-18- Bitte geh nicht

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                              Dario

Es ist so unfair. Ich bin sauer auf meinen Bruder, er hat mich betäubt zurück gebracht.

Ich stehe von meinem Bett auf und laufe nach unten, meine Mutter steht in der Küche. Seit ich zurück bin lässt sie mich kaum noch aus den Augen.

„Hey mein Schatz, wie geht es dir?" fragt sie mich und ich setze mich auf einen Hocker. „Mir gehts gut, darf ich raus?" Frage ich sie doch nehme ein Kopfschütteln wahr.

„Versteh doch. Du bist abgehauen, rede erst mit mir" sagt sie und holt sich einen Hocker um sich vor mich zu setzen. Sie legt mir eine Hand auf die Schulter und zieht mich fest an sie ran, ich schlage meine Arme ebenfalls um ihren Rücken.

„Mein kleiner Junge.." murmelt sie in meine Haare bevor wir uns wieder von einander lösen. „Ich wollte Devin finden." „Dario. Dein Bruder hat sich bewusst für diesen Weg entschieden." sagt sie und sieht mich traurig an.

Devin, das Goldstück der Familie hat uns verlassen. „Du darfst raus, wenn du Kimi mit nimmst." sagt meine Mutter dann schließlich und steht auf.

Das war nicht mein Plan, dennoch nickte ich und lief nach oben. Ich betrat Kimi's Zimmer und sie sah mich an „komm, wir gehen raus" „Ja" sagte sie freudig und rannte zu mir um mich zu umarmen.

Kimi ist 4 Jahre alt, sie ist meine kleine Schwester. Devin kennt sie nicht. Kann sie sich eigentlich auch glücklich schätzen.

Ich half Kimi ihre Jacke anzuziehen und gemeinsam laufen wir nach draußen. Ich habe sie an meiner Hand während wir durch die Straßen Richtung Spielplatz laufen.

In meiner anderen Hand halt ich mein Handy, in ein paar Tagen ist Nelios Beerdigung. Ich muss für Lucia da sein, ich schreibe in letzter Zeit viel mit ihr.

Ich mag sie, ich mag sie wirklich.

„Wann heiratest du eigentlich?" fragt mich meine kleine Schwester und schaut zu mir hoch, ihr braunen langen Haare sind in zwei Zöpfe gebunden. „Wie meinst du das?" Frage ich sie und sie überlegt kurz „Ich möchte Kuchen essen" sagt sie dann sehr stolz.

„Kimi ich glaube ich heirate erst wenn ich erwachsen bin" antworte ich und lache „Wir können auch einfach so Kuchen essen" füge ich hinzu und sie lacht.

Ich währe nach der Suche nach Devin wieder zurück gekommen. Ich hätte sie nie verlassen können, ich will nicht so handeln wie Devin oder wie die Brüder von Lucia.

Wir sind nun endlich am Spielplatz angekommen und Kimi rennt direkt zur Rutsche.

Ich hole mein Handy heraus und schaue irgendwas an.

Bis heute frage ich mich warum mein Bruder  einfach so abgehauen ist. Hat er uns nicht geliebt?

Ein Auto hält plötzlich am Spielplatz an und mein Vater steigt aus, warum ist er hier?

„Dario" sagt er und sieht abwechselnd mich und Kimi an „ja?" Frage ich ihn, ich habe das Gefühl irgendwas ist passiert.

„warum seit ihr draußen?" fragt er mich doch ich zucke nur mit den Schultern.

„Ich habe Mama gefragt, sie meinte es sei okay" „okay. Möchtest du heute Abend mit ins Kino gehen, wir würden als Familie gehen." „nicht als ganze Familie." „Dario, rede nicht über Devin."

„Ich habe ihn gefunden, weißt du?" „du hast ihn gefunden?" „ja" „wo, wie, gehts ihn gut?" fragt mein Vater direkt und setzt sich neben mich.

