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„Du bist ein Vampir."
„Was? Warum?" Es machte Sinn, doch trotzdem konnte ich es nicht verstehen. Ich konnte es nicht akzeptieren. Ich wollte es nicht. „Bei dem Unfall gab ich dir mein Blut, um dich zu heilen und weil du gestorben bist mit meinem Blut noch in deinem Körper, wurdest du zum Vampir." Ich sah ihn überrascht an. Deshalb fühlte ich mich danach so komisch.

„Wo sind die anderen?"
„Keine Zeit, später. Komm jetzt. Bitte." Er flehte schon fast und er zog wieder an mir, doch diesmal ließ ich mich mitreißen und folgte ihm aus dem Zimmer. Hinter der Tür zog sich ein langer Flur entlang. Zwei Männer lagen auf dem Boden, reglos. Er musste sie angegriffen haben.

Alle Wege sahen identisch aus. Aber Chan führte mich durch alle Gänge und hielt an jeder Ecke an. Langsam schaute er um die Ecke und hielt sich einen Finger vor den Mund, um mir weiß zu machen, dass ich ruhig sein sollte. Ich nickte. Meine Augen brannten und ich spürte die kalten Spuren von den getrockneten Tränen an meinen Wangen.

Der Geschmack von dem Blut lag noch auf meinen Lippen, doch ich wagte es nicht es abzulecken. Ich ekelte mich vor mir selbst. Was ich getan hab... Sowas konnte man nicht verzeihen.

Nachdem der Weg frei war, zog mich Chan weiter und schaute wieder. Diesmal jedoch drückte er mich ruckartig zurück gegen die Wand und ich erschrak kurz. Er sah mich warnend an und ich hörte die Schritte näher kommen. Es passierte so schnell, dass ich nicht hinterherkam.

Zwei in schwarz gekleidete Männer, wie die zuvor, liefen an uns vorbei und Chan zögerte nicht eine Sekunde. Er griff sie an und zielte sofort auf ihre Nacken. Man hörte zweimal ein Knacken und im nächsten Moment fielen beide zu Boden. In mir zog sich alles zusammen. Chan schaute auf mich und erklärte sich.

„Sie sind auch Vampire. Sie wachen gleich wieder auf. Komm weiter." Er zog mich weiter durch die Gänge bis zu einem Aufzug und hielt dann an. Vampire konnten also auch einen Genickbruch überleben. Ich erinnerte mich daran, wie die Männer vorher Chan angegriffen hatten. Die hatten ein spitzes Holzstück benutzt. War Holz ihre einzige Schwäche?

Plötzlich fielen mir die anderen ein. „Wo sind die anderen? Geht es ihnen gut?" Ich redete schnell und panisch. Mein Herz schlug immer noch so rasend schnell und ich musste zu ihnen. Ich musste zu Minho. Sofort. „Ich weiß es nicht, aber ich glaube nicht das JYP ihnen was angetan hat."

In mir zog sich alles zusammen. Wie konnte er sich so sicher sein? „Wo sind sie?" Mit einem Ding gingen die Türen des Aufzugs auf, wo zum Glück grad keiner drinnen war. Chan zog mich sofort rein und drückte auf den untersten Stock. „Wahrscheinlich noch hier im Gebäude, aber ich weiß es nicht genau."
„Wir müssen sie auch holen." Chan sah mich überrascht an. „Ihnen geht es gut. Ich hole sie später. Sie werden dich wahrscheinlich schon suchen, deshalb bringe ich dich jetzt erstmal hier raus."

Er klang ernst und ich bekam Panik. Ich konnte mir nicht vorstellen, worunter Minho jetzt leiden musste. Er hatte mich genau vor seinen Augen sterben sehen. Ich muss ihn sofort sehen. Ich muss ihm zeigen, dass ich lebe und ich musste sehen, dass es ihm gut ging. „Nein, Chan. Bitte. Wir müssen sie holen."

Mir kamen wieder die Tränen und er sah mich entschuldigen, aber zugleich auch ernst an. „Willst du, dass sie dich einsperren? Willst du, dass sie dich foltern oder töten? Ich bringe dich zuerst in Sicherheit und dann hole ich sie." Ich wusste, er würde mich nicht gehen lassen, doch ich musste zu ihnen. Zu ihm. Sofort.

Ich drückte auf die nächste Etage, die kommen würde und die Türen öffneten sich. Ein weiterer Flur offenbarte sich hinter der Aufzugstür. Sofort rannte ich los, ohne eine Idee wo ich hin musste. „Was machst du?"

