Letztes Kapitel: Opferung

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(Die vorherigen Kapitel sind auf meinem alten Account Rinea17 hinterlegt. Schaut gerne einmal vorbei. Viel Spaß beim lesen :) )

Manchmal, da läuft alles ganz anders ab, als man es sich zunächst vorstellt. Sei es so etwas banales, wie ein geplantes Picknick, was aufgrund von Regen nun ins Wasser fällt oder etwas erschreckendes, wie ein Unfall, auf den Weg zu seinen Liebsten.
Und so ist es auch leider manchmal mit der Liebe.
Wer diese Geschichte kennt, weiß das sie nicht so enden wird, wie man es sich wünschen würde.

Letztlich war es Miku nun bewusst geworden. Niemanden könnte sie es Recht machen. Wenn sie bliebe, würde es Lens Herz brechen, würde sie die Verlobung auflösen, bränge sie schande über sich und ihren Vater. Zudem würde sie Kaito verletzten, er schien an ihr gefallen gefunden zu haben. Wie sie es drehte und wendete, sie konnte nur eine falsche Entscheidung treffen. Doch wurde ihr zeitgleich etwas bewusst, es würde sowieso alles im Chaos enden, aber dann doch bitte so, dass wenigstens sie glücklich werden kann. Ewig hatte sie der Gemeinde treu gedient, allen Erwartungen entsprochen, immer hilfsbereit und freundlich war sie gewesen. Deshalb, wollte sie nur einmal, wenn auch in noch nie dagewesen Ausmaß, egoistisch sein und selbst über ihr Leben bestimmen.

Es war tief in der Nacht, der Himmel förmlich schwarz gefärbt, nur das seichte scheinen des Mondes, spendete etwas Licht. Das junge Fräulein war in ihrem Zimmer, als sie sich einen dunklen Mantel schnappte und mit einer eisernen Laterne, auf den Weg zum Schlafgemach ihres Vaters aufbrach. Auf leisen Sohlen, schlich sie die langen Flure des Anwesen entlang. Der Kerzenschein, spiegelte sich in den mamorierten Boden nieder, als Miku an einer hölzernen Tür zum Stillstand kam. Zaghaft klopfte sie, doch es kam keine sofortige Reaktion vom Gegenüber. Plötzlich jedoch, nach einigen Momenten des inne halten, ertönte die Stimme eines Mannes: ,,Wer ist da?"
,,Vater," antwortete das Töchterchen, ,,ich bin es, Miku. Ich muss mit dir reden."
Verschlafen öffnete er die Tür und begann zu erzählen, ohne sie richtig angesehen zu haben: ,,Kind, was möchtest du denn zu dieser." Da verstummte der Vater plötzlich, als er die Kleidung des jungen Fräulein sah. ,,Du hast dich entschieden," bemerkte Johann und fügte hinzu: ,,Miku, wenn du jetzt gehst, gibt es kein Zurück mehr. Ist dir das bewusst?"
,,Ja, dass ist es. Ich werde alles in Kauf nehmen. Ich möchte meinen eigenen Weg gehen," entgegnete sie ihm entschlossen, ohne auch nur ein leichtes zittern der Stimme hervorzubringen. ,,Beeil dich und gehe schnell zu Len. Verschwindet noch vor Tagesanbruch. Ich werde es so aussehen lassen, als wärst du entführt worden. Ich gebe dir noch schnell was," erläuterte ihr Gegenüber mit ernster Miene. ,,Vater, was," wunderte sich die junge Dame etwas, doch ihre Unwissenheit bereinigte sich alsbald, als ihr Vater meinte: ,,Nicht nur du hast dir Gedanken gemacht. Hier mein Kind, nimm das Geld. Lauft soweit ihr könnt. Ich liebe dich meine Tochter und ich will das du glücklich bist. Es tut mir leid daß du in eine Zeit geboren wurdest, in welcher es dein Leben kosten könnte, nicht der norm zu entsprechen. Du darfst jederzeit zurück kommen. Ich werde alles für dich regeln. Ich werde dich beschützen, komme was wolle."
Miku stießen die Tränen in die Augen, als ihr Vater sie dann auch noch in die Arme nahm und ihr liebevoll über den Kopf strich. Dabei begannen ihr die Tränen die Wange hinab zu laufen. Johann reichte ihr einen Umschlag mit Geld und dann tat Miku wie ihr befohlen wurde, sie floh. ,,Vater, danke für alles. Ich liebe dich auch. Ich werde dich vermissen," flüsterte sie ihm noch zu, als sie sich aus seinem Griff löste und das Anwesen endgültig verließ.
Sie schnappte sich noch ein Pferd aus den Stallungen und machte sich auf den Weg, zu ihrem geliebten Len.

