Nonsense

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Cameron's P.O.V

Ein zartes Klingeln ertönte, dass mich zusammenzucken ließ. Mein Notenheft knallte auf den kleinen, runden Holztisch. Dabei schwappte meine heiße Schokolade über den Rand der Tasse. Hastig fegte ich das Heft vom Tisch weg von der Kakaopfütze. Es rutschte über die glatte Oberfläche und schwebte auf den dunkelroten Samtsessel neben mir. Ein leises Seufzen verließ meine Lippen. Es hatte zum Glück nichts abbekommen! Innerhalb eines Wimpernschlags wäre die Arbeit von Jahren verloren gegangen. Ich wollte gar nicht weiter darüber nachdenken...

"Brauchen Sie ein Tuch?", erkundigte sich die Kellnerin, die, wie aus dem Boden gestampft, plötzlich neben mir stand. Ihr platinblondes Haar ist streng zurück gekämmt in einen Dutt. Beim Sprechen machte ihr Akzent sich nur das Rollen des Rs bemerkbar. Aus irgendeinem Grund fühlte ich mich ertappt, als sie mir diese Frage stellte. Schwer schluckend nickte ich. Zu mehr war ich nicht in der Lage, da ich abgelenkt wurde von dem neuen Gast. Es war ein Mädchen in meinem Alter, die nicht recht in die Umgebung passen wollte. Ihre langen Haare wirkten in diesem Licht beinahe schwarz, was die fliederfarbenen Spitzen ins Auge stechen ließ. In ihrem linken Nasenflügel glitzerte ein schwarzer Stecke mit einem Steinchen in der Farbe ihrer Haarspitzen. Das Mädchen wirkte nicht übermäßig eingebildet oder unsicher. Eigentlich war sie ein gewöhnliches Mädchen in einem Café. Aber ihre Aura nahm mich völlig ein! Faszinierend...

"Entschuldigen Sie? Sir?", riss mich die Kellnerin mich aus meinen Gedanken, wobei sie mit einem Lappen vor meiner Naser herumwedelte. Ich schenkte ihr ein verlegendes Lächeln und kratzte mir den Nacken.

"Oh! Ähm- Ja. Also... ähm- Vielen Dank!", stammelte ich zusammen, nahm das Tuch entgegen und sah zu, wie der Kakao in den Stoff aufgesogen wurde. Zum Abschluss wischte ich mit meiner Serviette über den Tisch, um sicher zustellen, dass er trocken war, bevor ich weiter mit meinem Notenheft arbeitete. Auf keinen Fall würde ich riskieren, dass mein Heft durch einen Wasserschande beschädigt werden würde. Dafür hatte ich viel zu viele Stunden und Herzblut darein gesteckt!
Sobald ich fertig war, lief ich zum Tresen und gab der hilfsbereiten Mitarbeiterin das Tuch zurück.
"Nochmal danke!", wiederholte ich -dieses Mal mit fester Stimme. Die Lippen der Frau öffneten sich, doch ein herzliches Lachen zerriss die Stille im Café. Statt einer Antwort nickte die Kellnerin mir zu. Ich lächelte und blickte mich daraufhin suchend um. Prompt entdeckte ich die Person, die lauthals lachte. Ein Grinsen stahl sich auf mein Gesicht. Die gute, alte Mrs Brewer! Schnatternd, kichernd und tratschend saß sie mit ihren vier Freundinnen an ihrem Stammtisch. So verlässlich wie ein Schweizer Uhrenwerk trafen sich die fünf Rentnerinnen jeden Dienstag und Donnerstag im Café Mozart. Der lang bestehende Club entstand in ihren Highschooljahren als durch Lehrer erzwungener Bücherclub. Jetzt 55 Jahre später gab es den Club immer noch und er änderte stetig seinen Namen! Wenn ich mich nicht irritierte, trug er aktuell den makaberen Namen "Club der Scheintoten". Mrs Brewer konnte nur darüber lachen, was mich nicht sonderlich überrascht hatte. Die alte Dame war bekannt für ihren schwarzen Humor. Doch ich musste anmerken, dass sie genauso mindestens einfühlsam war. Obwohl mir bei diesem Clubnamen ein eiskalter Schauer über den Rücken gelaufen war, nahm ich dienstags Platz an der lustigen Tischrunde und sprach mit ihnen über Gott und die Welt. Jedoch quetschten sie mich am liebsten über den Inhalt meines Notenhefts aus und ob ich endlich jemand nettes kennengelernt hatte, mit dem ich mir eine Beziehung vorstellen konnte. Diese Frage ignorierte ich immer mit voller Absicht. Ich hatte keine Zeit für eine Beziehung. Schließlich hatte ich alle Hände voll zu tun mit meiner Mutter! Da hatte ich nicht die Energie für noch jemanden. Es wäre keine liebevolle oder erfüllende Beziehung.

