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pov 3rd-person

"Darf ich mich setzen..."
Im letzten Moment schluckte Ronto das "General" herunter, das sonst automatisch über seine Lippen kam. Er suchte nach einer passenden Ansprache, doch er fand keine. Ein General oder Meister war Kenobi aus seiner Sicht nicht, Kenobi klang zu unfreundlich, Obi-Wan viel zu persönlich; also ließ er den Satz unvollendet stehen.
Einen Moment sah Kenobi ihn aus diesen blutunterlaufenen Augen an, die Ronto viel zu sehr an sein Spiegelbild erinnerten, als er seine gesamte Einheit in einem ausweglosen Gefecht verloren hatte. Es waren die Augen eines jungen Mannes, der sich selbst zwischen all dem Grauen und Leid zu verlieren drohte.

Zu vertieft in seinen eigenen Erinnerungen nahm Ronto das Schulterzucken des Jedis beinahe gar nicht wahr, doch er war hier aus einem Grund. Er widerstand dem Drang, den Kopf frei zu schütteln und setzte sich mit respektvollem Abstand neben Kenobis Bett, er wollte den Mann auf keinen Fall bedrängen.

"Ich möchte Sie nicht lange stören, ich möchte mich nur bei Ihnen bedanken." Das ließ Kenobi überrascht aufrichten, doch Ronto fuhr schnell fort, bevor ihn der Mut verließ, "Ich weiß, Sie kennen mich nicht. Kriff, wir beide kannten uns eigentlich nie! Ich war nur ein weiterer Soldat, einer unter Hunderten unter Ihrem Kommando und trotzdem haben Sie mich bemerkt. Sie haben bemerkt, dass ich Hilfe brauche und Sie haben sie mir zukommen lassen. Ich- Ich hatte das Gefühl, alleine im Chaos verloren zu sein, a-aber dank Ihnen weiß ich jetzt, dass ich nicht alleine bin. Ich habe andere getroffen, denen es genauso geht wie mir und die mit dir zusammen einen Weg durch dieses Chaos suchen. Und ich- Ich will Ihnen also einfach nur Danke sagen."

Schwer atmend beendete Ronto seinen Monolog und wartete auf eine Reaktion Kenobis, doch der Mann starrte ihn nur abwesend an. Als die Stille zwischen ihnen schmerzhaft wurde, stand der Soldat schließlich ruckartig auf. Er hatte getan, was er tun wollte, kein Grund den Jedi noch länger zu verunsichern.
"Ich lass Sie dann lieber wie-"

"Man sagte mir, ich sei der General auf diesem Schiff?" unterbrach Kenobi ihn, bevor er sich zurückziehen konnte. Etwas irritiert nickte der Soldat langsam.

"Das heißt, ich habe mein eigenes Quartier mit persönlichen Gegenständen?" Ronto verstand noch immer nicht, worauf er hinaus wollte, nickte aber wieder.

"Bringen Sie mich hin!"

Was immer Ronto von seinem Leben erwartet hatte, den General in sein Quartier zu schmuggeln, war nicht Teil seiner Vorstellung gewesen. Das heißt, genau genommen wurde Kenobi nie seines Amtes entbunden und Helix hatte Kenobi auch nicht ausdrücklich verboten, die Krankenstation zu verlassen, sie verstießen also beide gegen keine Regel, im Gegenteil!
Ach, wen will ich eigentlich auf den Arm nehmen? Helix wird durchdrehen!
Doch es gibt nur wenige Personen in der Galaxis, die sich erfolgreich in den Weg eines entschlossenen Obi-Wan Kenobi stellten und Ronto war definitiv keiner davon. Und wenn er ehrlich zu sich selbst war, hatte er lange keinen so großen Spaß mehr gehabt wie jetzt. Es erinnerte ihn an seine Kindheit auf Kamino, bevor der Krieg ihn eingeholt hatte.

"Sie machen das nicht zum ersten Mal, oder? Sich vor Ihren Ärzten verstecken, meine ich." flüsterte Ronto, nachdem Kenobi ihn ein weiteres Mal in eine Nische drückte, nur einen Moment bevor jemand den Gang vor ihnen kreuzte. Der Jedi antwortete nicht, doch das kurze Grinsen, das er ihm zuwarf, war Antwort genug, dass der Jedi-Meister in seiner Jugend wohl nicht ganz so vorbildlich war, wie er scheint. Mit einem amüsierten Schnauben legte Ronto Kenobis Arm wieder auf seine Schultern und seinen eigenen Arm um die Taille des Jedi. Sie machten ein ziemlich gutes Team, musste Ronto sagen, er stützte und navigierte den Jedi und dieser warnte sie vor vorbeil laufenden Crewmitgliedern.

Erst als sie vor der Tür des Generals ankamen, fiel Ronto auf, dass sie ein entscheidendes Detail vergessen hatten: keiner von ihnen kannte den Zugangscode zu dem Quartier. Ronto wollte gerade auf ihre Misere hinweisen, als der Jedi mit einer Handbewegung die Tür öffnete und er den Mund wieder wortlos zufielen ließ. Zugegeben, das hätte er eigentlich kommen sehen müssen.

