Kapitel 5

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Ah, Kopfschmerzen. Mein neuer bester Freund. Ich hatte in den letzten Tagen mehr als genug von seiner hässlichen Visage, der sollte sich gefälligst verpissen.

Hinzu kam auch noch, dass Licht mich aufweckte, als wären Kopfschmerzen nicht schon schlimm genug. Widerwillig öffnete ich meine Augen, um zu sehen, woher dieses Licht überhaupt kam. Es war kein Sonnenlicht, es waren Kerzen. Überall in diesem überdimensionalen Zelt standen Kerzen.

Als wären die Kerzen schon nicht genug, standen auch noch fremde Leute in meinem Zelt. Was zur Hölle hatten diese verdammten Leute hier zu suchen? Genervt setzte ich mich auf und wollte gerade zu der Tirade ihres Lebens ansetzen, als ich erkannte, dass es gar nicht mein Zelt war. Gut, dass ich diese Tirade nicht angefangen hatte.

Ich konnte mich nicht erinnern, wie ich in dieses Zelt gekommen bin. Über mir war keine Decke gelegt und ich hatte auch noch alle Klamotten an, die sehr formell aussahen. Seit wann lief ich freiwillig in so etwas herum und was zur Hölle hatte ich eigentlich in einem Zelt zu suchen?

Eine Frau mit halblangen weißen Haaren und einer goldgerahmten Brille saß neben mir. Ich erkannte sie nicht, ich erkannte niemanden in diesem Zelt. Alles war unbekannt und ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie ich hier gelandet war und wollte gerade die vorherige Tirade wieder anfangen, als ich ein bekanntes Gesicht sah. Die wollten echt nicht, dass ich anfing zu schimpfen, oder?

Das bekannte Gesicht war Alexej. Er war eine stationierte Wache vor dem Cassavan'schen Gebiet, sehr guter Kämpfer und etwas furchteinflößend. Ich traute ihm nicht über den Weg, aber ich hätte jetzt auch nicht erwartet, dass er mich bei irgendwelchen Leuten ausliefert.

»Alexej! Willst du mir das erklären? Wo bin ich, warum bin ich hier und was hast did damit zu tun?«, knurrte ich, während ich vom Bett stieg und aufstand. Die weißhaarige Frau stand ebenfalls auf und legte mir vorsichtig eine Hand auf die Schulter.

»Lady Dai, bitte beruhigt Euch. Der Zauber hat Eurem Kopf viel Kraft gekostet, Eure Erinnerungen sind jetzt wahrscheinlich sehr verstreut«, sprach sie sanft auf mich ein. Ihre Hand verließ dabei nicht meine Schulter. Mir gefiel das alles nicht. Sie wusste und benutzte meinen echten Namen. Auch wenn ich nicht zufrieden war, würde es mir Probleme einfangen, wenn ich jetzt rebellierte. Abwarten schien mir eine bessere Option.

Alexej trat vor und lief zu mir hin. »Dia, was ist das letzte woran du dich noch erinnern kannst?«

Meine letzte Erinnerung...

Maria und Saskia. Sie redeten etwas auf mich ein. Was sagten sie? Ich wusste es nicht, aber es war nichts Gutes. Maria lachte, sie lachte, sie lachte, sie lachte, sie lachte, sie lachte mich aus. Warum tat Saskia nichts dagegen? Sie war meine Freundin, warum verhinderte sie nicht, dass Maria lachte. Nein nein nein, sie lachte mit. Warum lachte sie? Warum lachte sie mit? Hatte ich etwas falsch gemacht?

»Maria und Saskia, sie lachen wegen etwas.« Meine Stimme zitterte etwas. Egal wie sehr ich versuchte es zu verstecken, es wurde eher stärker.

Tiefe Trauer erfasste mich. Wie konnten sie mich so auslachen? War ich denn nichts wert für sie? Waren das nicht die Leute, die versprochen haben auf mich aufzupassen? Warum lachten sie? Es wurde immer lauter. Ich spürte die Tränen auf meinen Wangen. Sie liefen unablässig hinab.

Ein Kreischen durchbrach die Welt, als ich auf die Knie fiel, mein weißes, reines, neues, sauberes Kleid verschmutzt vom Gras und von der Erde. Alles was meinen Oberkörper von der Erde trennte waren meine Hände, die sich in ebendieser festkrallten.

»Was liegst du auf dem Boden rum, Dai?«, lachte Maria, mit besonderer Betonung auf meinen Namen. Niemand nannte mich so. Allen war klar, dass der Name hässlich war. Einsilbig und hart, er merkwürdig auszusprechen, aber ich dachte nicht, dass Maria es so lustig finden würde. Es klang aus ihrem Mund praktisch wie eine Beleidigung.

ImmortalityHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin