Erdbeeren

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Kurz vorab, ich wurde gefragt, ob ich die Geschichte von Will und Nico noch etwas weiterfühen kann. Die Kurzgeschichte war für mich offiziell beendet aber ab sofort werden in mehr oder weniger regelmässigen Abständen kleinere Texte zu den beiden kommen. Ich hoffe es gefällt euch💜

Nico sass auf einer kleinen Steinmauer, die Hände in den Jackentaschen vergraben. Sein Blick war auf das Universitätsgebäude gerichtet, aus dem in diesem Moment eine Menge Stundenten schwärmten.

Er hielt nach einem blonden Lockenkopf ausschau und als er ihn sah, bemühte er sich, nicht all zu offensichtlich zu grinsen, blickte sogar in eine andere Richtug. Trotzdem bemerkte er Will aus dem Augenwinkel strahlen. Schnell ging dieser auf Nico zu und blieb vor ihm stehen, "Hey, schön das du Zeit hast." Jetzt schaute Nico doch zu ihm, die dunkelbraunen Augen musterteten ihn, als hätte er ihn erst jetzt gesehen. Er lächelt leicht, "Gehen wir?"
"Sicher", sie liefen zu Wills Auto, ein altes gelbes Model, welches Nico insgeheim liebte.

Wärend Will von seinem Tag erzählte, liess Nico sich auf den Beifahrersitz fallen. Auf der weiteren Fahrt in Richtung von ihrem Lieblingsstrand erzählte Will weiter und auch Nico war langsam etwas aufgetaut. Es dauerte immer eine Weile, bis er wirklich selbst anfing zu erzählen, doch bei Will tat er es gerne, er wusste, dass der Medizinstudent ihm nur all zu gerne zuhörte. Warum konnte er sich auch nicht erklären.

Drausen wurde es jetzt langsam dunkel und sie schwiegen nach längerer Zeit wieder. Nico bemerkte, dass Wills Blick kurz zu ihm glitt und sich dann wieder auf die Strasse richtete. Danach schoss ihm eine Wärme durch die Finger, als Will nach seiner Hand griff. Er grinste ihm kurz zu, wärend Nico die Hand verwundert betrachtete, bevor er seinen leicht erröteten Kopf zur Fensterseite drehte. Als sie ankamen war am Strand niemand mehr zu sehen. Auch nicht bei der kleinen Bar, welche nur am Wochenende offen hatte. Will lies Nicos Hand los, um auszusteigen und dieser folgte ihm nach kurzem durchatmen.

"Hast du vielleicht etwas zu Essen dabei?", fragte er leise. Irgendwie wagte er sich nicht, in dieser ruhigen Gegend lauter zu sprechen. Und eigentlich hätte er auch lieber geraucht, anstatt zu essen aber er hatte Will versprochen, es nicht zu tun. War einer seier schwachen Momente gewesen.
"Erdbeeren habe ich", meinte Will.
"Perfekt", Nico griff nach einer und steckte sie sich in den Mund. Lächelnd nahm Will den Rest der Box zu der Bar mit nach unten, wo er Nico die kurze Treppe rauf folgte.
Nico setzt sich auf das Geländer und Will lehnte sich neben ihn daran. Eine Weile betrachtete der Schwarzhaarige nachdenklich das dunkle Wasser. Will kämpfte innerlich mit sich. Er sah die schmale Gestalt seines besten Freundes neben sich, den er bis ins unendliche liebte. Aber Nico und er hatten die Zeit ihrer Freundschaft damit verbracht, sich selbst kennen zu lernen, was bei Will in einem Medizinstudium und bei ihm als Tänzer vorläufig geendet hatte. Sie sahen sich leider viel zu selten und Will spürte wieder einmal, wie ihm die Zeit mit Nico all das gab, was er brauchte. Nico nahm sich noch eine Erdbeere.

Stumm blickte er auf das Wasser hinaus, wärend Wills Nähe ihm angenehm bewusst war. Normalerweise wäre es ihm zu nahe, ihre Arme berührten sich. Doch das war okay.
Eigentlich kam Nico ohne Probleme an die Erdbeerbox heran, und doch fragte er Will, "Kannst du mir noch eine geben?" Nico war überrascht, wie rau seine Stimme klang und er räusperte sich rasch. Will hatte es offenbar auch gehört, denn er musterte ihn mit schräg gelegtem Kopf. Nico verlor sich in den blauen Augen und brauchte eine Weile, um sich in die Realität zurückzublinzeln. "Sicher" Will nahm eine Erdbeere und Nico biss vorsichtig hinein. "Du kannst sie schon in die Hand nehmen" Will grinste, "warte, ich gebe dir noch eine." Nico grinste und schloss die Augen.

Kurz spürte er einen sanften Luftzug auf seinem Gesicht und dann erstarrte er. Er wagte es nicht, seine Augen zu öffnen. Wills Lippen waren unglaublich weich und überhaupt
nicht rissig, wie Nicos. Wie ein Lufthauch, dann war Will wieder weiter weg und Nico ertappte sich dabei, dass er sich weiter nach vorne lehnte.

"Das war keine Erdbeere." Brachte er leicht zitternd heraus. Will schaute zur Seite, sodass Nico sein Gesicht nicht sehen konnte, "Nein, war es nicht." Ganz kurz nur war es still, "Will?" Nico hörte selbst, dass seine Stimme nicht das tat, was sie sollte. Aber Will drehte sich trotzdem zu ihm. "Was-" wollte er sagen, doch da hatte Nico ihn schon an sich herangezogen. Immer wieder überkamen ihn selbstzweifel.
Er hatte so etwas noch nie getan. Noch nie so gewollt.

In Wills Augen suchte er nach Zustimmung, bevor er ihn küsste. Will, war sein erster Gedanke.
Alles Will, alles sanft und süss.
Sein zweiter Gedanke war Erdbeere. Auch Will hatte welche gegessen. Doch das vergass er schnell wieder, als er Hände in seinen Haaren spürte. Nicht irgendwelche Hände, Hände die er halten wollte. Die er in seinen sehen wollte.
Sie wanderten durch seie schwarzen Haare, wärend seine eigenen immer noch um Wills Schultern lagen, um ihn nun noch näher zu ziehen.

Kurz atmete er an Wills Stirn durch, warum musste man nur atmen? Will schaute ihn mit grossen Augen an, "Nico das, ich das, nein ich meine-" Nico lachte leise, "Psst, du machst den Moment kaputt." Der rote Schimmer auf Wills Wangen war nicht mehr zu übersehen, "Mache ich das wirklich?"
Nico nahm sein Gesicht in die Hände, "Nein, nie, du nie." Dann küssten sich wieder und Nico glaubte zu schweben, im gleichen Moment fragte er sich, ob es nicht noch näher geht. Ein Kribbeln schoss von neuem durch seinen Körper, als er endlich begriff, was gerade passiert. Als Will sich zurücklehenen wollte, lies er ihn nicht los, "Bleib bei mir, bitte, du bedeutest mir alles Will, alles."

Solangelo - TräumeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt