Tag 8 - Riskante Befreiungen (3)

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Camila

Was für eine blöde Idee, hier draußen in der Kälte herumzustehen, während Peter sich drinnen mit seiner Pandora vergnügt. Camila stand sich seit zwei Stunden die Beine in den Bauch. Zwischendurch war ein Anwohner vorbeigefahren, das wars an Action. Erfolgreich? Ja, das war er. Und wie würde sie es bemerken? Was würde die KI tun, sobald sie in der Cloud unterwegs war? Egal. Es würde ihre Situation nur verbessern. Aber warum dauerte das so lange?

Während sie ihren Gedanken hinterherhing, hörte sie ein Sirren in Kombination mit einem Brummen wie das eines Tieftöners. Ihre Nackenhaare stellten sich auf. Was auch immer das zu bedeuten hatte, es war nichts Gutes. Sie stieß wie vereinbart drei Pfiffe aus. Damit sollten Peter und Loris gewarnt sein. In dem Moment erkannte sie einen breiten Schatten, der sich vor die Wolken schob. Die unangenehmen Geräusche kamen von dem Fluggerät. Optisch ein großes VTOL wie es das Militär nutzte, aber flüsterleise. Verdammt, das war keine normale Polizei, sondern ein anderes Kaliber.

Zeit, um zu verschwinden. Damit mussten die beiden allein klarkommen. Sie zog sich langsam entlang der Hecke zurück. Als sie fast außer Sichtweite war, schallte das Splittern und Krachen von Glas und Metall über die Straße. Gleichzeitig wurde die Szenerie vom Flackern eines Maschinengewehrs im Dauerfeuer erhellt. Wow, da machte jemand keine halben Sachen. Hoffentlich hatten die beiden Pandora noch befreien können, ansonsten wäre nicht viel von ihnen übrig. Um Peter tat es ihr leid, sie hatte Gefallen an dem schrulligen, bayrischen Ermittler gefunden. Trotzdem war es besser so.

Dann war sie um die Ecke – und prallte mit einer finsteren Gestalt zusammen.

»Was zum ...?« Camila keuchte auf, als ihr das Knie in die Rippen gerammt wurde. Ein Messer blitzte auf. Sie konnte es knapp mit dem Arm abblocken und sich zur Seite auf den Boden werfen. Sie schrammte schmerzhaft mit der Schulter über das Pflaster. Aus den Augenwinkeln sah sie einen schwarz gekleideten Soldaten. Nachdem dieser wieder Platz hatte, hob er seine Maschinenpistole, die griffbereit vor der Brust hing. Gleich war es das gewesen. Auf diese Distanz hatte sie keine Chance. Doch der tödliche Schmerz blieb aus. Der Kämpfer zuckte am ganzen Körper, dann brach er wie ein nasser Sack zusammen und schlug der Länge nach hin. Hinter ihm stand eine schlanke Gestalt. Wer war das?

»Ich bin's, Maria«, flüsterte die Person. Den Taser, den sie dem Kerl in den Nacken gedrückt hatte, hielt sie in der Hand.

Camila atmete erleichtert aus und ließ sich von Maria auf die Beine helfen. Was machte Loris' Frau hier?

»Vielen Dank, aber ...«

»Los. Verschwinden wir. Wo einer war, da sind noch mehr. Die machen keine Gefangenen.«

»Was ist mit Peter und Loris ...?«

Maria presste ihre Lippen zu einem weißen Strich zusammen und schüttelte unwirsch ihren Kopf. »Wir können ihnen jetzt nicht helfen. Lass uns los und hoffen, dass sie entkommen können. Sie werden später in unserem Lager zu uns stoßen.«

Camila verstand immer noch nicht, warum Loris' Frau hier gewartet hatte. Eventuell hatte der Netzwerkspezialist sie als seine eigene Rückdeckung mitgebracht. Egal. Ihr sollte es recht sein.

»In Ordnung. Moment.« Die Reporterin ging zu dem betäubten Mann und nahm dessen MP sowie das Messer an sich. »Das könnten wir brauchen.«

Damit schlichen sie sich beide zügig an den Hecken entlang der Häuser in Richtung Norden. Dabei achteten sie darauf, nach Möglichkeit von oben in Deckung zu haben. Schweigend folgte Camila der Frau, die offenbar wusste, wohin sie liefen. In der Ferne hörte sie Polizeisirenen. Vermutlich hatte ein Anwohner oder eine Home-KI den Notruf gewählt. Für Peter und Loris kam diese Hilfe zu spät.

𝗙𝗔𝗞𝗘 𝗣𝗔𝗥𝗔𝗗𝗢𝗫 - Fake News war gestern ✔️Where stories live. Discover now