YON

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ASAKA


Wie lebt es sich mit einem Loch in der Brust?

»Gern.« Asaka überließ dem Suna-Nin das Feld. Ihm muss irgendetwas in den Sinn gekommen sein. Aber es wäre ... langweilig, wenn ich meinen Kopf nicht mitanstrengen müsste. Ein wissendes Lächeln umspielte ihre Lippen. Mal sehen, ob mir seine Show gefällt. Ich erwarte etwas Grandioses.

»Brauch ich dir erklären, wie eine Marionette gesteuert wird?«, schallte es zu ihr herüber. Das war mehr eine rhetorische Frage. Gut für den Einstieg. Jetzt hatte er ihre ungeteilte Aufmerksamkeit.

»Chakura no Ito.« Die dünnen Fäden, die von seinen Fingerspitzen bis zu seinen Marionetten reichten. Das Chakra wurde besonders fein konzentriert, sodass sich ein Fremdkörper damit animieren ließ. Es musste sich dabei nicht einmal zwangsläufig um eine Puppe handeln.

»Ein schlechter Shinobi hätte eine Erklärung gebraucht.«

»Doch nicht für etwas so Offensichtliches ...« Die Kunoichi mochte es, wie Kankuro ihre Phrasen aufgriff, diese teilweise abwandelte. Er hatte ihr im Laufe des Tages immer wieder gezeigt, dass er ihr aufmerksam zuhörte und mit ihrer frechen Art zurechtkam. Auch hielt er sich an sein Versprechen. Er gab ihr insgesamt ein gutes Gefühl. Irgendwie. Außerdem hat er innerhalb kürzester Zeit meinen Trick analysiert. Ich will nicht sagen, dass ich ihn unterschätzt hab, aber ich hab nicht damit gerechnet, dass es ihm so leicht fallen würde. Er hat die Messlatte ganz schön hoch gelegt.

Der Suna-Nin griff nach der ersten Schriftrolle und breitete sie auf dem Boden aus. »Gut, dann kann die eigentliche Show ja jetzt beginnen.« Er startete mit Karasu – der Krähe. Kankuro hatte bei den Chunin-Prüfungen mit ihr eine Variante des Kawarimi no Jutsu aufgeführt. Die Technik war nicht sonderlich komplex gewesen, aber wie er sie inszeniert hatte, war Asaka im Gedächtnis geblieben. Mit was für einer Selbstsicherheit. »Über die Jahre hinweg, hab ich der Marionette diverse Upgrades verpasst. Nahezu jede Komponente beherbergt ein paar böse Überraschungen für den Gegner.« Auch jetzt hörte man den Hochmut aus seiner Stimme heraus. Mit einem Fingerzeichen aktivierte Kankuro die Schriftrolle und verband die beschworene Puppe durch filigrane Fäden mit seinem rechten Daumen, Zeige- und Mittelfinger. In die humanoide Gestalt mit den drei Augen kam Leben. Sein Zeigefinger knickte nach innen, Karasus Mund klappte auf und eine spitze in Gift getränkte Nadel kam zum Vorschein.

»Ich verwend' für meine Marionetten hauptsächlich Neurotoxine. Sasori hat mich bei unserem Kampf mit einem Gift auf Schwermetallbasis vorübergehend lahmgelegt und ich hab dieses danach näher erforscht, teilweise modifiziert. Allein, weil die Zutaten für ein Antidot in Suna nur in begrenzten Mengen vorkommen.« Er grinste. Klar, wenn man so viel mit Giften hantierte, konnte immer etwas schieflaufen. »Karasu ist für die Offensive gedacht. Aus der Distanz heraus feuert die Krähe Kunai und Senbon auf den Gegner ab. Aus nächster Nähe attackiert sie mit einer Reihe von versteckten Klingen. Es reicht, wenn die Klinge den Feind streift, da die ersten Anzeichen der Vergiftung nicht lang auf sich warten lassen.« Er erklärte ihr noch weitere Details, zerlegte die Puppe quasi in ihre Einzelteile, um genauer auf die verborgenen Mechanismen einzugehen. Es war ganz schön viel Input. Allerdings fiel der jungen Frau auf, wie energiegeladen ihr Teampartner plötzlich war. Er blühte regelrecht auf, wenn er über seine Mordinstrumente fachsimpeln durfte. Asaka war davon irgendwie angetan.

Dann war die zweite Puppe an der Reihe: Kuroari. Der verlängerte Kopf mit den roten Hörnern unterschied sie von der ersten Marionette. Auch ihr Aufgabengebiet, wie der Suna-Nin ihr schlussendlich aufzeigte: Ihr zentrales Merkmal war der ausgehöhlte Torso, in dem der Gegner eingeschlossen wurde. Sie funktionierte am besten mit Karasu im Duo. Löste man Kopf und Gliedmaßen der Krähe vom Rest, kam jeweils eine Klinge zum Vorschein, die durch Kuroaris dafür vorgesehene Öffnungen gesteckt wurde. Kurohigi Kiki Ippatsu. Ein schmerzhafter Tod ... und eine ziemlich gute Falle, wie die Kunoichi fand. Mit einem Manko.

KUROARI [𝘒𝘢𝘯𝘬𝘶𝘳𝘰]Where stories live. Discover now