So viel zum Thema er hat es verkraftet. „Ihm geht es gut, er ist der Grund warum ich wieder zuhause bin" antworte ich meinem Vater und sehe im Augenwinkel wie Kimi aufhört zu spielen und zu uns kommt.

„Wir gehen jetzt nachhause" sagt mein Vater und hebt Kimi hoch welche sich an ihn hängt.


Mein Vater schließt die Haustür auf und wir laufen nach drinnen. „Hör auf darüber zu sprechen, wir reden in diesem Haus nicht über ihn." sagt mein Vater und sieht mich ernst an.

Ich nehme Kimi an meine Hand und laufe mit ihr nach oben, es tut mir leid.

Ich werde erneut zu Devin fahren, und auch zu meiner Prinzessin.

„Wir gehen los! Wir gehen essen, ihr bleibt hier. Wir brauchen Mama und Papa zeit." ruft mein Vater nach oben „Okay!" rufe ich zurück und höre wie die Haustür ins Schloss fällt.

Jetzt oder nie. Ich laufe in mein Zimmer und hole meinen Rucksack hervor, Hektisch packe ich Kleidung und lebenswichtiges Zeug ein.

Meine Tür geht auf und ich sehe Kimi welche im Türrahmen steht, sie ist so klein das ich erst über sie drüber schaue.

Ich sehe ihr in die Augen und sehe wie sie langsam mein Vorhaben realisiert. „Nein. Bitte geh nicht, ich brauche dich" stottert sie und ihr laufen Tränen über die kleinen Wangen.

Ich laufe auf sie zu und hocke mich vor sie, sie weint immer stärker.

„Kimi, es muss sein" ich mache meine Arme auf und sie läuft zu mir und umarmt mich fest, sie weint in meine Schulter. Ich halte ihren kleinen Körper fest an mich gedrückt.

Ich merke jetzt erst, ich bin genau wie Devin.

Sie schluchzt laut in meine Schulter und ihre Tränen laufen wie ein Wasserfall weiter. Ich sehe ihr kleines Gesicht an, wie kann nur so viel Verzweiflung und Schmerz sich in einem Gesicht eines vier jährigen Mädchens befinden.

Ich möchte sie nicht verlassen doch ich weiß genau das wir Devin brauchen, sie würde Devin lieben.

Wie oft ihr ihr schon Geschichten von unserem supper Bruder erzählt habe.

Langsam beruhigt sie sich jedoch klammert sie dennoch an mir. „Es tut mir so leid" sage ich und küsse sie auf die Stirn. „Du...du darfst nicht gehen..du..du darfst nicht gehen!" stottert sie und ihre Tränen fangen wieder an zu laufen, es tut mir im Herzen weh meine kleine Schwester so gebrochen in meinem Arm zu halten. Es tut mir so leid, ich muss sie verlassen. Ich komme jedoch wieder.

„Bitte" bringt sie unter ihren Tränen heraus und ich halte sie nur fest an mich. Wir sitzen auf dem Boden und sie direkt an mich gepresst, weinend auf meinem Schoß während ich hier sitze, und der Grund für ihre Tränen bin.

Was soll ich machen? Ich muss meinem Herzen folgen, mein Herz führt mich zu Lucia, mein Herz führt mich zu meinem Bruder.

Kimi hat das Recht ihn kennen zu lernen, sie hat das Recht ihre Brüder beide zu kennen.

Wenn ich jetzt nicht gehe, werde ich diese Entscheidung für immer bereuen. Ich kann meine kleine Schwester jedoch nicht einfach so hier lassen, sie wird zerbrechen.

Ich befinde mich in der gleichen Situation wie vor ein paar Jahren, Devin ging und ich weinte in die arme meiner Mutter, ich spüre die Verzweiflung meiner kleinen Schwester welche ich in meinem Arm halte.


~1101 Wörter

Mr. & Ms. Pérez Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt