𝐏𝐫𝐨𝐥𝐨𝐠

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Es war dunkel draußen, so dunkel, wie die Hölle eben sein konnte. Dämonen waren auf dem Straßen, sie taten Dinge, die die meisten Dämonen taten. Sie ermordeten sich gegenseitig, bedrohten andere Sünder und vergnügten sich auf äußerst obskuren Weisen.

Sie alle wurden von jemandem beobachtet, jemandem weit über ihnen. Lucifer, der König der Hölle, grinste abschätzig. All das hatte er schon tausende Male gesehen. Wie oft hatte er zugeschaut, wenn Schießereien sich eröffneten? Er seufzte und drehte sich weg vom Fenster. »Was mache ich hier eigentlich?«, fragte er verzweifelt. Doch es gab niemanden, der hätte antworten können.

Der König der Hölle war allein in seinem gewaltigen Palast. Seine Tochter Charlie hatte ein Hotel, das »Hazbin Hotel«, ein Hotel, um Sünder zu erlösen und sie in den Himmel zu schicken. Seine Frau Lilith war verschwunden.

Lucifer trat eine seiner Enten in eine Ecke, er war frustriert. Seit seiner Vereinigung mit Charlie war es etwas her, doch nicht so lange. Adam hatte versucht, das Hotel zu zerstören. Er hatte seine ganze Armee an Exorzisten mitgebracht, doch Charlie und ihre Freunde hatten sie aufgehalten. Lucifer selbst hatte Adam besiegt, bevor Nifty ihn abgestochen hatte.

Lucifer musste lachen, als er daran dachte. »Nifty ist schon ein besonderes, kleines Ding.« Er wollte sich gerade an seinen Schreibtisch setzen, um eine neue Ente zu basteln, da klingelte sein Telefon. Erschrocken drehte er sich um sich selbst, bis er sein Smartphone hervorgezogen hatte und auf das Display sehen konnte. »Anruf von... LILITH?« Er bekam Panik.

»Lilith? Warum ruft sie an? Sie hat sich seit sieben Jahren nicht mehr gemeldet!« Er starrte verzweifelt auf das Display. »Wie begrüße ich sie denn? Hey Wify? Hallo Lilith? Königin meines Herzens?« In seiner Panik tippte er versehentlich auf das Symbol für Annehmen. Und wie er es so häufig in ungelegenen Situationen tat, rief er: »Heyyyy Bitch!«

Er schlug sich auf den Mund, das war definitiv kein guter Start für eine Konversation. Er räusperte sich. »Hallo Lilith?«

»Hallo, Lucifer.« Die Stimme sorgte dafür, dass es ihm eiskalt den Rücken hinablief. Er schauderte.

»Lang ist es her«, lachte er nervös und verfluchte sich direkt wieder.

»Ja, das ist es«, antwortete Lilith. Ein unbehagliches Schweigen machte sich breit.

Lucifer fühlte sich sehr unwohl in seiner Haut. »Wo- wo bist du? Wie geht es dir?«, fragte er deswegen. Er beugte sich hinab und nahm ein Entchen. Er drehte es in der Hand, als es plötzlich anfing, Feuer zu spucken. »Gott verdammte-!«, fluchte er und ließ es fallen.

»Alles gut bei dir, Lucifer?«, fragte Lilith. Sie klang ein winziges bisschen besorgt, und das gab Lucifer direkt ein besseres Gefühl. Vielleicht sorgte sie sich doch noch um ihn...?

»Was? Bei mir ist alles gut. War nur... ein kleiner Unfall. Alles supi. Tipptopp. Haha!«, rief er und fragte sich im selben Moment, was er da eigentlich tat.

»Nun gut...«, meinte Lilith und räusperte sich. »Ich rufe nicht ohne Grund an. Es geht um etwas wichtiges.«

Lucifer spitzte die Ohren. »Worum? Kommst du zurück? Zurück zu mir und Charlie?«

Lilith lachte. »Nein, nein, das tut mir leid. Ich bin noch... im Urlaub.« Sie seufzte. »Mir ist zu Ohren gekommen, dass Charlie ein Hotel gebaut hat. Das... Hazbin Hotel, wenn ich mich recht erinnere?«

Er war zutiefst enttäuscht. Wie hatte er denken können, dass Lilith jemals zurückkommen würde? Er brummte zustimmend. »Ja, das Hotel. Bisher hatte sie aber noch wenige Kunden. Und wir hatten einen Krieg hinter uns. Das wüsstest du, wenn du hier gewesen wärst!«, blaffte er. Sofort fühlte er sich schlecht, aber er war wütend und enttäuscht. Er musste sich abreagieren.

»Glaub mir, ich habe davon gehört. Du hast Adam besiegt, ja?«, antwortete sie leicht amüsiert. »Ich mochte den Typen nie. Aber darum soll es nicht gehen. Ich hörte, dass eine eurer Seelen die Erlösung geschafft hat.« Er riss die Augen auf.

