02: Christmas EveL

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Das war es. Ein sehr guter Grund, zu kündigen.

Diese Bestellung war größer als ich je eine gesehen hatte. Vierzehn große Geschenke und achtundzwanzig kleinere. Wie um Himmels Willen sollte ich dass denn schaffen, zumal ich alleine für alle Bestellungen zuständig war. Plus, ich musste es in einem Tag aussenden. Das war's.

Schnell zückte ich mein Handy und wählte die Nummer meines Chefs. „Hallo? Y/N, ist alles okay, warum rufst du mich an?", fragte er, besorgt klingend. „Nichts. Nichts ist okay! Wissen Sie, was ich hier alles durchmache, nur, um gerade noch genug bezahlt zu werden?",  schmiss ich ihm an den Kopf und fügte hinzu: „Ich kündige. Hier und jetzt, ich halt das nicht mehr aus!"

„Nein! Nein! Bitte nicht! Du bist eine von fünf die wir jetzt noch haben und die einzige, die fähig ist, Lieferungen zu machen. Außerdem ist diese Bestellung, die wir grad bekommen haben, wirklich wichtig!" „Das ist mir so egal! Das sind weiß Gott wie viele Sachen bis morgen! Warum bekommen wir das überhaupt jetzt erst rein?", danach folgte Stille. Dann begann mein Chef wieder zu sprechen: „Okay, wie wär's, wenn du diese eine Bestellung noch machst, dann kannst du gehen, falls du wirklich willst. Aber diese Eine musst du noch machen, sonst verlieren wir echt viel Geld UND wenn du sie noch machst, bekommst du auch mehr Gehalt als du sonst bekommen würdest, versprochen!"

Und da war sie wieder. Meine Unfähigkeit, <Nein> zu sagen. Wie sehr ich sie nur hasste, jedes Mal, wenn ich etwas tun wollte, das mir eigentlich gut tun würde, konnte ich nichts anders als <Ja> sagen.  Ich ließ einen Seufzer hören und nach einigem Überlegen antwortete ich schließlich: „Okay...aber für wen ist es überhaupt? Wen kann ich zusammenschlagen?"

Darauf lachte mein Chef nur, aber er klang nicht gerade erfreut. „Tu es besser nicht. Die Bestellung ist für eine sehr bekannte Kpop Group und du willst ja nicht in den Nachrichten landen", klärte er mich auf und ich riss meine Augen auf. „Eine Kpop Group? Wer ist es wohl?", fragte ich mich, verabschiedete mich aber von meinem Arbeitgeber und legte auf, jedoch konnte ich all diese Gedanken nicht aus.

Mit ein bisschen mehr Motivation machte ich mich also auf, alle Produkte aus dem Lager zu suchen, zu schlichten und zu stapeln. Es war viel Arbeit, viel zu viel, aber ich war neugierig, welche Kpop group es sein könnte. Es gab so viele: Stray Kids, Ateez, Zerobaseone, Tomorrow x Together, Enhypen und natürlich auch Girl Groups: Nmixx, Twice, New Jeans, Ive, Red Velvet, Itzy, Le Serrafim, aber bei so vielen Geschenken sollte es doch eine Recht große Gruppe sein. Gut, NCT wahrscheinlich nicht, dafür waren es wieder nicht genug Geschenke.

Obwohl, vierzehn und achtundzwanzig konnte man perfekt durch sieben teilen, also vielleicht eine 7-Köpfige Gruppe? Aber von denen gab es auch so viele...ein tiefer Seufzer meinerseits und schon ging es wieder an die Arbeit. Alle Produkte waren überall im Lageraum verteilt, deshalb musste ich hin und her laufen und hatte so  auch schon das Workout für den Tag erledigt. Und zu dem Zeitpunkt hatte ich erst die Hälfte der Bestellung geschafft. „Danach bin ich so was von raus", versprach ich mir innerlich und lief los, um einen Timer zu holen. „Wer schenkt jemanden denn bitte einen Timer, und das noch zu Weihnachten?"

