Gedanken  daran wollte er in diesem Moment zulassen.

All die Jahre, die Bob und Peter zusammen an Fällen gearbeitet hatten; die vielen Stunden, die sie gemeinsam in der Zentrale verbracht hatten; jede Minute, die Bob genossen hatte, wenn Peter bei ihm war; mündeten, in den schier endlosen Sekunden, die darüber entscheiden würden, ob Bob weiterhin still in seinem Liebeskummer ertrank, oder ob Peter ihn endlich aus dem Meer der Einsamkeit retten würde.

„Ich...", durchbrach Peter die Stille. Bob wartete, dass er etwas sagen würde, aber anscheinend wusste er selbst nicht so recht, was er eigentlich wollte.

Bob hatte Mühe seine Tränen zurückzuhalten. Er hatte keine Kraft mehr zu kämpfen. Er wollte nicht um Peters Liebe betteln müssen. Aber er konnte ihn jetzt auch nicht gehen lassen! Er musste es jetzt einfach sagen, sonst würde sein Herz zerspringen.

„Peter, ich liebe dich", platze es aus ihm heraus.
„Ich bin schon sehr lange verliebt in dich. Eigentlich schon immer." Das Flüstern klang in Bobs Kopf so laut, als hätte es es hinausgeschrien, obwohl er sich sicher war, dass Peter es nur grade so verstanden hatte.

Peter sah Bob im Spiegel an. Nach ein paar endlosen Sekunden, lächelte er. „Schon immer?", fragte er nur.

Bob nickte. All die Jahre, die er diese losen Beziehungen zu Mädchen gehabt hatte, hatte er doch nur immer an Peter gedacht, der aber schier unerreichbar für ihn war. Jetzt war er seinem Ziel auf einmal sehr nah. Immerhin war Peter nach dieser Beichte noch immer hier. Hatte er vielleicht all die Jahre seine Zeit verschwendet?

„Immer!", flüsterte er.

Peter drehte ihn um und sah ihn aus tiefgrünen Augen an. Dann strich er vorsichtig mit dem Daumen über Bobs verletzte Lippe. Zärtlich legte er seinen weichen Mund auf den seines Freundes. Bobs Herz zersprang.

Aber vor Glück.

Drei Fragezeichen - Kurzgeschichten & OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt