„Noch ein Cola, bitte", der blonde Jugendliche hebt die Hand. Ich nicke, gieße eine Cola und eine Fanta ein und bringe sie den beiden jungen Männern, die noch immer heftig debattieren. Gerade meint der Dunkle: „Sport-AG, da bin ich ganz sicher. Aber wenn du mich fragst, ob Basketball oder Badminton, bin ich hoffnungslos überfragt."
„Das können wir vielleicht ausprobieren, Melvin", überlegt der Blonde. „Wir können draußen die Bewegungen nachahmen, dann merken wir ja, was uns bekannt vorkommt."
„Gute Idee!" Melvin greift nach der Fanta, setzt an, stutzt und setzt ab, ohne zu trinken. „Woher wussten Sie das, Eithne? Ari hat doch nur für sich bestellt?"
Ich grinse ihn an. „Aber wenn einer von Ihnen bestellt, meldet sich spätestens eine Minute später der andere. Ich wollte mir nur einen Weg sparen."
Beide lachen auf. „So langsam kennt man uns hier!", gluckst Ari. Dann verdüstert sich sein Gesicht wieder. „Ich glaube, wir sind früher auch oft so in Cafés und Mäccies rumgehockt und haben stundenlang gesabbelt. Kann da ein Zusammenhang bestehen?"
Melvin zuckt die Achseln. „ Keine Ahnung, aber ich notier mir das mal." Er holt einen Notizblock aus seinem Rucksack und kritzelt zwei weitere Posten auf eine Liste, die fast die ganze oberste Seite füllt und bei der nur wenige Punkte durchgestrichen sind.
„Wir wissen genau, dass einer von uns etwas vergessen hat", erklärt mir Ari. „Aber leider haben wir keine Ahnung, wer von uns oder worum es geht. Solange wir das nicht herausgefunden haben, kommen wir beide nicht weiter. Also versuchen wir uns an möglichst viel aus unseren Leben zu erinnern."
„Wir sind uns sicher, dass wir lange Zeit beste Freunde waren und vieles, was dem einen einfällt, kommt auch dem anderen bekannt vor", ergänzt Ari. „Darum ist es am sinnvollsten, wenn wir alles durchsprechen, woran wir uns erinnern. Dann kommen wir irgendwann auch drauf, was uns am Weiterkommen hindert."
„Das ist ein guter Ansatz", stelle ich fest. „Ich finde es unter den Umständen interessant, dass ihr beide zusammen hier seid. Es kann sein, dass das, was der eine vergessen hat, mit dem anderen zu tun hat."
Melvin nickt. „Das haben wir uns auch schon überlegt. Zusammen hier sind wir übrigens, weil wir gemeinsam gestorben sind. Unser Bus ist genau an der Stelle, wo wir gesessen sind, an den Baum geknallt."
„Oh. Das ist selten. Die meisten hier erinnern sich nicht mehr an ihren Tod. Ehrlich gesagt, ist vielen nicht einmal bewusst, dass sie nicht mehr leben."
„Oh, das haben wir ziemlich schnell bemerkt." Melvin trinkt nun doch von seiner Fanta. „Kann es sein, dass wir besser denken können, wenn wir was zu uns nehmen, was Sie servieren?"
„Ja, das ist der Sinn der Sache", gebe ich zu, woraufhin der junge Mann den Rest seines Getränks hinunterstürzt und aufsteht. „Komm, Ari, lass uns Luftfußball spielen!"
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Das Café zwischen Himmel und Hölle
SpirituelIrgendwo zwischen Diesseits und Jenseits, zwischen Himmel und Hölle liegt Eithnes Café. Hier labt sie die Seelen, die ihren Weg verloren haben und hilft ihnen, sich zu erinnern, was sie noch zu tun haben. Denn um ins Jenseits eintrten zu können, mus...