Dort angekommen, zögerte er nicht lange und schloss sich ihrem Plan an. Noch in der selben Nacht, brachen die zwei Liebenden auf.
Sie reisten bis in die nächstgelegene Stadt, mit einem Zug immer weiter Landaufwärst und letztlich mit einem Schiff über das Meer, in ein anderes Land. Bis sie das Schiff erreichten, vergangen bereits 5 Tage und Mikus verschwinden ging bereits durch die Städte, doch durch geschicktes Verkleiden und etlichen Bestechungen, konnten die zwei unerkannt bleiben. Nach einer dreiwöchigen Schiffsfahrt und einen zwei tägigen Kutschenritt, erreichten sie eine kleine Stadt, weit entfernt der Küste. Dort, sollte ihr neues Heim werden. Niemand hier kannte überhaupt die Familie Hatsune, nur Len war ihnen tatsächlich bereits bekannt gewesen, aufgrund seiner damaligen Reisen. Für die Bewohner, war er nur ein Mann, der seine wunderschöne Frau zu sich geholt hat.

Die beiden verbrachten Tage, Wochen und sogar Monate friedlich miteinander. Len wollte jedoch die Lage in Mikus Heimatland im Auge behalten und brachte sich steht's auf den neusten Stand. Es war nun bereits ein halbes Jahr her und noch immer suchte man verzweifelt nach der holden Braut. Kaito und ihr Vater zeigten sich dabei mehr als engagiert. Jedoch tauchten nun auch Gerüchte auf, das ihr ehemaliger Verlobter, langsam die Hoffnung aufgab und nach einer neuen Braut Ausschau hielt.
Miku wollte von alledem jedoch nichts hören, denn es brach ihr das Herz. Sie konnte nicht anders, als in ihrer Blase aus Glück zu bleiben.

Eines Tages sollte es dann soweit sein, Len und Miku wollten den Bund der Ehe eingehen. Das junge fräulein schaute sich eines frühen Abends in einer nahegelegenen Kapelle um und malte sich bereits aus, wie sie alles dekorieren würde und wen sie alles aus der Stadt einladen wolle. Sie saß mit dem Rücken zur Eingangstür, ganz vorne auf einer hölzernen Bank mit rotem Sitzpolster. In Gedanken verloren, betrachtete sie ihren Verlobungsring. Er war silber mit einem blauen Edelstein, so hell und klar, wie der wolkenfreie Himmel.

Sie war so in Gedanken versunken, das sie nicht die leisen Schritte hinter ihr bemerkte, nur einen Schuss hörte sie noch. Ausweichen, unmöglich. Erschrocken wandte sie sich dem Geräusch zu, doch da durchbohrte sie schon die eiserne Kugel. Kurz bevor Miku das Bewusstsein verlor, erblickte sie einen großen stattlichen Mann mit violetten Haar und ebenso leuchtenden Augen. Doch sein Blick war geprägt von Wut und Trauer.
Das junge Fräulein lag nun bewusstlos auf den Boden und der Grund unter ihr, färbte sich in ein tiefes Rot.