»Was zur- eine unserer Seelen hat die Erlösung geschafft?«, rief er. »Wer? Wer wurde erlöst? Warum wurde diese Person nicht vom Himmel abgeholt?« Lilith lachte.

»Ach Lucifer, die Seele ist längst im Himmel. Zumindest sagte man mir das so. Aber ich muss mir eingestehen, vielleicht war diese gesamte „Hotel-für-Erlösung"-Sache doch gar nicht so dumm. Herzlichen Glückwunsch«, sagte Lilith auf ihre vornehme Art und Weise, die der König der Hölle so liebte.

Er atmete einmal tief durch. »Auch das ist nicht der Grund, warum du anrufst. Weshalb dann?«, fragte er kühl. Sieben Jahre lang hatte Lilith sich nicht gemeldet. Sieben lange, harte Jahre für ihn. Und nun wollte sie etwas von ihm, einfach so?

Lilith seufzte. »Auch das ist korrekt. Es geht um einen Dämon, vielleicht kennst du ihn ja. Den Radio-Dämon.« Als Lucifer den Namen hörte, fuhr es ihn eiskalt über den Rücken.

»Was ist mit diesem Bastard?«, rief er ins Telefon.

»Ach, nichts wichtiges, ich möchte dich nur vor ihm warnen. Glaub mir, er ist nicht so mächtig, wie er sich gibt.« Lilith gähnte einmal. Lucifer runzelte die Stirn.

»Was meinst du damit? Lilith, woher kennst du ihn?«, fragte er beunruhigt. Lilith lachte.

»Das tut nichts zur Sache. Andererseits solltest du wissen, dass auch er an Regeln gebunden ist. Meinen Regeln.« Lucifer konnte sie förmlich böse lächeln hören. Ehe er etwas hinterfragen konnte, führte Lilith fort, was sie sagen wollte. »Der Radio-Dämon und ich haben einen Deal, er spielt nach meinen Regeln. Doch ich finde ihn ein wenig zu gefährlich für Charlie. Es wäre äußerst hilfreich, wenn du ihn im Auge haben könntest für mich.«

Lucifer's Mund klappte auf. »Du hast einen Deal mit... Alastor? Worum ging es in dem Deal?«, fragte er drängend.

»Auch das tut nichts zur Sache. Ich wünsche mir nur, dass du ein Auge auf Charlie hast. Sie soll sicher sein in ihrem Hotel«, meinte sie. Lucifer seufzte.

»Klar. Ich passe auf sie auf. Das ist das, was Väter normalerweise machen. Du könntest es aber auch selbst als Mutter tun«, brummte er.

Er hörte Lilith kichern. »Du weißt, dass ich nicht zurückkommen kann, zumindest jetzt noch nicht. Es tut mir leid, Lucifer, aber es geht einfach noch noch nicht. Die Zeit ist noch nicht reif.« Lucifer wurde langsam zornig. Er spürte, wie Hörner aus seinem Kopf wuchsen. Eine kleine Flamme tanzte zwischen ihnen.

»Lilith, du verschwindest einfach und rufst nach sieben Jahren an. Du willst mir nicht sagen, wo du bist, du willst nicht zurückkommen, du warnst mich nur vor dem Radio-Dämon, mit dem du einen Deal hast, aber du willst mir nicht sagen, worum es ging. Ich soll einfach nur Charlie beschützen!«, schrie er ins Telefon. »Glaubst du, dass ich das nicht getan habe? Ich bin ihr Vater, ich war immer in ihrer Nähe und unterstütze ihre Träume!« Er atmete flach.

Für einen Moment war es still, dann sagte Lilith: »Leb wohl, Lucifer.« Sie wollte anscheinend auflegen, überlegte es sich aber anders. »Achso, das hätte ich fast vergessen. Bitte erzähle Charlie nichts vom diesem Telefonat, ja?«

»Lilith, bitte, es war nicht so gemeint. Komm zu mir zurück, bitte! Schau dir an, was Charlie geschafft hat! Bitte...« Lilith legte auf. Lucifer's Worte bewirkten gar nichts bei ihr.

Lucifer ließ das Smartphone sinken und setzte sich auf seinen Sessel. »Aaah fuck.«

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⏰ Last updated: Mar 21 ⏰

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𝑴𝒚 𝑫𝒆𝒂𝒍 𝒘𝒊𝒕𝒉 𝒕𝒉𝒆 𝒇𝒂𝒍𝒍𝒆𝒏 𝑨𝒏𝒈𝒆𝒍 [𝐻𝑎𝑧𝑏𝑖𝑛 𝐻𝑜𝑡𝑒𝑙]Where stories live. Discover now