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Lewis hatte die schlechte Angewohnheit Dinge haben zu wollen, die außerhalb seiner Reichweite lagen. Dinge für denen sein Talent oder Dutzende Millionen nicht ausreichten. Dinge ohne einen Preisschild. Einzigartig, außergewöhnlich und unbezahlbar.

Manchmal hasste Lewis sich selber. Nein, Hass war ein kleines Wort und tat dem was er für sich empfand keine Gerechtigkeit. Lewis verabscheute sich. Er tat es wirklich.

Er hätte in einer seiner vielen Wohnungen in der USA oder Monaco sein sollen. Überall aber hier, in eines der luxuriösesten Hotels in Bern, wo er in nichts als seinen Boxershorts vor den raumhohen Fenstern stand, auf die hellen Lichter der Stadt blickte und auf einen verheirateten Mann wartete.

Der Brite hatte gedacht, dass was auch immer er und Sebastian hatten, nach Abu Dhabi 2022 vorbei war. Der andere hatte es immerhin ziemlich deutlich gemacht.

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Als Sebastian das Zimmer betrat wusste Lewis sofort, dass etwas nicht stimmte. Seine normalerweise so lebhaften Augen zeigten keine Emotionen und sein Lächeln war genauso falsch wie das, das Lewis allen Sponsoren und Journalisten schenkte.

Nach dem Abgang von Mick und Lando, verschwendete Lewis keine Zeit, zog Sebastian näher an sich heran und gab dem Deutschen einen Kuss auf den Hals. Er tat so, als würde er nicht bemerken wie der andere sich versteifte.

"Lew, wir-Ich kann es nicht tun." Sebastian hatte ihm zugeflüstert. Die Worte bohrten sich direkt durch Lewis' Herz.

Aber trotz allem, was Seb sagte, machte er keine Anstalten, Lewis aufzuhalten.

"Ich- Ich kann es Hanna nicht antun. Sie verdient was besseres."

Lewis wollte den Deutschen anschreien,
'Und ich? Und du? Verdienen wir nicht besseres?' Und dann wollte er sagen: „Ich weiß. Du hast ja recht" Er tat nichts davon, stattdessen küsste er Sebastian, als wäre es ihr letzter Kuss, und ignorierte den salzigen Geschmack ihrer Tränen.

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Aber er hätte es besser wissen müssen.

Man könnte ein leises Klopfen an der Tür hören, bevor sie langsam geöffnet wurde. Lewis schaute auf die weiße Uhr, die neben einem lächerlich großen Porträt eines Schweizer Musikers hing - dessen Name und Werke Sebastian sicherlich auswendig kannte - und genau 10:30 zeigte.

Das wandernde deutschen Klischee.

Lewis stand immer noch vor dem Fenster, als er fühlte wie sich Seb's Arme um ihn verschlungen. Er lehnte sich unbewusst nach hinten und hüllte sich in Sebs starken Duft ein.

"Hi," flüsterte der andere von hinten.

Lewis schaute auf Sebastian's linke Hand und stellte fest, dass er seinen Ehering ausgezogen hatte. Er wäre mit dem Anblick zufrieden gewesen, wenn er nicht gewusst hätte, wo dieses verdammte Teil gerade lag - nämlich auf dem Nachttisch. Lewis widerstand dem Drang, danach zu suchen.

Lewis wollte so viel sagen. Er öffnete und schloss ein paar Mal den Mund, bevor er sich mit einem einfachen „Hallo" zufrieden gab.

Der Deutsche hatte ihm nie falsche Hoffnungen gemacht. Weder nach Monaco 2014, noch nach Abu Dhabi 2021. Lewis wusste immer, dass er sich Sebastian mit ihr teilen muss. Aber er war damals jung und ziemlich naiv. Er dachte, Sebastian würde sich irgendwann in ihn verlieben und sie verlassen.

Lewis wollte über seine eigene Dummheit lachen.

Manchmal fragte er sich, ob sie wusste, was vor such ging. Sebastian und er waren nie wirklich subtil. Man musste entweder blind oder taub sein, um bei all deren Pressekonferenzen die Zeichen zu übersehen.

Vielleicht wusste sie von ihm und Sebastian und tat nur so als wäre das Gegenteil der Fall. Vielleicht war sie ein hoffnungsloser Fall wie Lewis, und wusste, dass der Deutsche nicht ganz ihr gehörte, aber dennoch verzweifelt an allem festhielt, was sie bekommen konnte.

Manchmal wünschte Lewis, sie wüsste es, damit sie fühlen könnte, wie Lewis sich fühlte. Unvollendet, verstreut, hohl.

'Sebastian gehörte erst ihr und dann dir.' Eine verräterische Stimme sagte in seinem Kopf aber er ignorierte es.

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Sebastian stand so leise wie möglich vom Bett auf, um Lewis nicht zu stören und ging ins Badezimmer, bevor er sich auf den Weg nach draußen machte.

Der Brite fühlte Sebastian's Augen auf sich, aber er weigerte sich umzudrehen. Er wusste, dass wenn er das tun würde, würde er sich nicht mehr zurückhalten können und Sebastian bitten, die Nacht hier zu verbringen.

Er wollte die Reste seiner Würde retten, die ihm noch verblieben waren.

Die Tür schloss sich langsam, und Lewis vergrub sein Gesicht in den weichen Kissen, atmete den Holz- und Moschusduft von Sebastian ein und versuchte sein Bestes um die Tränen zurückzuhalten, die losbrechen wollten.

'Du wirst mein Tod sein' - Lewis hatte die Redewendung nie wirklich verstanden. Eine Person, die man liebte, könnte nicht der Tod von einem sein. Aber er musste nur den blonden Deutschen mit den schönsten und durchdringendsten blauen Augen treffen, um festzustellen, dass in der Tat die Person, die er liebte, sein Untergang sein würde und er nur in der Lage wäre herumstehen und dabei zusehen.

Wie gesagt, er war ein hoffnungsloser Fall.

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♡Hayat

Ein Hoffnungsloser FallWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu