**Kapitel 16

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(TW am Ende des Kapitels)

Als ich aufwachte, wusste ich sofort, wo ich war.

In der Hölle. In Joris Bett. Und in seinen Armen.

Er lag hinter mir auf der Seite, sein rechter Arme war um meine Taille geschlungen. Ein leichtes Lächeln legte sich auf mein Gesicht.
Wer hätte geahnt, dass der Teufel gerne kuschelte.

Wobei, wenn man wusste, dass Joris der Teufel war, dann lag diese Tatsache gar nicht so weit weg.

»Guten Morgen«, murmelte er in diesem Moment verschlafen.

»Eher guten Abend. Es ist wahrscheinlich so sieben oder acht Uhr.«

Ein raues Lachen erklang, während Joris sich von mir löste und sich aufsetzte.

»Kleine Klugscheißerin«

Ich salutierte scherzhaft.

»Stets zu Diensten«

Er grinste, und ich erwiderte sein unbeschwertes Lächeln.
Es war schön, ihn glücklich zu sehen, vor allem, nachdem er gestern so viel geweint hatte.

Ich seufzte und rappelte mich widerwillig aus dem Bett auf.

»So gerne ich noch liegen bleiben würde – die Pflicht ruft. Dämonen sterben nicht von alleine.«

Joris nickte frustriert, und deutete Richtung Badezimmer.

»Geh du zuerst, dein Kleid von gestern sollte mittlerweile getrocknet sein, falls nicht, sag Bescheid, dann bringe ich dir etwas anderes.«

Im Weggehen schüttelte ich den Kopf.
Dieser verrückte Kerl hatte gestern Abend tatsächlich daran gedacht, mein Kleid zu waschen.

Und es wäre mir unangenehm gewesen, nicht selbst daran gedacht zu haben – aber etwas länger musste ich ihn noch zu Kreuze kriechen lassen.
Der Prozess des Verzeihens war lang, und ich steckte gerade mittendrin.

Da konnte etwas Engagement von Joris nicht schaden.

Im selben Aufzug wie gestern standen wir ungefähr zwei Stunden später vor der Tür des Zimmers, das ich auch in Joris Gedanken gesehen hatte.
Das Arbeitszimmer seines Vaters.

Ich spürte seine Anspannung, die sich während des Frühstücks – oder Abendessen, je nachdem, wie man es betrachten wollte – Stück für Stück aufgebaut hatte.
Selbst Jakes Anwesenheit hatte nicht geholfen, der alles versucht hatte, um die Stimmung mit Witzen und zweideutigen Kommentaren etwas aufzulockern.

Vorsichtig legte ich meine Hand auf seinen Oberarm, und er zuckte leicht zusammen.
So sehr er auch versuchte, seine Angst zu verbergen, es gelang ihm nicht.

»Ich kann das auch alleine machen, wenn du möchtest. Du musst da nicht reingehen. Du musst nicht immer stark sein. Überlass den spaßigen Teil auch mal uns anderen.«

Der letzte Satz war ein Zitat von Jake, und Joris erkannte es auch als solches, denn seine Mundwinkel zuckten.
Doch so, wie er schon bei Jake nicht funktioniert hatte, funktionierte er auch aus meinem Mund nicht.

»Du verstehst das nicht – Ich muss da rein. Das ist meine Sache, und ich muss endlich damit abschließen. Schließlich kann ich mich nicht mein ganzes Leben von ihm beeinflussen lassen, obwohl er schon so lange tot ist.«

Er hatte Unrecht. Ich verstand sehr wohl, wieso er das machen musste.
Mit Josy ging es mir genauso – lange hatte ich alles, was auch nur im Ansatz mit ihr zu tun hatte, verdrängt und gemieden, doch sowohl wegen Flora, als auch wegen Joris waren die Erinnerungen an sie in letzter Zeit immer wieder an die Oberfläche gekommen.

Eternal BloodlineWhere stories live. Discover now