Ich schlage die Augen auf, zähle still bis zehn und springe mit einem Satz auf als der Wecker ertönt. Der Tag kann beginnen! Freudestrahlend ziehe ich die Vorhänge beiseite und genieße den Ausblick. Der Herbst erstreckt sich über das Land und erfüllt es mit seiner wundervoll bunten Pracht. Die Sonnenstrahlen lassen noch auf sich warten, doch das trübt meine Stimmung keinesfalls. Hoch motiviert, endlich in den Tag zu starten sammle ich mein zurechtgelegtes Outfit ein und verlasse mein Zimmer. Keine Regung ist auf dem Flur zu vermerken. Ein Grund mehr, an jedes einzelne Zimmer zu klopfen, den Kopf durch die Tür zu stecken und mit heller Stimme einen guten Morgen zu wünschen. Das Kissen, das Jayden mir entgegen wirft ignoriere ich genauso wie die schimpfenden Worte von Bayan. Es ist wie jeden Morgen. Die wenigsten sind geborene Frühaufsteher und tun sich schwer, ein Lächeln auf den Lippen zu tragen. Umso größer ist dafür meines und so begnüge ich mich, wie jeden Morgen, damit meine Vorfreude auf den Tag zu versprühen und den ein oder anderen anzustecken. Kaum habe ich das Bad betreten, verbinde ich mein Handy mit der Musikbox und tippe auf meine Playlist. Singend hüpfe ich in die Dusche und bringe meine Stimmung lautstark zum Ausdruck. Die gesamte Katzenwäsche über lasse ich meine nicht vorhandenen Singkünste die Stille erfüllen und mustere mich zufrieden im Spiegel, ehe ich das Badezimmer wieder verlasse. „Guten Morgen, Ms. Malone!" Wünscht Ethan mir lachend als ich die Treppe hinunter getanzt komme und ihn in einen kurzen Tango Tanz verwickle. „Einen wunderschönen Guten Morgen, Lieblingswolf." Schmunzelnd nimmt er das Kompliment entgegen und folgt mir tanzend in die Küche, bevor er sich aus dem Staub macht, um sich den Schweiß vom morgendlichen Joggen abzuduschen. Immerhin auf seine gute Laune ist jeden Morgen verlass. Was wäre ich nur ohne diesen Mann? Etwas weniger glücklich. Nein, viel unglücklicher. Er ist das Herz dieses Hauses. Ohne ihn gäbe es all das nicht. So war es schon immer und so wird es wohl sein Leben lang sein. Eilig greife ich nach meinem iPad, tippe mich durch die zahlreichen Filme und entscheide mich für einen Superhelden Film, der mich bei der Vorbereitung fürs Frühstück begleitet. Gerade als ich das Besteck auf dem Tisch platziert und damit alle notwendigen Vorbereitungen abgeschlossen habe, schleppen Joshua und Jayden sich die Treppe hinunter. „Alles, was eure dunklen Herzen begehren." Stolz deute ich auf den Tisch und die breitgefächerte Auswahl. „Das wäre doch nicht nötig gewesen." Bedankt Joshua sich verschlafen und streicht mir lächelnd über den Rücken, während Jayden das Werk skeptisch betrachtet. „Schokobrötchen sind im Ofen." Erkläre ich dem tätowierten Skeptiker und entlocke ihm ein zufriedenes Lächeln. „Du bist ein Engel." Schwärmt er nun doch, knufft mich in die Seite und stürzt sich auf die Brötchen im Ofen. Keine fünf Minuten später gesellt sich Ethan zu uns und erzählt von seinem Plan, am Abend gemeinsam zu grillen. Er erhält enthusiastische Zustimmung und notiert sich alles Nötige für den Einkauf. Die Gespräche am Morgen genießend sitze ich noch einen Moment da und schaue die Drei abwechselnd an. Nur um wieder einmal festzustellen, was für ein Glück ich habe. Glück, dass sie an meiner Seite sind und mich durch mein Leben begleiten. Man sollte viel öfter solche Momente, wie diese haben und dankbar sein. Dankbar dafür sein, wenn alles gerade einfach mal gut läuft. Keine Wünsche offen bleiben und die Welt einem strahlend ins Gesicht lacht. Ja, das Leben ist gut. Verdammt gut sogar.

Als ich auf die Uhr sehe und mich beinahe an meinem Glas Orangensaft verschlucke, verstummt das anregende Gespräch über die diesjährigen Kinostarts augenblicklich. „Tut mir leid, aber ich muss etwas früher zur Arbeit. Heute kommt mein neuer Boss und ich arbeite ihn ein." Die Jungs nicken verständnisvoll. „Habt einen schönen Tag und weckt den Teenie nochmal für mich, ja?" Wieder zustimmendes Nicken in der Runde und ich umarme jeden Einzelnen noch einmal, bevor ich in Jacke und Schuhe schlüpfe, um das Haus zu verlassen und diesen Tag endgültig zu begrüßen.

„Du, hier? Es ist gerade einmal sieben Uhr." Frage ich Tascha verwundert als diese mir die Tür des Haupteingangs öffnet und bereits zu erwarten scheint. Tascha, eigentlich Natascha, fühlt sich normalerweise keinen einzigen Tag im Jahr dazu berufen auch nur eine Minute früher auf der Arbeit zu erscheinen als unbedingt notwendig. Umso überraschter bin ich, sie bereits jetzt hier zu sehen. Als ich ihre erröteten Wangen sehe, brauche ich jedoch keine Antwort mehr auf meine Frage und auch die Verwunderung schwindet schlagartig. „Der neue Boss, schon klar." Quietschend nickend, zieht sie die Tür hinter uns zu und hält mich fest. „Zugegeben, es ist Geschmackssache, aber.." Sie schaut sich nach ungebetenen Gästen um. „Er scheint ein arroganter Vollarsch zu sein." Ich ziehe die Augenbrauen hoch, doch Tascha lässt mich nicht zu Wort kommen. „Also voll mein Typ." Stolz streicht sie sich eine Strähne aus dem Gesicht. Das fängt ja gut an. „Er ist schon da?" Ungläubig schaue ich auf die Uhr. „Das ist das Einzige, was dich interessiert? Keine Frage nach dem Aussehen? Seiner Augenfarbe? Haarfarbe? Sein Style?" Lachend schüttle ich den Kopf, schiebe die Rothaarige vorsichtig beiseite und laufe die Treppen hinauf. „Was hast du zu ihm gesagt? Und sag mir bitte, es war nichts peinliches." Tascha überlegt eifrig, ehe sie den Kopf schüttelt und die Tür öffnet. „Ich habe ihn eigentlich nur angestarrt. Kaum geredet." Seufzend schlendere ich den Flur entlang, in Richtung des Büros. Nein, starren ist definitiv nicht peinlich. Es ist lässig und cool. Nicht. Während sie über sich selbst zu lachen beginnt frage ich mich, ob ich heute Morgen an alles gedacht und nichts zuhause vergessen habe. Ein Gedanke, der mir grundsätzlich Unbehagen bereitet, weil er mir jedes Mal weiß machen will, ich hätte etwas liegen gelassen. Er ist also genau so unsinnig darüber nachzudenken, wie das dritte Mal in kürzester Zeit auf die Uhr zu schauen. So wie ich es jetzt tue, bevor Tascha an die Tür klopft und diese, ohne auf eine Antwort zu warten, öffnet.

The Alpha And Me -Death Note-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt