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DER IMMERWÄHRENDE REGEN überschwemmte schon bald den Asphalt und bildete unzählige Pfützen, die sich wie kleine Seen immer weiter ausbreiteten und die Straßen unter Wasser setzten. Jeongguks Schuhe erzeugten ein platschendes Geräusch, als er seinen Koffer hinter sich herziehend über die Straße eilte, nachdem er aus dem Bus ausgestiegen war. Die Fahrt von Glasgow hinauf nach Fort William hatte mehr als drei Stunden gedauert, aber auch jetzt war er noch nicht an seinem Ziel angekommen.

Er atmete tief ein. Er hatte die ungezähmte Berglandschaft vermisst, die Fort William umgab. Das satte Grün der Wiesen, die wilden Bergkämme und endlosen Täler, welches jedes Jahr auf neue unzählige Touristen zum Wandern in die Gegend einlud. Jeongguk liebte die schottischen Highlands. Sie strahlten eine Ruhe, gar eine Einsamkeit aus, die man nirgendwo sonst finden konnte. In der Einsamkeit der Highlands lag eine Melancholie, eine ungezähmte Schönheit, die Jeongguk in dem vergangenen Jahr, welches er hier zugebracht hatte, zu lieben gelernt hatte. Während der Fahrt hatte er sich darauf gefreut, die gewohnte Umgebung endlich wiederzusehen, aber die dunklen Regenwolken hingen tief über dem Land und ummantelten alles in einem tristen grau.

Jeongguk stellte sich unter dem Dach des Bahnhofsvorplatzes unter und griff nach einer Packung Zigaretten aus seiner Jackentasche. Das Schlimmste an der Busfahrt war die fehlenden Raucherpausen und er atmete tief ein, als er die Zigarette zwischen seinen Fingern entzündete und an seine Lippen hob. Er atmete den Rauch langsam aus, während er seinen Blick schweifen ließ. Normalerweise wimmelte es am Bahnhof von Fort William, dort wo auch die Busse aus Glasgow, Edinburgh und Iverness hielten, von Touristen. Jetzt im Oktober jedoch, hatte die Wandersaison nachgelassen und es war erstaunlich leer. Zwei weitere junge Männer waren mit ihm in dem Bus gefahren, der ihn aus Glasgow hergebracht hatte und Jeongguk war sich sicher, dass sie ebenfalls an die Robertson Universität gingen. Einige der anderen Studenten waren vermutlich bereits gegen Mittag mit dem Zug angereist, die meisten jedoch waren entweder gefahren worden, oder kamen mit ihren eigenen Autos. Autos, gesponsert von Mommy oder Daddys Money, genau wie ihren Platz an dem Privatcollege. Es gab nur eine Handvoll Studenten, die es nicht mit der Kraft des Geldes, sondern ihren Noten und herausragenden Bewerbungen mit einem Stipendium an die Robertsons geschafft hatten.

Jeongguk war einer von ihnen. Jedoch nicht aufgrund von herausragenden Noten, sondern einer Sammlung an Kurzgeschichten, die ihn das Campbell Stipendium eingebracht hatten. Professor Campbell hatte Jeongguk in seinem ersten Semester am College sogar persönlich empfangen und ihm davon berichtet, wie sehr es ihn freute, einen neuen, literaturbegeisterten jungen Studenten das Literaturstudium an der Robertson Universität ermöglichen zu können. Campbell war der ehemalige Dekan des prestigereichen Literaturzweiges der Universität, und auch wenn er selbst seit Jahren nicht mehr lehrte, schien ihm das Treiben der privaten Universität immer noch am Herzen zu liegen. Und so hatte er vor einigen Jahren das Campbell Stipendium ins Leben gerufen, welches jedes Jahr einem neuen, literaturbegeisterten Studenten die Aufnahme an der Robertson ermöglichte.

Achilles, Come Down | ʸᵒᵒⁿᵏᵒᵒᵏWhere stories live. Discover now