Kapitel 15

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Langsam blickte ich über die Menschen, als es anfing. Lautes Getrampel. So laut, dass ich mir die Ohren zu halten musste. "Was ist los?", fragte Théoden, der mich seit einer Weile fest im Blick hatte. "Ich weiß nicht so richtig", murmelte ich leise und erhob mich. Dann schoss mir der Gestank in die Nase. Warge. "Wir müssen hier sofort weg!", sagte ich. "Was meint Ihr?", fragte Théoden verwirrt. Ich schüttelte den Kopf und lief Legolas entgegen, der bereits auf mich zukam. "Warge!", sagte ich Théoden im vorbeigehen. Er sprang sofort alarmiert auf. "Reiter an die Spitze!", schrie er so laut er konnte. Legolas griff nach meinen Händen als er bei mir ankam. "Sie kommen", flüsterte er. Ich nickte. "Lalaith! Ihr müsst die Leute nach Helms Klamm führen und zwar rasch!", sagte Théoden. "Was? Nein! Ich will kämpfen", sagte ich empört. "Lalaith", flüsterte Legolas. Ich blickte zu ihm nach oben, "jemand muss die Leute beschützen. Was wenn sie eingeholt werden? Ich kenne nur eine Person, die mit dieser Situation fertig werden könnte." Seine Hand legte sich erneut auf meine Wange. "Aber...", flüsterte ich leise. Er unterbrach mich. "Bitte, Lalaith." Ich presste meine Lippen zusammen. "Na gut, aber versprich mir, dass du wiederkommst", murmelte ich. Legolas nickte. "Ich verspreche es", sagte er. Er sah mich noch einen Moment lang an, und ich hatte das Gefühl, dass er noch etwas sagen wollte, dann drehte er sich aber um und lief zu seinem Pferd. "Mir nach!", rief ich so laut ich konnte und rannte los. "Wer kann, hilft den Schwachen und den Kindern! Wir müssen uns beeilen!", ich nahm selber ein kleines Mädchen auf den Arm. Ein letztes Mal blickte ich zurück und sah Legolas bloß mit dem Rest der Reiter und Gimli hinter ihm davonreiten.

