Tag 9 - Endlich frei (6)

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Camila

Ihr Körper wurde von der Wucht der Druckwelle angehoben und flog in Richtung Wald. Eine Hitzewelle brandete über ihren Rücken. Es folgte das vielfache Krachen einer ohrbetäubenden Explosion, als schlüge ein Dutzend Blitze neben ihr ein. Etwas hämmerte ihr ins Kreuz. Ihre linke Schulter landete auf der Erde und sie krachte durch Büsche und Bäume. Zweige peitschten ihr ins Gesicht. Äste stachen nach ihr und wollten sie durchbohren. Zum Schluss rollte sie ein Stück und blieb zwischen moderig riechenden Blättern liegen.

Sie lebte. Immerhin. Das war mehr, als sie erwartet hatte. Man erlebte nicht jeden Tag, dass jemand versuchte, ein Flugzeug auf einen zu werfen, als wäre es ein Spielzeug in den Händen eines Kindes. Im Gegensatz zu den modernen Quadrokoptern und VTOLs wurden diese noch mit Kerosin betrieben. Die Explosion fiel bei einem Absturz entsprechend heftig aus.

Okay. Hatte sie sich verletzt? Stand sie unter Schock? Sie hatte mal gelesen, dass man eine ernsthafte Verletzung nicht sofort bemerkte. Adrenalin und Endorphine schwemmten ihr Gehirn. Also setzte sie sich auf, tastete ihren Körper ab und schaute sich alle Gliedmaßen genau an. Autsch! Der linke Rippenbogen schmerzte höllisch. Es war kein Blut zu sehen. Wahrscheinlich eine gebrochene Rippe oder Prellung. Ansonsten fand sie bei ihrer Bestandsaufnahme nur diverse Schnitte, Schürfwunden und weitere blaue Flecke. Nichts, was sie kurzfristig umbringen würde.

Und sonst? Um sie herum brannten ein paar Büsche, aber das würde sich vermutlich nicht direkt entzünden. Beißender Rauch zog in das Gebüsch. Sie richtete sich auf.

Maria und Josephine! Langsam kamen klare Gedanken zurück. Die waren vor ihr gewesen, sie sollte es weniger übel erwischt haben.

„Maria? Alles in Ordnung?"

Sie schaute sich um. Die beiden mussten irgendwo vor ihr liegen.

„Hier! Wir sind okay." Maria kam durch die Rauchschwaden geschritten. Das Mädchen hatte sie auf dem Arm. Sie drückte ihren zuckendem Körper fest mit dem Gesicht an ihre Schulter.

„Das ist klar. Pandora hat es direkt auf uns abgesehen. Das war kein Zufall. Beinahe hätte sie uns erwischt. Vermutlich war es die Klingel am Haus. War das eine Militärmaschine? Falls ja, haben wir kaum noch eine Chance. Sobald sie anfängt, mit Raketen nach uns zu schießen, ist es aus."

Maria strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. „Vielleicht. Aber hätte sie die Waffen von Jägern oder Bombern unter ihrer Kontrolle – warum hätte sie das Flugzeug abstürzen lassen sollen, statt uns direkt zu erledigen?"

Das entbehrte nicht einer gewissen Logik. „Dann war es eventuell ein ziviles Transportflugzeug oder Ähnliches. Auch wenn es die kaum noch gibt." Camila hielt kurz inne. „Lass uns verschwinden. Nicht, dass sie auf gut Glück weitere Flieger abstürzen lässt. Wir müssen die Zivilisation auf jeden Fall vermeiden."

„Moment", Maria hielt sie nochmals zurück. „Warum sollte die KI es auf uns abgesehen haben? Wir sind ganz sicher keine Ziele, die Peter genannt hat, und haben auch nichts mit den Fake News zu tun."

„Ich schon. Ich habe damals als Redakteurin dabei geholfen, sie zu verbreiten."

„Okay. Aber dafür scheint es etwas zu drastisch, Flugzeuge auf Dörfer abstürzen zu lassen, oder? Falls sie jeden Helfershelfer ausradieren will, bleiben nicht viele Menschen in der ZEU übrig. Außerdem könntest du erst wieder in die Zivilisation zurückkehren, sobald sie besiegt wurde. Dass das jemals passiert, ist ziemlich unwahrscheinlich. Denn niemand außer uns weiß, dass hinter Pandora der Quantencomputer im CERN steckt."

Verflucht! Daran hatte sie nicht gedacht. Sie hatte darauf spekuliert, dass die KI sich nicht weiter für sie interessieren würde. Spätestens nach ein paar Wochen hätte sie problemlos in die Gesellschaft zurückkehren können. Sie war überzeugt, dass Pandora irgendwann besiegt würde. Menschen sind zäh. Aber falls diese Mega-KI es jetzt direkt auf sie abgesehen hatte, waren ihre Chancen denkbar schlecht. Irgendeine Kamera, Drohne oder Satellit würde sie erfassen. Das war praktisch unvermeidbar. Sie fuhr sich mit den Händen durch die Haare und lief ein paar Schritte auf und ab.

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