Chan rannte mir hinterher, doch ich blieb nicht stehen. Ich rannte weiter und ich wusste nicht, wie ich sie finden sollte. Alles sah identisch aus. Tränen liefen immer weiter meinen Wangen hinunter und meine Sicht wurde immer verschwommener. Ich hörte Chan immer näher kommen. Als ich um die nächste Ecke lief, knallte ich gegen eine Person und fiel zu Boden. Zwei weitere in schwarz gekleidete Männer standen vor mir und gingen sofort auf mich zu und hielten mich fest.

Ich versuchte mich zu befreien, doch es half nichts. Chan sprang auf einen der Männer und ich versuchte den anderen ebenfalls loszuwerden, doch er schlug mir in den Bauch. Schmerzerfüllt fiel ich zu Boden. Meine Rippen waren gebrochen und es schmerzte unendlich doll.

Weitere Männer kamen und auch Chan wurde festgenommen. Sie zogen mich wieder auf die Beine und meine Rippen knackten ein weiteres Mal. Erschrocken schrie ich auf, als ein weitere stechender Schmerz durch meinen Körper schoss. Meine Rippen waren wieder verheilt, doch es fühlte sich komisch an. Unangenehm. Ich wusste nicht, ob ich mich jemals daran gewöhnen könnte.

Ich hatte aufgehört zu weinen. Es brachte eh nichts. Ich sah auf Chan, welcher jetzt auch festgehalten wurde. Sofort bemerkte ich, dass es nichts gebracht hatte. Jetzt sind wir beide wieder gefangen und ich konnte trotzdem nicht zu Minho. Ich sah Chan entschuldigend und beschämt an, doch schien er nicht sauer auf mich zu sein. Die Männer führten uns durch die Gänge und ich versuchte mir den Weg zu merken.

„Wo ist er hin?" Ich erkannte Jisungs Stimme, doch ich wusste nicht, woher sie kam. Auch Chan reagierte und sah mich ernst an. Ich musste sofort zu ihnen. Die Stimmen von ihnen wurde immer lauter. Wir gingen an einer Tür vorbei und ich wusste, dass sie dort drinnen waren. Mit all meiner Kraft riss ich mich los und knallte durch die zuvor verschlossene Tür.

Sofort griffen die Männer wieder nach mir, doch ich war schon im Raum. Alle Jungs saßen in dem Raum auf dem Sofa und auf den Boden. Sie alle sahen mich geschockt an. Felix sprang sofort vom Boden auf und lief auf mich zu. Einer der Männer versuchte mich wieder rauszuziehen, doch die Jungs griffen die Männer an und befreiten mich und Chan.

Felix umarmte mich sofort und legte seinen Kopf in meinen Nacken. Ich erschrak kurz, aber legte meine Arme dann auch um ihn. „Ich dachte, du wärst tot." Seine Stimme zitterte und er ließ von mir ab und ich sah seine angeschwollenen Augen. Er musste geweint haben. „Ich hatte Chans Blut noch in meinem Körper als ich starb",: erklärte ich ihnen und sie sahen mich schockiert an.

Sofort suchte ich nach Minho, doch er war nicht bei ihnen. „Wo ist Minho?" Ich bekam Panik. Sie wurden alle still und mieden meinen Blickkontakt. „Wo ist er?" Ich wurde lauter und dann fiel mir das offene Fenster am Ende des Raumes auf. Sofort lief ich dort hin und schaute raus. Ich hörte Schritte hinter mir näher kommen.

Wir waren ziemlich weit oben und ein Sprung nach unten hätte keiner überlebt. Ich drehte mich um und schaute die Jungs ernst an. „Wir wollten ihn überreden, hier zu bleiben, doch er ist in einen anderen Stock gesprungen. Er wollte sich an JYP rächen." Geschockt sah ich Changbin an, der dies mir erklärte. Ich schluckte.

„Was wenn ihm was passiert? Was, wenn JYP  ihm was antut? Wir müssen ihn finden?!" Komplett nervös und laut schrie ich sie an. Felix hielt meine Schultern fest und wollte, dass ich ihn ansehe. „Beruhig dich. Es ist alles..." Ich hörte ihm nicht mehr zu und wollte aus dem Raum rennen, doch er hielt mich weiter fest.

Tränen liefen wieder meine Wangen hinunter. Ich hatte Angst um ihn und ich wollte zu ihm. Ich wollte in seine Arme und alles ausblenden. Nur ihn bei mir spüren. Ich vermisste dies. Wenn ich mit ihm zusammen war und ganz besonders, wenn ich seine Nähe spürte, war ich in einer anderen Welt. Alles ist so perfekt und schön, wenn ich mit ihm zusammen bin. Es ist als hätte die Welt endlich Farbe angenommen. Ich wollte zu ihm. Sofort.

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„If you love someone you will never forget them."

Dancing in Nightmares | Minho Vampire ffWhere stories live. Discover now