Kapitel 5: Prinzessin

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Der Garten durch den wir gingen war riesig. Es gab Springbrunnen und Statuen. Kleine Bäume und Hecken zierten schmale Pflastersteinwege. Beete mit bunten und wunderschön duftenden Blumen zierten die Gänge.

Ich sog das Gelände in mir auf. Es fühlte sich seltsam vertraut an.

Am Ende des Weges stand eine kleine Gruppe Menschen. Doch als wir näher kamen erkannte ich, dass sich noch weitere Wesen unter die Leute gemischt haben. Kleine Gnome und Engelsanbeter schwirrten um die Meute umher.

Ich kannte die magischen Wesen bisher nur von Bildern und Zeichnungen. Aus dem Untericht wusste ich, dass Gnome sehr scheue Wesen waren. Mich wunderte das sie hier in der Gruppe wie selbstverständlich standen. Außerdem sind Gnome sehr arbeitsfreudig und tun alles um ihren Garten zu schützen.

Engelsanbeter waren genau das Gegenteil. Sie hassten aller Art von Anstrengung. Stattdessen liebten sie Aufmerksamkeit. Sie streuten und teilten für ihr Leben gern Gerüchte und belauschten und spionierten Menschen hinterher. Sie sind etwa so groß wie ein Baby bei der Geburt, doch auf ihren Rücken prangen kleine zärtlich-weiße Flügel.

Ganz vorne stand ein Pärchen. Sie sahen aus wie Königin und König.

Der Mann trug einen weinroten, mit Pelz besetzten, Mantel. Freundliche Lachfalten spielten um seine Mundwinkel. Sein Gesicht zierte ein langer weißer Bart.

Die Frau hatte eine lange ebenso weinrote Robe an. Ihre Haut war faltig. Ich konnte die Macht in ihr spüren.

„Herzlich willkommen auf Anyeonhan Gos" sagte der Mann. „Ich bin Wiliam und das", er deutete auf die Frau, „ist Lou. Wir sind die Besitzer dieser Burg und wir fühlen uns sehr geehrt, dass wir so hohen Besuch hier empfangen dürfen, besonders das hier nun der jüngste Yoso, der je auf dieser Burg zuhause sein wird, vor mir steht."

Ich war überfordert. Wiliam dachte anscheinend ich sei was besonderes, doch das war ich nicht.

Zum Glück rettete mich Cormic, indem er sagte: „Nun wir sind ebenfalls sehr geehrt, dass wir hier Obhut und Schutz finden."

„Ich denke, Wiliam wird mit den Erwachsenen die Lage und strategische Lage besprechen. Soll ich dich herumführen, Sunmi?", sagte Lou mit einer freundlich-warmen Stimme. „Ja, gerne", antwortete ich.


Lou führte mich durch einen langen Gang. An den Wänden hingen Porträts von Männern und Frauen die alle sehr edel wirken. Wir waren bereits in der Küche gewesen, in der dutzende von kleinen Elben allerlei Köstlichkeiten zubereiteten.


„Hier sind wir bei den Schlafgemächern. Dies ist dein Zimmer, direkt gegenüber von dem von Luna." erklärte Lou mir. Sie öffnete die Tür zu meinem Zimmer und wir betraten einen weitläufigen Raum. Die Wände waren mit weinroten Wandteppichen ausgestattet. Es fühlte sich nach Geborgenheit an.

Ich setzte mich aufs Bett. Es war nicht wie das Holzbett mit der dünnen Matratze im Turm. Es war ein Himmelbett mit vielen senfgelben Kissen und einer weichen Bettdecke.

„Die Tür links führt zu deinem Kleiderschrank. Da mir berichtet wurde, dass du nur wenige eigene Sachen mitgebracht hast, habe ich ihn schonmal mit ein paar Kleidern ausstatten lassen. Hinter der rechten Tür liegt dein Badezimmer. Ich hoffe es gefällt dir", sagte die Burgherrin. Erneut spürte ich die Macht in ihrer Aura. „Dann lass ich dich Mal alleine." Sie verließ den Raum.

Jetzt, da ich alleine war, entspannte sich mein Körper. Ich legte meine Tasche auf das Himmelbett. Nachdem ich sie ausgepackt hatte, inspizierte ich mein Zimmer näher. Regale aus Mahagoni standen im Raum verteilt herum. In ihnen waren Bücher, Karten und andere seltsame Gegenstände aufgehoben. Der Boden war mit einem meerblauen Teppich bedeckt.

Ich ging ins Badezimmer. Es war riesig. Ich ließ Wasser in die Wanne ein. Nachdem ich ein Bad genommen hatte, blieb nur noch ein Raum übrig den ich noch nicht gesehen hatte.

Die Tür knarrte als ich sie aufzog. Das Ankleidezimmer. Ein paar Kleider, hatte Lou gesagt. Das war eindeutig Untertrieben gewesen. Kleider über Kleider, in allen möglichen Schnitten, Mustern und Farben hingen an der rechten Wand. Links lagen Röcke, Blusen, Pullover und schöne Stoffhosen, feinsäuberlich zusammengelegt.

Ich brauchte lange um mich zu entscheiden, welches der Kleidungsstücke ich anziehen sollte. Am Ende entschied ich mich für ein smaragdgrünes Kleid. Es war weit geschnitten und endete knapp über meinen Knien. Es fühlte sich gut auf meiner Haut an.

Ich beschloss einen kleinen Spaziergang zu machen. Die Burgherrin hatte nicht gesagt, wann es Essen gab, also fragte ich auf meinem Weg nach draußen einen Elf der schnell an mir vorbei huschte. Er ignorierte mich. Naja, dachte ich, es wird sich bestimmt noch eine Gelegenheit finden.

Als ich in den großen Garten trat, spürte ich warme Sonnenstrahlen auf meiner Haut. Ein Schmetterling tanzte vor meinen Augen. Nach dem Bad und mit dem neuen Kleid fühlte ich mich wie eine Prinzessin.

Eine Prinzessin in ihrem Schloss.

𝓢𝓶𝓪𝓻𝓪𝓰𝓭Where stories live. Discover now