Ein Entschluss und eine Erklärung

1.7K 160 61
                                    

Zärtlich tastete Legolas unter der Bettdecke nach Niennas Hand. Sie seufzte.
"Kannst du auch nicht schlafen?"
"Nein." gab Legolas zu. Er spielte mit Niennas Fingern, ihrem Hochzeitsring.
Nienna drehte sich auf den Rücken.
"Ich hasse Thranduil." sagte sie geradeheraus.
Legolas zog scharf die Luft ein. "Ich finde eigentlich, dass er netter geworden ist, oder? Gefühlvoller?"
Nienna entzog ihm mit einem Ruck ihre Hand. "Also ist es gefühlvoll, dass er uns unser Kind genommen hat?"
Legolas verdrehte innerlich die Augen.
"Er hat dir dein Kind nicht genommen, verstehst du das nicht? Er hat diesen Pakt geschlossen, vor vielen Jahren, und dann hat er dich zu einer Elbin gemacht. Er konnte nicht wissen, dass du Kinder willst, geschweige denn von mir!"
Nienna setzte sich mit einem Ruck auf. In ihren Augen schimmerten Tränen und ihre Stimme zitterte, als sie sprach.
"Jetzt ist es also nur noch mein Kind? Es war auch deins, Legolas. Um schwanger zu werden, braucht man einen Mann."
Legolas bedeckte sein Gesicht mit den Händen.
"Ich weiß was man braucht um schwanger zu werden, Nienna. Das musst du mir jetzt nicht erklären. Es war unser Kind, ja. Aber nicht seine Schuld."
Er stöhnte leise. Warum war sie so schwierig?
"Du findest also, dass es richtig ist, dass ich unfruchtbar bin?"
"Nein Schatz, ich finde einfach dass du ihn ungerecht beurteilst. Er hat selbst gesagt, dass er alles dafür tun würde, dir zu helfen, was aber nicht geht."
Nienna zog die Knie ans Kinn, umschlang sie mit den Armen und lehnte sich an das Kopfende des Bettes.
"Ich weiß nicht. Dein Vater war schon immer so hasserfüllt und gefühlskalt..."
"Was willst du damit sagen?" gab Legolas zurück.
"Vielleicht ist das vererbbar..."
Jetzt setzte sich auch Legolas auf. "Du sagst also, dass ich auch gefühlskalt und hasserfüllt wäre?"
Nienna sah ihn lange an, sah den Schmerz in seinen Augen. "Nein..." sagte sie lasch.
Legolas wandte sich ab. "Schön zu wissen, was meine Frau von mir denkt." Seine Stimme war schmerzerfüllt.
"Legolas, so war das nicht gemeint! Tut mir leid." versuchte Nienna sich zu entschuldigen.
"I-... ich liebe dich doch."
Legolas wandte sich wieder zu ihr. "Das ist auch nicht die Entschuldigung für alles, Nienna."
Niennas Unterlippe begann zu zittern. "Ich hab es nicht so gemeint..." Sie begann bitterlich zu weinen.
Legolas riss die Augen auf. "Schon gut. Ich glaube dir, dass es nicht so gemeint war. Es tut nur weh, wenn man gesagt bekommt, man wäre genau wie sein Vater, obwohl man sein ganzes Leben lang versucht hat eben genau nicht so zu sein."
Nienna wischte sich mit dem Handrücken die Tränen von der Wange.
"Blöde Dinger..." schimpfte sie.
Legolas konnte sich ein belustigtes Schnauben nicht verkneifen. "Hast du gerade deine Tränen beleidigt?"
Nienna lächelte. Als Legolas das sah, wurde sein Herz warm, denn sie hatte schon so unglaublich lange nicht mehr gelächelt. Für Legolas war sie so einfach am allerschönsten.
"Ich glaub schon. Naja, immer kommen sie, nur wenn diese blöde Narbe wehtut..."
Legolas rückte näher an sie heran. "Welche Narbe?"
Nienna sah zu ihm hoch. "Von dem Orkschwert, mit dem Gift und so. Du weißt schon. Als du mich gerettet hast..."
"Wieso schmerzt sie wieder?" fragte Legolas alarmiert.
Nienna winkte ab. "Du weißt schon, wenn keine Liebe zu spüren ist und so..."
Legolas drehte sich zu ihr. "Streit gehört zur Liebe dazu, Schatz. Nur weil ich nicht immer einer Meinung mit dir bin heißt es nicht dass ich dich nicht liebe. Ich werde dich für immer lieben."
Nienna kuschelte sich an ihn. "Ich dich doch auch."
Eine Weile herrschte Stille. Legolas dachte, Nienna wäre eingeschlafen und wollte gerade seine Augen schließen, als Niennas Worte die Stille zerschnitten.
"Das ändert aber nichts an meinem Entschluss."
Legolas runzelte die Stirn. "Was für ein Entschluss?"
Nienna sah zu ihm hoch. "Dass ich nach Angmar gehen werde."
Legolas küsste sie sanft auf den Haaransatz. "Und ich werde natürlich mitkommen."
"Jetzt weiß ich es wieder!" sagte Nienna.
Legolas lachte. "Was denn?"
Nienna küsste seine Nasenspitze. "Weshalb ich dich liebe."