Das Quartier des Generals war kleiner, als er erwartet hatte, nicht größer als die Klon-Quartiere -abgesehen davon, dass dort sechs Menschen lebten und hier nur einer- und ziemlich spartanisch eingerichtet. Auf einer Seite stand ein niedriges Bett mit Nachttisch, auf der anderen ein Kleiderschrank und ein mit Datapads gefüllter Schreibtisch, der Ronto dringend hoffen ließ, dass, was immer Kenobi suchte, sich nicht auf dem Schreibtisch befand.

"Hm," brummte Kenobi neben ihm, der sich ebenfalls im Zimmer umsah, "ich hatte nicht gedacht, dass mein Deko-Sinn so aufgeschmissen ist ohne Qui-Gon.
Kommen Sie, falls er für mich immer noch dieselbe Bedeutung hat, sollte er sich im Nachttisch befinden."

Ronto beschloss gar nicht erst zu überlegen, wer 'er' sein könnte, sondern stützte den Jedi zu dem kleinen Schränkchen hin. Einen kurzen Moment scannte der Jedi den Inhalt der Schublade, bevor er zu strahlen begann und einen- Kiesel herauszog? Ronto wollte seinen Augen nicht trauen, aber doch, Jedi-Meister Kenobi drückte begeistert einen Stein an seine Brust, als hätte er soeben seinen verloren geglaubten Welpen wiedergefunden. Einige Augenblicke beobachtete Ronte das Geschehen vor ihm, dass er nicht anders als eine emotionale Wiedervereinigung beschreiben konnte, bevor seine Neugierde gewann. "Darf ich fragen, was es mit diesem 'Objekt' (er wollte es lieber nicht vor dem Mann 'Stein ' nennen) auf sich hat, Sir?"

Kenobi drehte sich überrascht zu Ronto herum, als er hätte er die Anwesenheit des Soldaten erst jetzt bemerkt und erst in diesem Moment fiel ihm ein, dass Kenobi ihn gar nicht verstanden haben konnte. Doch seine Frage muss offensichtlich genug gewesen sein, dass Kenobi etwas errötet erklärte, "Dass ist ein Flussstein aus dem Fluss des Lichtes auf Meister Jinns Heimatwelt. Er hatte ihn mir zum 13. Geburtstag geschenkt und seitdem begleitet er mich auf allen meinen Reisen. Er ist eng mit der lebendigen Macht verbunden, müsst Ihr wissen, wann immer ich ihn in der Hand halte, füllt sich meine ganzer Geist mit der sanften Wärme der lebendigen Macht. So als... Als würde Euer Verstand in eine liebevolle Umarmung gehüllt werden. Er verstärkt meine Verbindung zur Macht und erinnert mich daran, dass ich niemals ganz alleine bin; er hat mir schon mehr als einmal das Leben gerettet."

Ronto hat nicht einmal ein Drittel von Kenobis Erklärung verstanden, doch er Begriff die Bedeutung, die dieses unscheinbare Stück Mineral für Kenobi inne hatte.

"Seit man mir erklärte, dass Qui-Gon schon seit über einem Jahrzehnt tot ist und ich ein General in einem galaxisweiten Krieg sein soll, fühle ich mich so einsam und verloren, doch mit diesem Stein", er hob den Stein vor Ronto, sodass dieser die rot schimmernde Oberfläche genauer betrachten konnte, bevor die Faust wieder schloss und an seine Brust hielt, "Mit diesem Stein fühlt es sich an, als wären er und all die anderen Jedi und Kreaturen des Lichts bei mir. Er erinnert mich daran, dass ein Jedi niemals alleine ist."

Einige Minuten genoss Robto die angenehme Stille, in der jeder seinen Gedanken nachhing, bevor ihn laute Schritte auf dem Gang zurück in die Realität zucken ließen. "Ich glaube, wir sollten besser wieder zurückgehen, bevor Helix und Cody uns beiden den Kopf abreißen."

"Das wäre in der Tat unvorteilhaft, mein Freund." Sein neckisches Grinsen fiel etwas, als der Jedi sich wieder auf Rontos Schulter stützte und nachdenklich den Kopf schief legte.
"Sagen Sie, Ronto, was hat es eigentlich mit mir und Cody auf sich?"

Na und wenn das nicht die all entscheidende Frage ist.

>>><<<

Als Helix seine Krankenstation betrat, wusste er nicht, was ihn mehr irritierte: Dass Cody nicht da war oder das Grinsen, dass Kenobi und Ronto sich zu warfen, wann immer sie glaubten, Helix würde nicht hinsehen.
Und falls die beiden den Raum nur Sekunden vor ihm in einer wagemutigen Aktion betreten hatten, nun, dann würde das wohl besser für immer ihr kleines Geheimnis bleiben.

silent wordsWhere stories live. Discover now