Kapitel 15 | Das Nachthemd

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Mit einem kaum hörbaren Seufzen legte Aisling ihre Gabel beiseite

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Mit einem kaum hörbaren Seufzen legte Aisling ihre Gabel beiseite. Auch, wenn sie Martha gegenüber ein schlechtes Gewissen hegte, weil sie in ihrem Abendessen herumgestochert und doch nicht mehr als ein paar Bissen hinunterbekommen hatte.

Nathaniel beugte sich zu ihr hinüber.

»Schmeckt es dir nicht?«, flüsterte er.

Kerzenlicht flackerte in seinen braunen Augen und brachte sie in die Bibliothek zurück, wo sie im selben warmen Schimmer gebadet und sich geküsst hatten. Fortan würde Kerzenlicht vermutlich immer diesen Effekt auf sie haben, überlegte Aisling.

»Doch, es schmeckt köstlich. Es ist nur ...« Sie schüttelte den Kopf. »Heute war ein ereignisreicher Tag und das wirkt sich auf meinen Appetit aus.«

»Wirklich?« Seiner Stimme wohnte ein neckender Unterton inne. Lachfältchen kräuselten seine Augenwinkel. »Was hast du denn so für Abenteuer erlebt?«

Aisling stieß ihm spielerisch den Ellenbogen in die Rippen.

»Sei nicht blöd«, sagte sie. Nathaniel erlöste sie keinen Moment lang von der Schwere seiner Blicke, die sie wie eine Decke aus Blei in den Boden drückte. Er studierte sie wie ein funkelndes bislang unentdecktes Insekt, dass er zu erforschen und katalogisieren gedachte.

Ihre Wangen flammten heiß. Bestimmt waren sie längst feuerrot angelaufen und stellten damit ihre geheimen Empfindungen zur Schau. Für jeden sichtbar, wie das kahle Skelett eines winterlichen Laubbaums.

Über den Rand seines Weinglases hinweg zwinkerte Nathaniel ihr zu.

»Entschuldige bitte. Aber du hast mir eine unwiderstehliche Vorlage geliefert.« Er ließ sein Glas auf die Tischdecke sinken und seine Miene wurde ernster. Aisling bereute sofort, sein Lächeln vertrieben zu haben. Am liebsten wäre sie in der Zeit zurückgesprungen, um es wiederzuholen. »Aber ich verstehe genau, was du meinst«, fuhr er fort. »Wir sind ein lebenslanges Bündnis eingegangen und werden unsere Zukunft nicht mehr allein, sondern ab jetzt gemeinsam bestreiten. Das kann beängstigend sein, aber ...«

Er senkte die Lider, bis Wimpernfächer die Pforten zu seiner Seele verschlossen. Und hatte sie sich eine solche Erlösung eben nicht noch gewünscht?

Unter dem Tisch tastete sie nach seiner Hand und drückte sie.

»Aber?«

Nathaniel räusperte sich. Er bedeckte Aislings Hand mit seiner anderen.

»Ich freue mich darauf.«

Seine Augen flogen so unverhofft auf, dass Aisling der Atem stockte.

In Büchern hatte sie so oft über diesen Moment gelesen, sogar mit offenen Augen davon geträumt - trotz allem, was ihr widerfahren war. Aber heute, jetzt und hier erschloss sich ihr die Bedeutung hinter sämtlichen Wörtern und Sätzen, die sich zu schönen Liebesgeschichten zusammensetzten. Zum ersten Mal sah sie die Magie. Ihr Puls ging aus dem Stand in einen Galopp über. Denn es ängstigte sie auch, wie viel Macht ihm das über sie verschaffte.

Wie ein Flüstern im NebelOnde histórias criam vida. Descubra agora