Thron - Der Ruf des Schicksal

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Ich stand am Fenster meines bescheidenen Zimmers, das in den Wänden der Akademie eingebettet war, wo ich seit einiger Zeit studierte. Die Morgensonne warf ein sanftes Licht über die unzähligen Bücher und Schriftrollen, die über meinen Schreibtisch verstreut lagen. Heute war kein gewöhnlicher Tag. Heute würde ich meinen Mentor Meridius treffen, den Mann, der mir mehr als einmal den Weg gewiesen hatte. Ich fühlte eine Mischung aus Aufregung und Unruhe bei dem Gedanken an das bevorstehende Gespräch. Ich wusste, dass es von entscheidender Bedeutung sein würde. Als ich das Akademiegebäude verließ, schlug mir die kühle Morgenluft entgegen. Die Universität lag auf einem Hügel, der einen weiten Blick über das Land bot. Der Weg zu Meridius führte mich durch das Herz der Universität, vorbei an den alten Bibliotheken, den Hallen des Wissens und den Gärten der Meditation. Jeder Ort war mir vertraut und doch spürte ich heute eine besondere Ehrfurcht. Meridius erwartete mich bereits in seinem Studierzimmer, einem Ort voller alter Wunder und verborgener Geheimnisse. Der Raum war durchdrungen von dem Geruch alter Bücher und dem leisen Knistern des Kamins. Meridius, dessen weiße Haare das Licht des Morgens reflektierten, blickte auf und lächelte, als ich eintrat. "Thron, mein Junge, setz dich", sagte Meridius mit einer Stimme, die Wärme und Autorität ausstrahlte. Ich nahm gegenüber von Meridius Platz, meine Gedanken wirbelten."Meister, ich spüre, dass meine Zeit an der Universität mich auf etwas Größeres vorbereitet hat. Die Ereignisse, die Begegnungen... ich fühle, dass mein Weg mich bald von hier fort führen wird", begann ich, meine Worte sorgfältig wählend.Meridius nickte bedächtig, als würde er meine Gedanken lesen. "Thron, seit deiner Ankunft an der Universität habe ich gesehen, wie du gewachsen bist. Nicht nur in deinem Wissen, sondern in deiner Weisheit. Dein Gefühl täuscht dich nicht. Der Pfad des Schicksals ist selten geradlinig oder vorhersehbar." Ich lauschte aufmerksam, während Meridius fortfuhr. "Deine Reise hat gerade erst begonnen. Die Universität hat dir die Grundlage gegeben, doch das Buch deines Lebens wird außerhalb dieser Mauern geschrieben. Es gibt Geheimnisse, die darauf warten, von dir entdeckt zu werden, Herausforderungen, die deine Stärke erproben werden, und Verbündete, deren Wege sich mit deinem kreuzen werden." Mein Herz schlug schneller bei diesen Worten. Ich spürte, dass eine Veränderung in der Luft lag, ein Ruf, dem ich folgen musste. "Was soll ich tun, Meister?", fragte ich, meine Stimme von Unsicherheit geprägt. Meridius stand auf und legte seine Hand auf meine Schulter. "Folge deinem Herzen, Thron. Vertraue auf das Wissen, das du hier erworben hast, aber sei bereit, über den Horizont hinauszublicken. Dein Weg wird nicht leicht sein, aber er ist dein eigener. Und denke daran, egal wohin dich deine Reise führt, du bist niemals allein." Mit einem Gefühl der Bestimmung, das in meinem Inneren erwachte, erhob ich mich. Ich wusste, dass der Moment gekommen war, meinen eigenen Weg zu gehen. Die Worte meines Mentors würden mir Licht in dunklen Zeiten sein. Als ich die Akademie hinter mir ließ, fühlte ich mich gestärkt durch das Vertrauen, das Meridius in mich setzte. Vor mir lag ein Pfad, der in das Unbekannte führte, doch ich war bereit, meinem Schicksal zu folgen, wohin es mich auch führen mochte.