Sobald Mrs Brewer sich wieder einbekommen hatte und die Augen deshalb öffnete, entdeckte sie mich. Freudig winkte sie mir zu. Mit einem kleinen Lächeln erwiderte ich die Geste. Ein leiser Fluch hinter mir zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich wirbelte herum und fand den Ursprung. Es war das Mädchen mit den lila Haarspitzen! In dem Moment, in dem ich mich zu ihr drehte, schlug sie sich mit einem lauten Knall den Kopf der Tischkante an. Bei dem Klang konnte ich den Schmerz, den sie haben musste, beinahe selbst spüren. Obwohl ich einige Schritte von ihr entfernt stand, konnte ich die Tränen in ihren Augen glitzern sehen. Ihre Unterlippe bebte. Sie presste sie aufeinander, als wolle sie die Tränen zurückhalten. Ohne darüber nachzudenken, eilte ich mit langen Schritten zu ihr. Dann kniete ich mich vor sie hin. In diesem Augenblick kullerte eine vereinsamte Träne über ihre Wangen. Nicht mehr. Nur diese eine einzige Träne! Dennoch überzogen ihre Wangen ungleichmäßig rote Flecken. Geistesgegenwärtig zog ich eine Packung Taschentücher aus meiner Hosentasche, die ich ihr reichte. Perplex schaute sie mich an, nahm die Packung mit zitternden Fingern trotzdem entgegen. Aber sie zupfte kein Taschentuch aus der Plastikverpackung. Stattdessen krabbelte sie nach hinten. Dann richtete sie auf. Schnell streckte ich Hand aus, um die Tischkante zu umfassen. Ich wollte nicht riskieren, dass sie sich nochmal verletzten. Diese Augen waren zu schön, um wegen Schmerz zu weinen. Hockend und mit meiner Hand am Tisch wartete ich ab, bis das Mädchen aufgestanden war, um mich danach aufzurichten. Ich streckte ihr meine Hand entgegen. Tapfer rang sich das Mädchen ein Lächeln an und ließ mein Herz höher schlagen. So klein es auch war, das Lächeln war umwerfend! Zaghaft schüttelte sie meine Hand, als sie sie ergriff.
"Cameron", stellte ich mich vor, ihr Lächeln erwidernd. Das Lächeln auf ihren Lippen wurde kaum merklich breiter. "Ich bin Taylor! Freut mich." Mit diesen Worten gab sie mir meine Taschentuchverpackung zurück, die ich sofort wegsteckte. 
Ehe ich noch ein Wort über die Lippen bringen konnte, ging ein lauter Ruf von der Eingangstür durch das Café. "TJ, deine Mom!" Sie riss ihre Augen auf. Mit einem routinierte Handgriff stopfte Taylor ihre Haare in ihren Hoodie. Dann zupfte sie sie zurecht. Jetzt machte es den Eindruck, als wäre es von Anfang an gewollt gewesen.
"Danke, Cameron." So drehte Taylor sich um und ging aus dem Café.

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Was geht? XD
Habt ihr mich schon vermisst? Ich hab euch und das Posten schon vermisst.

Ich hoffe, die Story wird euch die cozy, fall, gilmore girls, romance vibes geben, mit denen ich im Herzen schreibe!
Kennt ihr Gilmore Girls? Habt ihr es geschaut?

Außerdem werden alle Kapitel die Namen von Songs sein. Verratet mir doch mal, ob ihr wisst, welche*r Interpret*in es bei diesem Kapitel ist. XD

Wir sehen uns beim nächsten Kapitel ^^

XOXO Melisa

Fall of Unwritten SongsWhere stories live. Discover now