Tag 22: Neue Direktiven

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Adam atmet schwer. 

Er hält seine rechte Hand in einem eisernen Griff um den Hals des Soldaten und hält diesen damit einige Zentimeter über dem Boden hoch. Die Maske seines Helms ist zerbrochen, als Adam ihm einen Schlag versetzt hat und zeigt nun seinen panischen Blick. In seinem Auge sind einige Adern geplatzt und er hält verzweifelt mit beiden Händen Adam's Handgelenk fest, um sich daran ein wenig hochzudrücken und den Griff somit zu lockern.

"Lass ihn los Adam", ruft Noah. "Du darfst ihm nichts tun, hörst du?"

Seine Stimme dringt nur dumpf und neblig zu ihm durch. Die Patrouille hatte die beiden überrascht, als sie sich gerade ihr Nachtlager einrichten wollten. Sie hatten alle erfolgreich abgehängt, bis auf diesen einen gierigen Schlingel. Adam musste ihn natürlich sofort ruhigstellen und würgt ihn nun seit fast einer halben Minute. Noah versucht mit allen Mitteln ihn davon abzubringen, die Gefahr zu eliminieren, aber er scheint nicht zu realisieren, dass er damit alles nur schlimmer macht. Adam will auf ihn hören, aber er weiß einfach, dass es falsch ist. Es ist zu gefährlich ihn laufen zu lassen. 

"Adam!"

"Halt die Klappe. Du hast keine Ahnung, in was für einer Gefahr wir uns befinden. Wir können ihn nicht am Leben lassen." Er drückt fester zu und der Soldat röchelt.

"Ich weiß, dass es das ist, was dir immer gesagt wurde, aber du bist besser als das. Du brauchst das nicht. Nur weil du diese Macht hast, musst du sie nicht an anderen Menschen auslassen."

Adam verzieht das Gesicht. In seinem System findet ein Krieg von Direktiven statt und am liebsten würde er rebooten. Sein Kopf brummt. 'Andere Menschen' wiederholt er in seinem Kopf. Noah behandelt ihn, wie einen Menschen. Mit dem selben Respekt. Allein dafür sollte er loslassen, für ihn.

"Mein-Meine Aufgabe ist es Lösungen zu finden. Das hier ist die Lösung", stößt er hervor.

"Es gibt IMMER einer bessere Lösung als Schmerz! Lass uns ihn festbinden und von seinen Kollegen finden lassen, bis dahin sind wir längst über alle Berge. Lass ihn bitte los!"

Adam stöhnt angestrengt. Er hat das Gefühl, gegen seinen eigenen Kopf anzukämpfen. Er blickt dem Soldaten in die weit aufgerissenen Augen. Ihm steht die Todesangst ins Gesicht geschrieben. Dann lässt er los. 

Der Soldat fällt zu Boden und beginnt unkontrolliert zu husten und nach Luft zu ringen.  Adam hält sich den Kopf und schaut Noah an. Der lächelt. 

"Ich bin stolz auf dich", sagt er und geht ein Stück auf ihn zu. Doch Adam macht eine abwehrende Geste. Er kann das jetzt nicht. 

"Ich will dir nicht weh tun", murmelt er. 

Schwer atmend hockt er sich hin. Das Bedürfnis, dem Soldaten den Hals umzudrehen ist er noch nicht losgeworden. Er hat kein gutes Gefühl dabei, ihn tatsächlich gehen zu lassen. Er mustert den schwachen Mann, der verzweifelt versucht, von ihm fortzukriechen, jedoch von dem Bedürfnis sich zu übergeben unterbrochen wird. Wahrscheinlich hat Noah recht, denkt er, der Mann ist kaum mehr eine Gefahr. Er seufzt und lässt die Stirn auf seine Hände sinken. Noch nie hat er sich so überfordert gefühlt. Noah setzt sich neben ihn.

Der Soldat dreht sich auf den Rücken und keucht. Er schaut Adam verächtlich an. "Verdammtes Monster", brummt er. "Irgendwann  kriegen wir dich."

Bevor Noah irgendwas sagen kann, kniet Adam sich vor den Mann hin, legt eine Hand unter sein Kinn, die andere in seinen Nacken. Dann bricht er ihm mit einer kleinen Bewegung und einem widerlichen Knackgeräusch das Genick. Der Tote sackt in sich zusammen. 

Das Ganze hatte nur ein paar Sekunden gedauert, aber Noah hat das Gefühl, als wäre die Zeit stehen geblieben. Adam wagt es nicht ihn anzusehen. Dafür, was gerade noch für ein Chaos geherrscht hat, ist die Stille jetzt ohrenbetäubend.

Ohne ein weiteres Wort hebt Adam den Toten auf, um ihn zu vergraben und geht an Noah vorbei, ohne ihn anzusehen. 

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Noah schreckt hoch. Von diesem Moment träumt er immer wieder. Das war einer der wenigen Momente, in denen er tatsächlich Angst vor ihm hatte. Aber er würde ihm nichts tun, oder doch? Es ist noch dunkel im Labor, also rollt er sich einfach wieder unter seiner Decke zusammen und versucht weiter zu schlafen, auch wenn seine Gedanken wie jede Nacht immer noch um Adam kreisen. Plötzlich hört er etwas auf dem Gang. Es klingt wie ein Frauenschrei. Schnell steht er auf und schleicht so leise wie möglich zur Tür. Dann presst er sich mit dem Rücken gegen die Wand und späht durch das kopfhohe Gitter, dass ihn von dem Rest des Gebäudes trennt. Das Licht ist dämmrig im Gang, deshalb kann er kaum etwas erkennen, doch es sieht so aus, als würden fünf der Betreuer des Programmes eine zierliche, junge Frauen in die Zelle gegenüber bugsieren wollen.

"Shh, mach dass sie ihr Maul hält, wär ja noch schöner, wenn der Kleine was mitkriegt. Dann schmeißt uns der Boss noch selbst ins Loch", flüstert der eine.

Sein Nachbar nickt und verpasst dem Mädchen einen dumpfen Schlag, woraufhin sie verstummt.

Noah hält die Luft an vor Aufregung. Wer kann das sein?

Until the beginning - Wo du herkommstWhere stories live. Discover now