Beyond memories

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Mit einem lauten Krachen verteilt sich der gesamte Inhalt des Regals auf dem Boden. Schwer atmend steht Damian inmitten des Chaos „Fuck! Er war mein Freund! Verstehst Du das denn nicht? Er war wie ein verdammter Bruder für mich! Er ist tot! Für immer! Und Du willst mir ernsthaft erklären, dass das nicht schlimm ist?" Hitzig fixiert er mich aus blitzenden Augen "Ist das Dein scheiß Ernst? Natürlich bin ich daran schuld! Du hast wirklich keine Ahnung! Du kannst Dir nicht einmal ansatzweise vorstellen, wie es ist die gleiche verdammte Situation erneut zu erleben. Es war heute genau wie bei seinem Tod!" Aufgebracht fährt er sich durch die Haare und verschränkt seine Hände im Nacken. Verzweifelt schließt er die Augen, sein Brustkorb hebt und senkt sich sichtbar heftig „Fuuuck!"

Leise atme ich aus und Erleichterung macht sich langsam in mir breit. Erst jetzt bemerke ich, dass ich aus der Panik heraus den Atem angehalten habe. So schnell wie meine Angst gekommen ist, verschwindet sie aber auch wieder. Ich habe mich also doch nicht in Damian getäuscht. Er würde mir niemals wehtun. Regungslos bleibe ich auf seinem Bett sitzen und beobachte ihn aufmerksam. Sein intensiver Blick streift mich kurz, doch so schnell wie seine verzweifelte Aggression aufgeflammt ist, ist sie auch wieder erloschen.

Erschöpft lässt er seine Arme sinken und läuft abwesend zu seiner Lederjacke. Verwirrt schaue ich ihm nach. Er holt eine schwarze Packung aus einer Tasche und lässt etwas kleines rundes auf seine Handfläche fallen.

Innerhalb weniger Sekunden wird mir bewusst, was Damian vorhat. Das ist jetzt nicht sein Ernst, oder? Ohne zu Zögern springe ich vom Bett auf und gehe beunruhigt zu ihm. Er lässt sich von mir aber nicht beirren und bewegt seine Hand zum Mund. Nein! Verdammt, denkt er wirklich, dass das eine sinnvolle Lösung ist? Tief atme ich noch einmal durch, bevor ich meinen ganzen Mut zusammen nehme.

Schnell greife ich fest nach seiner Hand. Gerade noch rechtzeitig, ein paar Sekunden später hätte ich ihn nicht mehr davon abhalten können. Unerwartet heftig trifft mich sein völlig leerer Blick und ein Schauer läuft mir über den Rücken. Sein Blick macht mir wirklich Angst. Da ist weder Wut, noch Arroganz. Aber auch keine Distanz oder Verzweiflung, einfach nichts! Nur unendliche Leere. Fast tonlos flüstere ich „Bitte nicht..." Ausdruckslos verweilt sein Blick auf mir und etwas Hilfloses flackert für einen Moment in seinen Augen auf. Sofort schlägt mein Herz wie wild und angespannt halte ich den Atem an.

Langsam lässt er seine Hand sinken und steckt die Tablette wortlos in seine Hosentasche. Erleichtert atme ich auf „Danke." Abwesend nickt er langsam. Fieberhaft überlege ich, vielleicht kann ich ihn ja auf andere Gedanken bringen? Ohne länger darüber nachzudenken, frage ich ihn „Ich...wir könnten doch...zusammen...was machen...zur Ablenkung?" Bestürzt beiße ich mir auf die Lippe. Zur Ablenkung? Wie respektlos kann man nur sein? Damian trauert um seinen besten Freund und ich stelle so eine unangebrachte Frage. Bin ich eigentlich vollkommen bescheuert?! Beschämt schließe ich die Augen, gleich wird er mir wütend und verletzt antworten.

Doch als ein paar Sekunden lang nichts passiert, öffne ich verwirrt meine Augen. Damian steht noch immer ruhig vor mir und stimmt mir mit einem schlichten Nicken zu „Okay, Film?" Ein kleines Lächeln huscht über mein Gesicht „Film!" Er deutet mit einem Kopfnicken in die Richtung eines Regals „Such Dir einfach einen aus, ich kümmere mich um den Rest." Erleichtert setze ich mich in Bewegung und nehme den erstbesten Film. Darauf kommt es jetzt nicht an.

Als Damian den Film gestartet hat, macht er es sich am anderen Ende des Bettes mit einer Decke gemütlich. Unsicher bleibe ich neben dem Bett stehen. Nach kurzem Überlegen setze ich mich mit etwas Abstand vorsichtig neben ihn. Mit einem amüsierten Schmunzeln beobachtet er mich und hält mir dann auffordernd den rechten Arm entgegen. Kurz zögere ich, ist das wirklich eine gute Idee? Kurzentschlossen verdränge ich alle Zweifel und kuschle mich an seine Seite.

Heart of an enemy?Where stories live. Discover now