Nervös lief ich auf und ab. "Ihr müsst Euch setzen", sagte Éowyn, die selbst jedoch am Fenster auf und ab lief. "Ich kann nicht sitzen, ich bin nervös", murmelte ich. "Ich hätte nicht gedacht, dass Ihr überhaupt nervös sein könnt", erwiderte sie. Ich schnaubte. "Ich bin normalerweise nicht nervös, aber..." "aber der Mann, den Ihr liebt, kämpft da draußen und ihr wisst nicht ob er zurückkommt", sagte sie und sah mich vielsagend an. "Nein", log ich, mein Herz schlug aufgeregt, als ich daran dachte, dass Legolas vielleicht nicht wiederkommen würde, "ich bin nervös, weil ich es nicht gewohnt bin auf Krieger zu warten. Ich führe Truppen normalerweise an." Mein Ton war harscher, als ich es wollte, aber ich fühlte mich ertappt und es machte mich umso nervöser, dass Éowyn ebenfalls nicht still stehen konnte. Sie ignorierte meine Unfreundlichkeit. "Sie kommen", sagte sie nach einem Moment Stille. Ich sah aus dem Fenster eine Gruppe Reiter auf die Festung zukommen. Eine Gruppe, die am Anfang wesentlich größer war. Sofort lief ich runter zum Eingang. Als ich unten ankam, Éowyn dicht auf meinen Fersen, stiegen die ersten bereits von ihren Pferden. Nervös blickte ich mich um. "Lalaith!", rief Gimli von weitem. Erleichtert atmete ich auf, als ich ihn sah. "Ich hätte niemals gedacht, dass ich mal froh bin einen Zwerg zu sehen!", rief ich, als ich auf ihn zu lief, "Wo ist Legolas? Und Aragorn?" Eine Hand schloss sich um mein Handgelenk und als ich mich umdrehte, sah ich in das wunderschöne Paar blauer Augen, um die sich meine Gedanken ständig kreisten. "Lalaith...",murmelte Legolas. Sofort schlang ich meine Arme um ihn und presste mich so fest ich konnte an ihn. "Du bist zurück", flüsterte ich und schloss die Augen, als ich seinen Geruch tief einatmete. "Ich hab es versprochen", erwiderte er und drückte mich noch näher an sich, "Lalaith, Aragorn..." Ich hob meinen Kopf. Mein Magen krampfte sich zusammen. "Ist er...?", fragte ich leise. "Er ist von einer Klippe gestürzt", flüsterte Legolas. Widerwillig löste ich mich. "Das ist meine Schuld", sagte ich leise und fing an mich Richtung Festung zu begeben. "Was? Warum sollte das deine Schuld sein Lalaith?", fragte Legolas verwirrt. Ich spürte wie er mir hinterher kam. Ich lief die Treppen hinauf in das Zimmer, in dem ich vorhin mit Éowyn gewartet hatte. "Ich hätte da sein sollen! Ich hätte aufpassen sollen!", sagte ich aufgebracht. Legolas kam nach mir in den Raum und schloss die Tür hinter sich. "Das ist völliger Unsinn, Lalaith", erwiderte er und trat einen Schritt auf mich zu. "Nein, es ist kein Unsinn. Wenn ich da gewesen wäre..." "Wenn du da gewesen wärst, hättest du selber zu kämpfen gehabt. Wir waren völlig in der Unterzahl. Und was wär mit den Bürgern? Hätten sie ungeschützt bleiben sollen?", unterbrach Legolas mich. "Ich hätte aufgepasst! Ich hätte euch beschützt! Éowyn hätte die Bürger Unter Kontrolle gehabt!", sagte ich. Legolas schüttelte den Kopf. "Du kannst nicht alle Beschützen", sagte er. Vorsichtig nahm er meine Hände. "Ich muss alle beschützen. Und ich bin niemand der mit den Frauen und Kindern in einer Festung hockt", grummelte ich. "Wieso machst du es dir selber so schwer?", flüsterte er. "Ich mache nur das was nötig ist." Ich sah ihm erneut in die Augen. Sein Blick war voller Sorge. "Ich werde mich nicht mehr von euch trennen. Ich werde nicht mehr in der Festung bleiben, um das Volk zu beschützen, FALLS die Orks durchkommen. Ich werde mit euch kämpfen. Ich kann dich nicht auch noch verlieren", flüsterte ich, als ich realisierte was ich gesagt hatte, spürte ich, wie mir die Röte ins Gesicht schoss, "und Gimli. Gimli muss ich auch beschützen!" Legolas schüttelte den Kopf. "Gimli schwingt seine Axt so schnell, der Feind kommt nicht mal in Reichweite. Und ich brauche auch keine Hilfe. Ich mache mir viel mehr darum sorgen, dass du unaufmerksam wirst, wenn du versuchst alles im Blick zu halten", murmelte er. Er nahm vorsichtig mein Gesicht in seine Hände. Mein Herz klopfte schneller. "Lalaith, du musst mir etwas versprechen", murmelte Legolas. Sein Blick wanderte auf meine Lippen und wieder zu meinen Augen. "Was immer du willst", flüsterte ich. Das war nicht mal gelogen. Ich würde alles für ihn tun. Alles. Meine Knie wurden zittrig. "Überleb diesen Krieg", hauchte er. "Wieso ist dir das so wichtig?", fragte ich leise. Ich schloss meine Augen einen Moment, um mich selbst zu beruhigen. "Ich habe noch nie eine Person mit so einem reinen Herzen getroffen. Und ich denke nicht, dass ich mein Leben ohne dich weiterleben möchte", sagte Legolas. Ich spürte wie seine Finger an meinen Wangen Leicht zitterten. Moment mal, was? "Was? Ich verstehe das nicht", erwiderte ich verwirrt und riss die Augen auf. Legolas sah nervös aus. "Ich liebe dich, Lalaith", flüsterte er, "ich muss es dir jetzt sagen, denn ich weiß nicht, ob wir beide morgen noch leben." Mein Magen schlug Saltos. Ich wollte etwas erwidern, aber er gab mir nicht die Chance, denn eine Sekunde später, zog er mein Gesicht näher zu sich ran und drückte seine Lippen sanft auf meine. Ich seufzte und schlang meine Arme um seinen Hals. Unsere Körper verschmolzen und ich vergrub meine Finger in seinen Haaren um halt zu finden. Alle meine Sinne spielten verrückt. In diesem Moment wusste ich, dass wir beide den Krieg überleben mussten, denn wenn einer von uns sterben würde, könnte der andere nie wieder leben wie vorher.

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⏰ Last updated: Feb 08 ⏰

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Lalaith (Legolas ff)Where stories live. Discover now