Between Scars and Secrets

Prolog

Luke - Jills Unfall

Ich habe mich am Unfallort umgesehen und ankommende Kollegen eingewiesen. Deshalb begebe mich zu Nate. Etwas ist komisch. Panisch und ziellos wühlt dieser im Rucksack. »Was brauchst du?« Ich gehe neben Nate in die Knie und werfe einen Blick in das Auto. Eine rothaarige Frau in unserem Alter sitz dort drinnen. Mein Blick geht wieder zu Nate, der immer noch panisch im Rucksack wühlt. »Nate?« Er wirkt wie weggetreten. Ich rücke näher an ihn ran, höre ihn leise etwas murmeln. »Nate!« Ich packe ihn an den Schultern und beginne ihn sanft zu schütteln. »Hey! Nathan! Hörst du mich? Was ist los?« Es scheint zu ihm durchzusickern, denn Nate hebt seinen Blick und schaut mich an. Fast hätte ich ihn vor Schreck losgelassen. Ein kalter Schauer läuft mir den Rücken runter, als ich dem Blick von Nate begegne. Sein Gesicht zeigt eine Mischung aus Schock und Verzweiflung. Die Farbe ist ihm aus dem Gesicht gewichen und er wirkt wie erstarrt. »Es ist Jill.«

Ich bin verwirrt. Ich kenne keine Jill. »Bitte, wir müssen sie da rausholen!«

»Ja, alles zu seiner Zeit. Ist sie ansprechbar?« Erwartungsvoll schaue ich Nate an. Dieser wirkt aber nicht konzentriert, sondern nur panisch. »Verdammt Nate! Los mach Platz.« Ich schiebe ihn zur Seite und rutsche zu Jill ran. Stelle fest, dass sie atmet und bringe sie dazu mich anzusehen. Wunderschöne grüne Augen starren mich trüb an. Ich schlucke schwer. »Hey Jill, ich bin Luke.« Routiniert beginne ich mit meiner Arbeit. Rede leise auf sie ein. Immer wieder stöhnt und wimmert Jill vor Schmerzen. Ich schicke Nate weg, damit er das nicht mit ansehen muss.

Es dauerte nicht lange, fühlte sich dennoch wie eine Ewigkeit an, bis wir Jill aus dem Auto hatten. Nate ist langsam wieder klarerer geworden, aber dennoch ist die Sorge in seinen Augen nicht zu übersehen. Ich notiere gerade etwas im Tablet und bereite alles für die Abfahrt vor, als ein leises Nate von Jill kommt. »Jillian.« Antwortet besagter. Ich beobachte, wie er ihr liebevoll über den Kopf streicht, leise mit ihr redet. Er geht vertraut mit ihr um. Als ob sie sich schon ewig kennen.

Plötzlich wird Nate wieder panisch, die Geräte beginnen Alarm zu machen und nachdem Nate ein lautes »Herzstillstand!«, gebrüllt hat, beginnt er auch schon mit der Reanimation. Blitzschnell reagiere ich, schmeiße das Tablet achtlos bei Seite und beatme Jill mit dem Beutel. Beide hören wir, wie die Rippen von Jill brechen. Eine Gänsehaut zieht sich über meine Arme und Nate zuckt zusammen. Die Notärztin drängelt sich zu mir durch und ich bereite das Intubationsbesteck vor. Wir alle arbeiten wie eine gut geölte Maschine.

»Los, wir wechseln.« Mehrere Minuten sind bereits verstrichen und Nates Kräfte lassen nach. Ich dränge ihn zur Seite und übernehme die Herz-Lungen-Massage. Rhythmisch drücke ich auf Jills Brust. Nate scheint nur ein Schatten seiner selbst zu sein, wirkt abwesend. Die Ärztin spritzt ihr noch eine Einheit Epi, aber der Herzschlag ist immer noch nicht da. »Wie lange?«

»Gleich 8 Minuten«, antworte ich der Ärztin, nach einem Blick auf die Uhr. Ich drücke weiter Die Ärztin tastet Jill noch einmal ab und leuchtet ihr in die Augen. »Sie muss innere Blutungen haben, sie verliert zu viel Blut. Los! Großvolumiger Zugang! Und ein Hubschrauber!« Nate steht wie angewurzelt am Rand. »Nate!« Mir geht die Puste aus, meine Muskeln brennen, aber dennoch drücke ich weiter. »Bereite alles vor, ich übernehme.« Diesmal werde ich zur Seite gedrängt. Alles in mir schreit nach einer Verschnaufpause, aber die kann ich mir nicht nehmen. Ich taste nach meiner Funke. »Leitstelle für den 6-83-3?« Nebenbei beginne ich alles für den Zugang bereit zu machen. »Leitstelle hört.«

»Wir brauchen einen Hubschrauber. Weibliche Person, Anfang 20. Wir befinden uns mitten in der Reanimation. Verdacht auf innere Blutungen.«

»Verstanden, ich schicke euch einen. Wartet auf Rückmeldung.« Ich lasse die Funke achtlos auf die Trage fallen und beginne den Hals von Jill zu desinfizieren. »Bereit?« Fragt mich die Notärztin. Ich weiß, dass es jetzt schnell gehen muss. Kurz schließe ich die Augen und atme noch einmal tief durch, ehe ich nicke. Die Ärztin hört mit der Reanimation auf und ich steche mit der Nadel in die Haut. Der Zugang sitzt sofort und lässt mich erleichtert aufatmen, ehe ich nicke und die Notärztin wieder beginnt. Ich schließe die Flüssigkeit an und helfe nach, damit diese schneller in den Körper gelangt. »Übernimm bitte.« Ich löse die Notärztin ab und reanimiere Jill weiter. Wieder kontrolliert sie Jills Pupillen. »Wie lange?«