Eine Prise Arroganz

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„Du hast meine Erinnerung verändert?"

*Lilly*

Ruhig atmete er ein und aus, doch seine Augen blitzten regelrecht vor Wut. Man konnte nur erahnen, welche Stürme tief in ihm wüteten. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie gewannen. Ich verschränkte die Arme vor der Brust, nicht gewillt, das Thema einfach fallen zu lassen. Meine Behauptung einfach zu ignorieren. Sie einfach im Sande verlaufen zu lassen, so als wäre nichts gewesen. Ich musste erfahren, ob ich wirklich richtig lag mit meiner Vermutung. Und falls ich das tat, so sollte ich diejenige sein, welcher sauer sein konnte. Doch Ash hüllte sich in Schweigen, nicht gewillt, Licht in meine Dunkelheit, in meine vielen Fragen an ihn, zu bringen. Er biss seine Zähne fest aufeinander. Ich konnte ein Knirschen hören. Seine Gesichtsmuskulatur war angespannt. Da kam mir ein Gedanke, welcher mein Herz hüpfen ließ. Vielleicht würde ich so doch noch an meine Antworten kommen. Innerlich grinsend richtete ich meine Worte an ihn. „Zieh dein Shirt aus." Er schmunzelte arrogant, seine Lippen zogen sich in einem kleinen, schiefen Lächeln nach oben. Auch er verschränkte seine Arme vor seiner muskulösen Brust. Er schien das Spiel mitzuspielen.

Ich trat einen Schritt näher heran. Wollte meinen Standpunkt verdeutlichen. Ich würde nicht lockerlassen. Nicht noch einmal. Diesmal konnte er mich nicht abwimmeln, er wird mir hier und jetzt Rede und Antwort stehen. Er konnte mir doch nicht ständig ausweichen. Fast konnte ich ihn ein zweites Mal berühren, doch ich achtete penibel darauf, es nicht zu tun. Meine ruhige Stimme erhob sich, ich versuchte mich vor ihm aufzubauen, doch es war ein kläglicher, fast peinlicher Versuch. Doch ich würde mich nicht abwimmeln lassen. Meine Augen schauten auf seine Brust, ich hob meinen Kopf, um in sein Gesicht zu blicken. „Ich möchte deinen Rücken sehen, jetzt. Ich weiß genau, was ich da letztens gesehen habe, und du weißt es auch." Mein Herz klopfte mir bis zum Hals. Was wenn ich mich jetzt vollkommen zur Närrin machte? Wenn ich mir alles nur eingebildet habe?

Er schnaubte belustigt auf. „Ach bitte, da war gar nichts. Du hattest einen Alptraum und kannst ihn nicht verarbeiten. Steck deine Nase in deine Angelegenheiten. Du hast genauso Probleme wie ich, also kümmere dich darum und lass mich in Frieden." Seine Stimme triefte vor Abneigung, vor Hass, doch tief in mir fühlte ich, dass er sich mit dieser Aussage versuchte selbst zu schützen. Seine Hände zitterten leicht. Genervt tippte ich mit meinem Fuß auf den Boden. Sollte ich es wagen, ihm sein T-Shirt einfach hochzuziehen? Nur ein kleines Stück? Würde ich wieder einen Schmerz erfahren, immer dann, wenn ich seine Haut berührte? Oder würde ich eine Grenze überschreiten und er würde mich aus dem kleinen Häuschen rausschmeißen? Dann wäre ich Obdachlos. Ich überlegte, doch nahm er mir meine Entscheidung ab.

Im selben Moment nahm er genervt sein Shirt, griff es mit beiden Händen am Saum und zog es nach oben. Seine Brust war definiert, sein Bauch flach. Es zeichneten sich leichte Konturen seiner Muskeln ab. Im Hintergrund sah ich sein Oberteil auf den Boden fallen. Ich hörte auf zu atmen. Ich stand so dicht vor ihm. Konnte jede Pore seiner Haut sehen, konnte die Muskeln unter seiner Haut erahnen, ich musste mich beherrschen, nicht zu sabbern. Bemühte mich, weiter zu atmen. Presste Luft in meine Lungen und in mein Gehirn, versuchte es zum Arbeiten zu zwingen. Es sollte anfangen, endlich rational zu denken.

Wieso hatte er nur so eine Wirkung auf mich? Meine Finger wollten sich selbstständig machen, wollten seine Haut entlang gleiten. Von seiner Halsbeuge angefangen, über seinen Brustmuskel streichend und ihren Weg zu seinem Bauchnabel fortführen, bis sie schließlich an seinem Gürtel ankommen würden. Ich biss mir fest auf die Lippen und rief mir wieder ins Gedächtnis, was ich wirklich von ihm wollte. Zumindest in diesem Moment.
Was ich mit dieser ganzen Aktion bezwecken wollte. Ich atmete tief ein und zwang mich, meinen Blick wieder von seinem nackten Oberkörper zu lösen. „Dreh dich um." Meine Stimme klang fordernd aber bei weitem nicht mehr so fest und wieder war ich verblüfft, dass er mir anstandslos gehorchte. Langsam, die Sekunden verstrichen wie in Zeitlupe, drehte er sich Stück für Stück um seine eigene Achse.

Ich hielt den Atem an. Dieser Moment würde mir meine Antwort geben. Er würde alles verändern. Zumindest für mich. Ich würde seinen Rücken sehen.

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