Am nächsten Morgen wachte Maylea in ihrem Bett, jedoch in Thranduils Armen auf. Erschrocken durchforstete sie ihr Gehirn nach Erinnerungen an die letzte Nacht, und seufzte erleichtert als ihr einfiel, dass es nicht zu mehr als Küssen gekommen war.
"Guten Morgen, mein Hirsch." flüsterte Thranduil sanft.
"Oh Eru." Maylea sprang aus ihrem Bett. Hektisch ordnete sie ihre Haare ein wenig.
"Würdest du bitte aufstehen und aufhören..." Maylea beendete ihren Satz nicht.
Thranduil lächelte. "Womit soll ich aufhören?"
Maylea rieb sich über das Gesicht. "So... vollkommen verwirrend zu sein und mich vollkommen wuschig zu machen?"
Thranduil lächelte amüsiert. "Ich mache dich wuschig? Soso."
"Wenn du in meiner Nähe bist, kann ich einfach nicht klar denken." entgegnete Maylea.
Thranduil stieg aus dem Bett und kam auf sie zu. Er legte seine Hände von hinten an ihre Taille und kam näherte sich ganz langsam ihrem Ohr.
"Ich fürchte, das kann ich nicht." flüsterte er. Auf Mayleas Armen stellten sich die feinen Härchen auf. Ihr gesamter Körper kribbelte. Thranduil drehte sich langsam um sie herum, sodass er vor ihr stand. "Atmen, Maylea. Ich fürchte, wenn du erstickst, muss auch ich sterben."
Maylea hielt inne. Hatte er ihr gerade eine indirekte Liebeserklärung gemacht? Wenn Elben sich lieben und einer von ihnen stirbt, stirbt der andere an einem gebrochenen Herzen...
"Oh Eru..." flüsterte sie ergriffen. Thranduil grinste. "Du darfst mich Thranduil nennen."
Und dann beugte er sich vor und küsste sie leidenschaftlich.
Entgegen Thranduils Anweisung musste Maylea sich nach einiger Zeit abwenden, um Luft zu schnappen. Sie konnte das irgendwie nicht vereinen: Thranduils Berührungen und Atmen...
Thranduil lächelte milde und strich ihr eine Haarsträhne hinter das Ohr. "Du weißt schon, dass du für Nichtbefolgen der Befehle des Königs zu einem Kerkeraufenthalt führen können."
Maylea lächelte. "Ich versuche ja, sie zu befolgen, doch ich fürchte, sie gehen über mein Können hinaus."
"Habe ich jetzt dein Vertrauen so weit gewonnen, dass du mir dein Geheimnis verraten kannst?"
Maylea senkte den Kopf. "Ich..."
Plötzlich wurden draußen Schritte laut und ein energisches Pochen an der Tür unterbrach sie.
"König Thranduil? Seid Ihr hier?"
Thranduil seufzte genervt. "Woher wissen die das schon wieder..."
Er ging zur Tür und riss sie auf. "Was?" fuhr er seine verdatterte Wache an.
"I- ihr habt Besuch. Der König von Gondor..."
Thranduil seufzte. "Gut. Schickt sie in den Thronsaal. Ich werde dort auf sie warten. Und gebt meinem Sohn und seiner Frau Bescheid. Ich denke, die möchten ihn sehen..."
Und ohne sich noch einmal nach Maylea unzudrehen, ging er auf den Gang und schloss nachdrücklich die Tür hinter sich.