Auf dem Weg, mein Schicksal zu finden, spürte ich eine unbekannte Sehnsucht welche mich wieder anzog. Wie in letzter Zeit kommt die Präzens aus einer Menschen Universität. Die Schule hatte ich bislang nur aus der Ferne betrachtet, immer von außen, niemals als Teil von ihr. Heute jedoch, getrieben von dieser unbekannten Sehnsucht, fand ich mich am Rand des Schulhofs wieder, verborgen unter den weit ausladenden Ästen eines alten Baumes. Die kühle Morgenluft belebte meine Sinne, während ich die vorbeieilenden Schüler beobachtete. Meine spitzen Ohren, die ich unter einer Kapuze zu verbergen suchte, zuckten bei jedem Geräusch, bei jedem Gesprächsfetzen, der zu mir herüberwehte.
Trotz meiner Zurückhaltung und meines Wunsches, unbemerkt zu bleiben, spürte ich, dass dieser Tag anders war. Eine unbestimmte Vorahnung ließ mein Herz schneller schlagen. Ich hielt inne, meine Augen suchten den Hof ab, gefangen in der Routine dieses fremden Ortes, bis mein Blick auf eine Gruppe von Schülern fiel.Unter ihnen war eine Person, die sich von den anderen unterschied. Sie hatte eine Aura, die mich unwiderstehlich anzog. Wie ich bemerkte, hatte sie spitze Ohren, ganz ähnlich den meinen, die sich unter ihrer Kapuze kaum verbergen ließen. Mein Atem stockte. Noch nie hatte ich jemanden gesehen, der mir so ähnelte.In diesem Moment fühlte ich mich weniger isoliert, weniger fremd in dieser Welt, die ich so oft aus der Distanz beobachtet hatte. Ich fragte mich, wer sie war, woher sie kam und ob sie vielleicht Antworten auf die Fragen hatte, die mich schon so lange quälten.Bevor ich jedoch einen Schritt auf sie zugehen konnte, wurde sie von ihren Freunden ins Gebäude gerufen. Ich blieb zurück, verborgen unter dem Baum, gefangen zwischen dem Wunsch, mich zu nähern, und der Angst, abgelehnt zu werden.Dieser Tag markierte den Anfang eines neuen Kapitels in meinem Leben, obwohl ich es zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste. Doch eines war mir klar: Ich musste mehr über dieses Mädchen erfahren, das mir so ähnlich war. In ihr sah ich einen Funken Hoffnung, einen Weg, vielleicht nicht mehr so allein zu sein.

In dem Moment, als ich Pyra im Schulhof ansah, spürte ich, wie die Luft um uns herum vibrierte, eine Spannung, die kurz davor stand, sich zu entladen. Und dann geschah es: Eine Druckwelle breitete sich explosionsartig aus, mit Pyra als ihrem Ursprung. Die Wucht der Welle ließ Fenster erzittern und Schüler instinktiv in Deckung gehen. Es war, als hätte eine unsichtbare Kraft ihre Fesseln gesprengt, eine Demonstration roher, unkontrollierter Energie.Ich stand da, unberührt von der Welle, doch mein Herz schlug wild. Dieses Ereignis war kein Zufall; es war ein Zeichen. Pyra, die so gewöhnlich erschien, trug eine Kraft in sich, die sie selbst nicht zu verstehen schien. In ihren Augen, als sie mich ansah, erkannte ich die Verwirrung, die Angst, aber auch das Erwachen einer tiefen, inneren Erkenntnis.

Ohne ein Wort zu sagen, drehte ich mich um und ging in den Wald, der die Schule umgab. Ich wusste, dass sie mir folgen würde, getrieben von dem Bedürfnis, Antworten auf die Fragen zu finden, die in ihr brannten. Hinter mir hörte ich, wie ihre Freunde sie riefen, doch ihre Stimmen verblassten schnell, übertönt von dem Ruf einer tieferen, mächtigeren Verbindung.Ich ging nicht weit, nur bis zu einer kleinen Lichtung, die ich gut kannte. Dort wartete ich auf sie, umgeben von der Ruhe des Waldes, der jetzt unser Zeuge sein würde. Die Sonne neigte sich dem Horizont zu, und das Licht spielte zwischen den Blättern, ein sanfter, goldener Schein, der die Szene wie für ein Geständnis vorbereitete.Als Pyra schließlich die Lichtung betrat, atmete sie schwer von der Anstrengung, mich zu verfolgen. Ihre Augen suchten die meinen, und in ihnen lag eine Mischung aus Furcht und dem Drang nach Verständnis. Ich wollte ihr die Angst nehmen, ihr zeigen, dass sie nicht allein war."Ich bin Thron", sagte ich, meine Stimme ruhig und fest. "Und ich weiß, was du gefühlt hast. Was du getan hast."Sie zögerte, dann flüsterte sie: "Wie? Wer bist du?""Wir sind nicht so verschieden, Pyra", antwortete ich. "Was du heute erlebt hast, ist ein Teil von dir, eine Kraft, die du lernen musst zu verstehen und zu beherrschen. Und ich bin hier, um dir dabei zu helfen."Die nächsten Worte kamen mir leicht über die Lippen, als würde ich eine lang vergessene Geschichte erzählen. Ich sprach von Welten, die unsichtbar nebeneinander existieren, von Wesen mit Fähigkeiten, die jenseits des menschlichen Verständnisses liegen, und von der Verantwortung, die diese Kräfte mit sich bringen.Pyra hörte aufmerksam zu, ihre anfängliche Angst wich langsam einem Gefühl der Faszination und Hoffnung. Die Dämmerung umhüllte uns nun vollends, und die Lichtung wurde zu einem Ort des Neubeginns. Hier, in der Stille des Waldes, begann Pyras Reise zu sich selbst und zu den Antworten, die sie so verzweifelt suchte.

Flüstern der Elemente: Der Pfad des FeuersWhere stories live. Discover now