Tag 7 - Strahlende Begegnungen (1)

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Peter

Peter kuschelte sich im gemeinsamen Schlafsack an Camilas Rücken und genoss die Wärme. Es war halb sieben am nächsten Morgen, kurz nach Sonnenaufgang. Die Luft in der Kirche war noch kalt und ein erster dämmriger Schein drängte sich durch die vernagelten und abgehängten Fenster. Sie waren beide bereits länger wach. Der Gedanke an die kommenden Herausforderungen und die lauernde Gefahr, jederzeit erneut in eine Falle von Mäuser zu laufen, ließen ihnen keine Ruhe.

Noch am Abend war eine winzige Kurierdrohne vor dem Kirchenportal gelandet und hatte ihm einen versiegelten Umschlag übergeben. Darin befand sich ein Zettel mit einem Namen: »Professor Doktor Mitchell McDonagan«. Es folgten Datum, Uhrzeit und die Adresse eines Restaurants in Genf. Roland hatte Wort gehalten und ein Treffen arrangiert. Camila hatte die Drohne mit dem Hinweis, dass man sie ja vielleicht nochmals brauchen könnte, im Anschluss in ihrem Rucksack verstaut.⬆️

»Was meinst du«, meinte Camila flüsternd, um die anderen nicht zu wecken, »wird Mäuser nochmals versuchen, uns umzubringen?«

»Keine Ahnung. Vermutlich. Da Rolands Drohne mich gefunden hat, kann er das ebenfalls. Bisher hat zumindest niemand die Kirche gestürmt.« Seine Gedanken sortierend hielt er inne. »Warum auch? Wir haben uns offiziell nichts Ernsthaftes zu Schulden kommen lassen. Machtgeiler Innenminister hin oder her, das hier ist die ZEU und er ist kein Diktator, der unbegründet Menschen verhaften und erschießen lassen kann. Zumindest noch nicht.«

»Aha. Aber bombardieren und verbrennen?«, warf sie skeptisch ein.

»Da hat er einfach die Gelegenheit am Schopf gepackt, um uns loszuwerden. Das war sicherlich von diversen Stellen offiziell abgesegnet.«

»Wollen wir es hoffen,« die Zweifel in ihrer Stimme waren deutlich. »Ich ...«

Ein dumpfes Grollen und Vibrieren erfüllte das hölzerne Kirchenschiff. Staub rieselte von der Decke.

»Hey! Was ...« Sie warfen den Schlafsack von sich und sprangen auf.

Mit lauten Krachen und Bersten implodierte die hintere Wand der Kirche. Holzsplitter und Glasscherben schossen durch den Raum. Sie duckten sich unter einen Tisch und rissen ihre Arme hoch, um sich zu schützen.

»RAUS!«, brüllte Olivia, die zusammen mit Alejandro an ihnen vorbei in Richtung Tür hetzte.

Er griff seinen Rucksack und sprintete hinterher, neben ihm lief Camila. Putz und Dreck prasselten auf seine Schultern. Staub wallte ihm entgegen. Von hinten ertönte ein schrilles Kreischen und weiteres Krachen. Ein massiver Deckenbalken schlug unmittelbar vor seinen Füßen auf den Boden. Hustend kletterte er hinüber und hatte das von Alejandro geöffnete Portal fast erreicht. Die hohen Wände auf den Seiten schienen in Zeitlupe mittig einzuknicken. Die Decke brach polternd ein.

Mit einem Hechtsprung rettete er sich durch die offene Flügeltür und rollte durch den Staub. Die anderen schlugen ebenfalls neben ihm auf. Die Türen, nein, das gesamte Kirchenportal neigte sich kreischend in ihre Richtung.

»WEG HIER!« Jetzt war er es, der brüllte und versuchte, Camila an der Hand hochzuziehen.

Erneut hetzten und hechteten sie vorwärts und entgingen knapp der massiven Holzwand, die krachend auf dem Boden aufschlug und sie in eine dichte Staubwolke hüllte. Taumelnd und hustend kämpften sie sich weiter, bis sie auf der anderen Seite des Platzes an einer Häuserfront mit dem verwitterten Schriftzug »Cantina« zum Stehen kamen.

Um sie herum war die Hölle los. Ohrenbetäubendes Brummen massiger Motoren, berstendes Holz, Splittern, Krachen und Klirren erfüllten die Luft. Im Staub sah man kaum die Hand vor Augen.

𝗙𝗔𝗞𝗘 𝗣𝗔𝗥𝗔𝗗𝗢𝗫 - Fake News war gestern ✔️Where stories live. Discover now