Er war schon fast an seinem Thron angelangt, als er Maylea hinter sich rufen hörte. "Thranduil?"
Er drehte sich um. "Was ist, Maylea?"
"I - ich habe eine Frage. Ich muss das wissen, denn ich glaube..."
Thranduil kam auf sie zu. Er sah sich kurz um, doch all seine Wachen sahen in eine andere Richtung.
"Was glaubst du?"
Maylea sah zu Boden. "Du hast eben gesagt, dass du sterben würdest, wenn ich ersticke..."
"Das war ein Scherz." sagte Thranduil amüsiert.
Maylea starrte ihn an. "Achso..."
Sie wollte sich umdrehen, doch Thranduil hielt sie am Arm fest.
"Was glaubst du? Du hast eben gesagt 'Ich muss das wissen, denn ich glaube...' "
Maylea drehte sich um. In ihren Augen schimmerten Tränen. "Nein, ist schon gut. Wenn es nur ein Scherz war..."
Sie ärgerte sich über sich selbst. Thranduil hatte sie wahrscheinlich nur geküsst, damit er ihr Geheimnis erfahren konnte, und sie hatte sich eingebildet... er sei in sie verliebt.
Thranduil runzelte die Stirn. "Es war auch ein bisschen wahr."
"Was heißt das?" Ein wenig Hoffnung keimte in Maylea auf.
"Nicht hier." flüsterte Thranduil.
"Doch." sagte Maylea laut.
Thranduil schloss die Augen. "In Ordnung."
Er fasste auch noch nach Mayleas anderer Hand und sah ihr tief in die Augen.
"Ich... habe das gesagt, weil ich... irgendwie..."
Maylea zog eine Augenbraue hoch. Das war das erste Mal in ihrem Leben, dass sie ihren König stottern hörte.
"Du..." Er stöhnte auf.
"Siehst du? Du bringst mich ganz durcheinander! Ich habe das gesagt, weil ich mich... irgendwie..."
"Mein König Thranduil!" Der Wache, der eben an Mayleas Tür geklopft hatte, kam den Gang hinab.
"NICHT JETZT!" rief Thranduil aufgebracht.
Maylea wollte etwas sagen, doch Thranduil legte ihr einen Finger auf die Lippen.
"Machen wir es kurz. Verdammt, ich glaube, ich liebe dich."

----------
Dam dam daaaam.
Very unexpected, I know xD
Nicht. Naja, eigentlich wussten wir ja alle, dass Mayduil früher oder später passieren würde.
Wie wird wohl Mayleas Reaktion sein, hehe? Seid mir dankbar (werdet ihr eh nicht sein xD) denn ihr habt jetzt 2 Wochen, darüber nachzudenken. Ich fliege nämlich Donnerstag, also übermorgen in den Urlaub, und ich komme erst in zwei Wochen wieder.
Tut mit leid, dass ich "die Überraschung" nicht gebracht habe (es wäre Eldarion gewesen) aber ich hatte erst eine Riesen Stelle damit, und es war irgendwie... scheiße. Dafür kommt er wahrscheinlich im nächsten Kapitel :3
Ihr dürft mir gerne Kommentare schreiben, in denen ihr eure Meinung äußert, wie Maylea reagieren wird. Es könnte nämlich vieles sein, soviel verrate ich :3

Okay, wir "sehen" uns in 2 Wochen! (Außer ich habe WLAN im Urlaub, aber das ist unwahrscheinlich.)
Ganz viel Liebe,
xx Jojo

Der Prinz des Düsterwaldes 2 - Dunkle SchattenDove le storie prendono vita. Scoprilo ora