Weeny - Wenn die Kürbisse zu leuchten beginnen

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von wolfmoonstory

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von wolfmoonstory

In einem kleinen Städtchen, nahe eines großen wild gewachsenen Waldes, brach der Herbst an. Der Wind trug sanft die mittlerweile orangenen Blätter in die Lüfte. Einige von ihnen blieben in den hellbraunen Haaren des Mädchens hängen, woraufhin sie die Blätter vorsichtig wieder heraus sammelte. Währenddessen bemühte sie sich, ihr Schnitzmesser nicht ablegen zu müssen. Ansonsten würden ihre Geschwister dieses vermutlich klauen, wenn sie auch nur einmal blinzelte. Das war eben der Nachteil, wenn man vier Geschwister und nur zwei Schnitzmesser hatte. Doch sonst im Jahr würde man sie normalerweise auch nicht benötigen, nur zu dieser Zeit im Jahr nutzten die Kinder der Familie sie.

Iyana betrachtete stirnrunzelnd einen ziemlich verkrüppelten Kürbis auf ihrem Schoß, der aussah, als ob sie auf ihn eingestochen hätte. Vielleicht würde sie ihn mit viel Mühe und Zeit retten können. Doch sie bezweifelte, dass dieser noch schön werden würde, egal wie sehr ihr Onkel sie zu motivieren versuchen würde.

„... und wenn wir ihn nicht mit dem Licht davon abhalten, seine Dunkelheit zu verbreiten, kommt er euch HOLEN!", brüllte ihr Onkel gerade und hatte spielerisch die Hände erhoben, um seine Geschichte zu verdeutlichen.

Die Zwillingsbrüder kreischten vergnügt auf und schubsten sich gegenseitig zur Seite, da sie versuchten schnell zu entkommen. Jedoch war ihr Onkel schneller: Er packte die beiden Jungen, bevor sie sich davonmachen konnten. Dann wirbelte er sie grinsend durch die Luft, bis sie vor Vergnügen laut lachten. Iyanas großer Bruder schummelte sich geschickt in das Spiel hinein und bald raufte er sich mit den Zwillingen im Laub.

„Passt bloß auf oder der Cucurbita Rege überfällt euch von hinten!", rief ihr Onkel mit Schauerstimme und versuchte die Jungen zu packen.

Iyanas kleine Schwester versteckte sich ängstlich hinter einem großen bereits fertig geschnitzten Kürbis, der wesentlich besser aussah als Iyanas Kürbis. „Ist doch nur eine Geschichte", tröstete Iyana ihre Schwester. Die kleine Millie verstand eben den Unterschied zwischen einer Gruselgeschichte und der Wirklichkeit noch nicht. Zudem sank für Iyana mit jedem Jahr, in dem sie die Geschichte hörte, ihre magische Wirkung.

„Und wenn er euch erstmal hat, wird er euch mit Haut und Haaren fressen! Bis nichts mehr von euch übrig bleibt!"

Eine herankommende Gestalt mit Holzkrückstock unterbrach die Erzählung. „So ein Quatsch!", herrschte Großvater Pieter den Onkel an. „Wie kannst du nur so einen Müll erzählen!"

Dieser zuckte nur mit den Schultern und ließ von den Zwillingen ab. „Das macht die Geschichte doch erst richtig spannend."

„Du hast nichts verstanden, Junge!", keifte Großvater Pieter empört.

Dann deutete er auf Millie. „Die Kinder sollen doch keine Angst vor Cucurbita Rege haben!" Mats, einer der Zwillinge, stemmte die Hände in die Seiten. „Aber so wissen wir wenigstens, wann wir rennen müssen! Nämlich, wenn er kommt und die Kürbisse ausmacht. Dann verbreitet er seine Dunkelheit und versteckt sich in den Schatten, bis er uns holen kommt!" Darüber konnte Großvater Pieter nur den Kopf schütteln. „Ihr lasst euch von ein paar gut geschmückten Geschichten in die Irre führen."

Herbst-AnthologieWhere stories live. Discover now