,,Verzeih mir du arme Seele doch eurer liebe werde ich niemals den Segen geben. Du nahmst mir den Menschen, welcher mir am meisten bedeutete. Du sollst leiden so wie ich gelitten habe. Mir ist egal wer von euch überlebt, ihr werdet eure Sünden büßen," erzählte der Mann mit erdrückender Stimme vor sich her. In jenem Moment betrat Len unerwarteterweise ebenfalls die Kapelle und sah das elend. ,,Kamui, was hast du getan," schrie er völlig verzweifelt und rannte zu seiner geliebten. ,,Meine geliebte, so kalt. Warum Kamui," forderte er erneut zu erfahren. Der Mann jedoch schwieg und war dabei diesen tragischen Ort zu verlassen. Kurz bevor er über die Schwelle trat, murmelte er etwas: ,,Ich habe dich geliebt und du lässt dich wegen eines Menschen fallen. Das ist die Strafe die dir auferlegt worden ist."

Len wandte den Blick von Kamui und konzentrierte sich nur noch auf Miku. Er drückte sie fest an sich, den Kopf an seine Brust und hilt diesen fest mit seiner Hand. Er klammerte sich förmlich um sie und die Tränen begannen unkontrolliert seiner bleichen Wange hinab zu laufen. Schluchzend begann er eine Art gebet aufzusaugen:

"Ich werde mein Leben für dich geben, wie ich es einst schwor. Meine sünden vor Gott.....Mein Verat, soll durch meinen Tod bezahlt werden! Ich gebe mein Leben für dich."
Langsam begannen sich die Augen des verwundeten Fräuleins zu öffnen und dem jungen Mann begann sich ein lächeln auf dem Gesicht abzuzeichnen. Dort war es von Wehmut und Trauer erfüllt, er fuhr weiter fort und flüsterte ihr sanft ins Ohr: ,,Ich glaube, das ist mein Schicksal. Lebe wohl."

Das einzige was vom einstigen Engel übrig blieb, war eine schwarze Feder, welche sich nach und nach auflöste. Miku verblieb noch Stunden an diesem mit Blut befleckten Ort und weinte bitterlich. Er rettete sie, indem er erneut eine Sünde begann. Sobald einiges an Zeit vergehen würde, könnten sie sich eines Tages aber vielleicht wieder sehen und dann, für immer Zusammenbleiben.

Miku wollte nicht alleine an diesem Ort bleiben, an welchen sie an alles erinnert wurde, also beschloss sie nach Hause zurück zu kehren. Sie dachte sich ein lügenmärchen aus, was ihr jeder glaubte, immerhin war ihr Kleid mit Blut befleckt gewesen und ihre Haare völlig durcheinander. Ihr Vater erfand später noch weitere Lügen, welche sogar zur Folge hatten, das ein unschuldiger Mensch zum Tode verurteilt wurde.
Nun lebt Miku, ein Jahr später, nun doch mit Kaito zusammen. Erwartet ein Kind von ihm und die Gesellschaft glaubt das alles in Ordnung sei.
Natürlich fühlt sie sich beschämt für das was sie tat. Doch sie würde es niemals anders machen. Denn sie konnte Zeit mit einem Menschen verbringen, welchen sie aus ganzem Herzen liebte und war die Zeit vielleicht auch noch so kurz. Das war ihr egal. Sie nahm das Leben wie es weiter kam und versank nicht in Hass und Trauer. Im Gegenteil, sie schätze es nun mehr denn je.

Doch fragte sie sich bis zum letzten Atemzug, wer dieser Mann von damals war. Sie sah ihn nie wieder und blieb im ungewissen. Nur Len und Kumui wussten voneinander. Wussten, das sie im Himmelreich ein einstiges Paar waren. Nur diese zwei, wussten um das Rachegefühl des verletzten Engels.

secret Black VowWhere stories live. Discover now