"Verdammt noch mal!"
Der Wagen machte erneut ein ungesund klingendes Geräusch und blieb schlussendlich ganz im Schnee stehen. Louis hämmerte auf den Startknopf, dann aufs Radio und schließlich das Lenkrad ein. Die Hände fest ums Lenkrad geschlossen, schloss er seine Augen und atmete tief durch.
"Alles super", murmelte er zu sich selbst. "Ich bin nur mit einer Autopanne irgendwo in der Pampa!" Die letzten paar Worte brüllte er. Seine Augen schlossen sich wie von alleine wieder und er versuchte seinen vor Wut und Panik gestiegenen Puls zu beruhigen. "Okay." Er atmete tief durch. "Okay."
Er kramte sein Handy aus der Tasche seines Mantels, der zuvor flüchtig auf den Beifahrersitz gepfeffert wurde und diesen seither nicht mehr verlassen hat. Nach einem kläglichen Versuch es einzuschalten, wurde es jedoch wenig liebevoll zurück in die Tasche befördert und Louis kramte aus dem Handschuhfach eine alte Karte hervor. Fünf Minuten später war er, eingwickelt in einen dünnen, grauen Schal, den er für eine Weihnachtsgala vor zwei Jahren gekauft hatte und seitdem nie wieder getragen, und seinen Mantel auf dem Weg in die nächste Kleinstadt. Es kostete ihn mehr Zeit und Energie, als er erwartet hätte, doch der Schnee war pulvrig und immer wieder sank er knietief ein.
Eine halbe Stunde später kam er zitternd und mürrisch mit nassen Füßen und den Hosenbeinen seines durchaus nicht billigen Anzuges, die sich an den unteren Enden aufgrund des Schnees dunkelgrau verfärbt, hatten in der kleinen Stadt an.
Jedes Haus war weihnachtlich geschmückt und zwischen den Laternenpfählen wurden Lichterketten angebracht, die im Dunkeln sicher sehr hübsch aussehen würden, doch Louis konnte sich darüber gerade keine Gedanken machen, geschweige denn sich darüber freuen.
Er überwand sich zu einem freundlichen Lächeln und fragte einen älteren Herrn, der Schnee in seinem Vorgarten schippte, wo er die Werkstatt finden konnte, die er hoffte hier zu finden. Glücklicherweise deutete der Mann die Hauptstraße hinauf und wieß ihn an, sie entlang zu gehen, bis zu einem Schild mit STYLES' GARAGE repairing cars and hearts. Es sei nicht zu verfehlen. Louis zog seinen dünnen Schal enger und bedankte sich höflich, bevor er auf ein Neues losstampfte. Dieses Mal jedoch konnte er den gestreuten Gehweg nehmen. Mit seinen kalten, nassen Füßen war das trotzdem nur ein schwacher Trost.
Die Hauptstraße zu Styles' Garage hinaufzugehen dauerte nicht lange und Louis war froh im warmen Licht einer offenen Garage zu stehen. Er zögerte. Es war niemand zu sehen.
"Hallo?", rief er zaghaft, seine Stimme hallte ein wenig von den Wänden zurück. "Hallo?" Er klopfte sachte gegen einen Metallschrank in der Nähe des offenen Garagentors und tatsächlich kam keine Sekunde später ein junger Mann aus einer Ecke der Werkstatt hervor.
Er wischte sich die Hände an einem, wie es schien, alten Unterhemd ab, ließ ihn dann auf eine Tonne fallen und kam freundlich lächelnd auf Louis zu."Hi. Wie kann ich dir helfen?" Seine Stimme war fast so warm wie das Licht der Lampe, die in der Mitte der Garage von einem Seil baumelte und den ganzen Raum erhellte.
"Ich glaube mein Auto hat eine Panne", er deutete Wage in Richtung Ortsausgang. Das Städtchen war so klein, dass man den Ortsausgang von Styles' Garage aus noch knapp sehen konnte.
Der junge Mann lachte charmant und nickte. "Verstehe. Wo steht das gute Teil denn?"
"Zu Fuß etwa 30 Minuten von hier." Louis zuckte entschuldigend mit den Schultern.
Der Blick des jungen Mannes rutschte runter auf die Nassen Hosenbeine von Louis' Anzug. "Hör zu, wenn du magst dann geh doch durch die Hintertür", er deutete weiter in die Garage hinein, "in die Küche, da ist meine Schwester. Sie führt ein Café und sie kann dir etwas Heißes zu Trinken machen und dir trockene Socken geben, damit du dich aufwärmen kannst, solange ich dein Auto hole. Na, wie klingt das?"
Nachdem er sich Louis' Kennzeichen aufgeschrieben hatte, ging er mit einem Schlüsselbund in Richtung eines großen Pick-up Trucks und warf Louis noch ein amüsiertes Grinsen zu. Bevor er die Autotür hinter sich zuschlug, steckte er noch einmal seinen Kopf zu ihm heraus. "Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du gewaltige Ähnlichkeit mit dem Prinzen hast?"
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Ein Kleinstadtjunge zu Weihnachten
FanfictionEs ist genau die Klischee-Story nach der es klingt. "Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du gewaltige Ähnlichkeit mit dem Prinzen hast?"