Tag 5 - Grenzerfahrungen (2)

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 Theo

»Herr Mäuser! Herr Mäuser!« Einer seiner Speichellecker kam ihm im Korridor zum Büro hinterhergerannt.

Theo machte sich nicht die Mühe sich umzudrehen, falls es wichtig war, würde der Kerl ihn vor seiner Bürotür einholen. Der Mann schaffte es knapp, während die Tür sich geöffnet hatte. Japsend und nach Luft schnappend bekam er kein verständliches Wort heraus.

»Was ist denn nun?«, blaffte Theo ihn an. »Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.« Seine Untergebenen hatten einfach keine Kondition mehr.

»Ich... ich muss dringend... mit... Ihnen... sprechen. Wir... wir haben... einen Verräter. In unseren eigenen Reihen.«

Oh. Das klang nicht gut.

»Jetzt kommen sie doch endlich rein. Warum haben Sie das denn nicht sofort gesagt?« Der schlaksige Typ mit dem dürren Haar kam ihm bekannt vor. Wie hieß er gleich? Irgendwas Slawisches. War auch egal.

Nachdem die Bürotür geschlossen war, und er sich auf den bequemen Sessel hinter seinem Mahagoni-Schreibtisch gesetzt hatte, stand der Kerl immer noch verloren neben der Tür herum.

»Mann! Jetzt kommen Sie doch endlich zur Sache!«, fuhr Theo ihn an.

»Entschuldigung. Also: Mosy, das Military Observation System, das wir inzwischen auch im Verfassungsschutz einsetzen, hat uns über eine beunruhigende Entwicklung informiert.«

»Wie heißen Sie noch gleich?«

»Babic. Milo Babic, Herr Mäuser.«

Er erinnerte sich: Zuletzt hatten sie sich in der VR gesehen. Aber der Mann war schon häufiger mit guten Ideen bei ihm aufgeschlagen. Ansonsten hätte er ihn spätestens jetzt hochkant aus seinem Team geworfen. Es war furchtbar, wenn seine Lakaien stundenlang um den heißen Brei herumredeten. Fähigen Leuten verzieh er das ausnahmsweise.

»Na los, Babic, spuken Sie es aus!«

»Natürlich. Uns wurde gemeldet, dass der Ermittler, der bereits wegen der News-Berichte versucht hat, Ärger zu machen, plötzlich in der Nähe des Problem-Camps aufgetaucht ist. Nicht nur das: Er hat sich dafür zum Schein Urlaub genommen. Anschließend hat er auch noch eine Journalistin, die ihm persönlich nahesteht, mitgenommen und ihr einen Behördenauftrag über fünftausend Central-Euro verschafft.«

Babic hatte seine Atmung inzwischen so weit beruhig, dass er geradeaus formulieren konnte. Immerhin.

»Okay, das ist ein klarer Fall von Korruption. Verhaften, wegsperren und vergessen – oder andersrum. Aber was wollen sie damit bei mir?«

»Eine militärische Aufklärungsdrohne hat die beiden beobachtet. Sie haben sich mit zwei Personen getroffen. Olivia und Alejandro Garcias.« Er hob die Hand, bevor Mäuser ihn erneut maßregeln konnte. »Das Pärchen war in die Zerstörung des Walls verwickelt. Das geht eindeutig aus den Polizeiakten hervor, auch wenn man sie hat laufenlassen. Und es wird noch besser: Zwei weitere Verdächtige von damals wohnten seit Monaten bei ihnen.«

»Sie meinen, das ist die Terrorzelle, die vor vier Jahren den Wall zerstört hat? Und die haben erneut etwas vor?« Das war ausnahmsweise eine wichtige Neuigkeit.

»Genau das denke ich. Leider können wir bisher nichts beweisen. Außerdem ist unklar, warum sich dieser Ermittler, Peter Hessler, zusammen mit einer Journalistin mit diesen Subjekten trifft.«

»Ja, dann finden Sie es heraus! Aber zackig! Was machen Sie noch hier? Verschwenden Sie keine Zeit!«, dass man seinen Leuten die offensichtlichen Aufträge immer persönlich erteilen musste! Konnten die nicht einmal selbstständig denken?

𝗙𝗔𝗞𝗘 𝗣𝗔𝗥𝗔𝗗𝗢𝗫 - Fake News war gestern ✔️Where stories live. Discover now