2 | 𝔅𝔦𝔰𝔰𝔰𝔭𝔲𝔯𝔢𝔫

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Es dauerte noch etwa eine Stunde, bis jemand seine Hände von hinten auf Harrys Augen legte. Er wusste sofort wem die kleinen Hände gehörten. ,,Lou!" ,,Hey, Hazza. Alles Gute zu deinem Geburtstag.", gratulierte Louis seinem besten Freund.

Dieser jedoch bekam das kaum mit, da ihm, von Louis' Berührung ausgehend ein Kribbeln durch den Körper fuhr. Ein wirklich abgefahrenes Kribbeln. Es wollte gar nicht mehr aufhören.

Doch als Louis seine Hände von ihm nahm, hörte es mit einem mal doch auf. Merkwürdig, dachte sich der Lockenkopf und sah nun zu seinem kleineren Freund. ,,Danke, Lou."

Irgendetwas stimmte nicht, das sah er sofort. Louis' Augen strahlten nicht wie sonst, es fehlte dieses ganz bestimmte Funkeln. Eher wirkten sie, als ob eine tiefe Traurigkeit und Verletzlichkeit in ihnen stecken würde. Und Schmerz.

Der kleine Vampir allerdings lächelte. Man konnte es kaum sehen, doch es war nicht nur echt, das wusste Harry. Er kannte schließlich Louis besser als jeder andere. Es wirkte mehr wie ein gequältes, aufgesetztes Lächeln.

,,Magst du kurz mitkommen, ich würde dir gern was zeigen?", fragte Louis seinen Lockenkopf, der daraufhin lächelnd nickte. Niemand bemerkte, dass es ebenfalls kein komplett fröhliches Lächeln war. Auch Louis nicht, denn er sah Harry nicht in die Augen. Er konnte es gerade einfach nicht über sich bringen in diese strahlend grünen Augen zu blicken, die ihm die Welt bedeuteten.

Die beiden verschwanden aus dem Raum in dem es nur so von Gästen wimmelte und von denen bisher keiner Harry gratulieren durfte. Auch jetzt achtete er nicht auf die Vampire die ihn ansprachen. Es zählte jetzt nur sein kleiner Vampir.

Louis führte ihn durch etliche Gänge des Anwesens, bis sie im Wintergarten ankamen. Es war ihr Lieblingsort. Jetzt hingen Lichterketten zwischen all den Pflanzen und schafften eine wundervolle Atmosphäre. Auch der Vollmond, welcher durch die Glaskuppel auf die beiden herabschien, ließ es magisch wirken. Louis hatte gewusst, was seinem besten Freund gefallen würde, liebte Harry die einfachen, aber doch schönen Dinge, wie eine simple Lichterkette in einem der Rosenbüsche.

Harry bewunderte dieses Schauspiel, bis er Louis' Hände an seinen spürte. Wieder war dieses Kribbeln da, dass er schon vorhin gespürt hatte. Wieso hatte er es vorher nie gespürt?

,,Ich hab lange überlegt was ich dir schenken möchte. Schließlich ist das dein 100. Geburtstag und es sollte was besonderes sein...", begann der Wuschelkopf ziemlich unsicher zu sprechen. ,,Ich hoffe dir gefällt es." Dann plötzlich legte er Harry etwas in die Hand. Es war klein, glatt und strahlte eine angenehme Wärme aus. Als Harry auf seine geöffnete Hand blickte, sah er einen grünschimmernden Kristall, welcher mit einem dünnen Lederband zu einer Kette verarbeitet worden war. ,,Das grün hat mich an deine Augen erinnert.", gestand Louis, der aufmerksam zu seinem besten Freund empor blickte.

,,Wow, dass... Louis ist das...?" ,,Ein Schutzstein? Ja." Ehrfürchtig hielt Harry den Stein so, dass das Mondlicht ihn noch heller erstrahlen ließ. Ein Schutzstein. Sie waren selten und nur schwer zu finden. Doch laut Legenden äußert mächtig.

,,Dass... Danke, Lou. Wirklich, das ist... wow." Glücklich viel der Lockenkopf seinem kleinen Vampir um den Hals. Doch... Moment, was war das?

,,Lou, was hast du da an deinem Hals?" ,,W-wo?", wollte der kleinere wissen und sah unsicher zu Harry, der Louis' Pullover ein wenig zur Seite schob und zwei rote Punkte entdeckte. ,,Das... Das sind Bissspuren. Wer- Lou, wer hat dich gebissen und... warum?"

,,Es- Harry, alles ist gut. Ich... ich wurde heute gebunden." ,,WAS?!", fassungslos sah Harry in Louis' blaue Augen. Sein Lou war heute - ausgerechnet an seinem Geburtstag - gebunden worden? Von wem? Und warum wusste er nichts davon?

,,Louis, wer-" ,,Hazza, bitte nicht.", wimmerte Louis plötzlich und eine einzelne Träne rann seine Wange hinab. Geschockt über diese plötzliche Traurigkeit nahm Harry seinen kleinen Vampir fest in die Arme. ,,Bitte frag einfach nicht nach. Es- es wird sich nichts zwischen uns ändern, er- er ist sowieso jetzt erstmal nicht da, also... Dein Vater meinte nur, wir sollten es heute machen....", sprudelte es aus dem Wuschelkopf heraus.

Harry war verwirrt, traurig und auch wütend. Wütend auf Louis, weil er ihm nichts gesagt hatte, doch wollte er seinem kleinen Vampir nicht böse sein. Wütend auf seinen Vater, da er anscheinend davon wusste. Wütend auf den Vampir, der seinen Lou gebunden hatte. Wütend auf sich selbst, weil es ihn gerade so sehr verwirrte.

,,Okay. Ich werde nicht fragen, aber wenn du reden willst, bin ich da. Immer.", sprach Harry und streichelte sachte über Louis' Rücken. ,,Danke." Der Wuschelkopf schmiegte sich noch enger an den Größeren, klammerte sich regelrecht an ihm fest.

Natürlich würde der Lockenkopf nachher seinen Vater fragen was der mit dem ganzen zu tun hatte. Er konnte es einfach nicht ertragen, dass es seinem Freund so schlecht ging. Doch er würde darauf achten, dass Louis nichts davon mitbekam.

Nach einer Weile lösten sie die Umarmung und Harry sah fragend zu seinem kleinen Freund. ,,Machst du mir die Kette um?" Louis nickte, nahm mit zitternden Händen das Lederband und machte es Harry um den Hals.

Als Harry nun den Stein auf seiner Haut spürte, durchfloss ihn ein weiteres Kribbeln, anders als das durch Louis' Berührung. Jetzt war es mehr so eine Wärme und ein Gefühl von Sicherheit, dass sich in seiner Brust ausbreitete.

,,Ich hoffe der Stein wird dich wirklich beschützen.", flüsterte der ältere der beiden und sah auf den grünen Kristall hinab. Er hoffte es so sehr, denn er konnte nun nichts weiter für Harrys Sicherheit tun, als ihm weiterhin die heile Welt vorzuspielen.

Rɪɢʜᴛ Nᴏᴡ | Lᴀʀʀʏ SᴛʏʟɪɴsᴏɴWhere stories live. Discover now