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Es war jedes verdammte Mal das selbe. Die beiden trennten sich, meistens von ihrer Seite aus, es war eine Zeit lang Funkstille, sie kam zurück, sie kamen wieder zusammen, sie stritten, sie trennten sich wieder. Ich kannte Richards Ex-Frauen und die jeweiligen Geschichten dazu, auch einige Ex-Freundinnen, aber Olga war mit Abstand die schlimmste Frau die er in seiner Laufbahn vorzuweisen hatte. Die Dame war mit ihren 32 Jahren in der Modelbranche unterwegs, feierte einen It-Girl-Lifestyle und ging ihm regelmäßig fremd. Richard war kein Unschuldslamm, auch er liebte es zu flirten, aber wenn die beiden zusammen waren, schlief er mit keinen anderen Frauen. Olga musste gewartet haben bis die Tour zu Ende ist um bei ihm vorbei zu kommen. Mit dem Handy war sie ja nicht mehr an ihn rangekommen. In mir tobte ein innerer Konflikt. Sollte ich hier drin bleiben und hoffen dass sie schnell wieder verschwand? Oder sollte ich ihm beistehen? Beide Optionen gefielen mir nicht, da ich nicht ins Schussfeuer geraten wollte und so beschloss ich mir erstmal was über zu ziehen. Mich nicht in meine Jeans quetschen wollen, schlüpfte ich in Richards Hemd, welches er gestern achtlos auf dem Boden hatte liegen lassen.

"Ich habe dir gesagt, dass ich keine Lust mehr auf deine Spielchen habe", teilte Richard gerade lautstark mit während ich zwischen seinem Schlafzimmer und dem angrenzenden Wohnzimmer hinterm Türrahmen stehen blieb.

"Du weißt genau, was ich will. Ich vermisse dich, Richard. Wir gehören zusammen." Ihre Worte waren sehnsüchtig, doch ihre Stimme laut und aggressiv. Es passte so gar nicht. Ihr verächtliches Schnauben untermalte meine Meinung.

"Nein, Olga. Das ist vorbei. Du hast mich verlassen und jetzt kommst du hierher und erwartest, dass ich dich wieder in mein Leben lasse? Das funktioniert so nicht", kam es von Richard zurück und ich war froh dass er für sich einstand. Er hatte genug unter dieser Frau gelitten.

"Ich habe einen Fehler gemacht, aber ich bin da drüber weg, Richard", beteuerte sie nun ein wenig ruhiger.

"Schön für dich, weil ich bin jetzt über dich hinweg." In meiner Brust fühlte ich eine kleine Welle von Stolz. Als sie das letzte Mal ankam hatte er ihr sofort verziehen. Dass er ihr die Stirn bot war neu. Richtig so.

"Das kannst du doch nicht machen! Was steckt dahinter?! Hast du schon die nächste?!", keifte Olga zurück und ich hielt die Luft an. Richards Antwort ließ auf sich warten.

"Olga, es geht dich einen Scheiß an ob ich eine andere Frau haben oder nicht. Du sollst verschwinden". Seine Stimme hatte inzwischen einen aggressiven Unterton, den ich von ihm so noch nicht kannte. Eigentlich wollte ich nur meine Position in der ich stand wechseln, als ich gegen das Sideboard an der Wand stieß und einen Stapel Bücher, welcher dort vermutlich schon eine halbe Ewigkeit gelegen hatte, runterwarf. Es polterte und erneut wagte ich es nicht zu atmen. Da sich die beiden nicht weiter ankeiften, ging ich davon aus dass man das gehört hatte. Verdammt. Noch ehe ich irgendwas tun konnte, hörte ich die Absätze von Olgas Schuhen in meine Richtung kommen. Und da war sie. Die dunkelblonden Haare trug sie in einen tiefen Zopf gebunden. Ihre knochigen Gesichtszüge wirkten angespannt. Als sie mich erblickte funkelten ihre Augen zornig.

"Aria, was machst du hier?!", wollte sie von mir wissen und für eine Sekunde hatte ich vergessen dass sie mich ja kannte. Mir fiel keine Antwort darauf ein und so zog ich Richards Hemd unangenehm berührt enger um meine schmale Mitte. "Ist das Richards Hemd?!", fragte sie daraufhin wütend und ich bereute meine Geste sofort. Der Eigentümer des Hemdes war hinter ihr aufgetaucht und sah aus als würde er die andere Frau gerne an ihrem Pferdeschwanz aus der Wohnung ziehen. 

"Olga, raus hier. Du hast hier nichts drin verloren", wetterte er und er schien Mühe zu haben nicht die Fassung zu verlieren. Die Blondine drehte sich zu ihm um.

"Dein Ernst?! Ist SIE der Grund?! Richard, das kann nicht dein Ernst sein!" Sie schnaubte verächtlich während sie ihren Blick wieder auf mich legte. Ihr Blick war so abwertend dass ich nun diejenige war, die ihr nun gerne ein mitgegeben hätte. 

Always on my mindWhere stories live. Discover now