Vielleicht sollte ich es aber nicht hinterfragen. Es kamen nämlich noch so einige seltsame Geschenke auf mich zu, unter ihnen auch eine Fake-Plastik Spinne. Als ich dann endlich fertig war und alle Pakete zum Abholen bereitgelegt hatte, sendete eine Nachricht an all unsere Lieferanten und setzte mich zum ersten Mal an diesem Tag hin. Einige Minuten wartete ich, aus diesen Minuten wurden jedoch Stunden.

Langsam wurde ich misstrauisch und rief den Vorgesetzten der Lieferanten an: „Hey Berthold, warum kommt niemand zum abholen? Ist die Nachricht nicht durchgekommen, oder was ist?" Ein kleines Lachen ertönte am anderen Ende der Leitung, dann kam die Antwort: „Ich hab ganz vergessen dir zu sagen, dass sich heute alle Lieferanten frei genommen haben, die meisten sind krank. Ich schicke dir die Adresse und du musst heute wohl alles dorthin bringen, es könnte aber sehr spannend werden." „Ich habe aber keinen Führerschein?", erinnerte ich ihn. „Stimmt...dann musst du dir einen von diesen riesigen Einkaufswägen schnappen und deine Muskeln die Arbeit machen lassen", er klang recht belustigt, ich eher weniger: „Wow, danke für den Rat. Weißt was? Ich kündige sowieso morgen, schick mir die Adresse, ich laufe dort hin."

Schnell machte ich mich also fertig und warf einen kurzen Blick auf mein Handy. <HYBE LABELS, Raum 146>. HYBE? Das war doch gar nicht so weit von hier entfernt, aber trotzdem ein beträchtliches Stückchen, wenn man zu Fuß geht. Aber ich musste es tun, also lud ich alle Pakete auf einen Einkaufswagen und los ging es.

Einige Male bin ich fast hingefallen und der Wagen wollte auch oft fliehen, zudem zog ich sehr viele seltsame Blicke auf mich, aber ich schaffte es schlussendlich doch. Stolz, wie eine Heldin, die gerade einen Kampf gewonnen hat, stand ich vor dem riesigen Gebäude und war alles außer ruhig. Was kam nun? Wer würde es sein? Und am wichtigsten, wie würde ich das Zimmer finden?

Ich riss mich zusammen und trat über die Türschwelle, doch niemand war da. „Sollte nicht zumindest bei der Rezeption jemand stehen?", fragte ich mich gerade, da kam auch schon jemand. Zwei komplett schwarz angezogene Männer kamen aus dem Aufzug und obwohl ich meine Zweifel hatte, ob ich sie ansprechen sollte, entschied ich mich dafür.

„Hey! Entschuldigen Sie, aber-", und natürlich würde ich unterbrochen und zur Seite geschubst, denn ich bin ein wenig auf die beiden zugerannt. „Nichts Entschuldigung! Gehen Sie nach Hause und lassen Sie unsere Künstler in Ruhe!", schrie mich der größere Mann an und ich riss meine Augen auf. „Ich stehe hier gerade vor einem Idol!", schrie ich innerlich und verbeugte mich schnell. „Entschuldigen Sie! Ich wusste nichts von einem Idol, ich will nur wissen, wie ich zum Raum 146 komme, ich habe sehr viele Pakete, die ich abliefern muss!"

Diesmal antwortete der andere Mann, anscheinend ein Idol: „Das ist doch unser Raum! Komm mit, ich führ dich hin. Mein Bodyguard kann dir ja mit den Paketen helfen", ein wenig tadelnd sah er den großen Mann an. Ich stand nur da und versuchte zu verstehen, was gerade geschah und wer da vor mir stand, die Stimme kam mir bekannt vor, aber er trug eine Maske. Die nahm er aber ab und lächelte mich freundlich an.

„Jay?"

Holly jolly Christmas |Enhypen ff|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt