Kapitel 2

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Die Hitze erschlug Taylor regelrecht, als er als Erstes ins Freie trat. Die Augen musste er mit der Hand beschirmen, auch so hatte er schon fast das Gefühl durch das gleißende Sonnenlicht zu erblinden. Wie erwartet, befanden sie sich auf einem Fels in einem Meer aus Sand. In der Ferne flimmerte die Luft und kein Wind regte sich. Einige Meter vor ihnen brach der Sandstein senkrecht ab und hinter ihnen ragte er steil auf. Sie standen auf einem kleinen Plateau, das zu ihrer Rechten sanft abfiel und den Aufgang zu der Höhle bildete.

Glücklicherweise war weit und breit kein Lebewesen zu sehen. Bevor Taylor die Konfrontation mit bestenfalls ihre Sprache sprechenden Menschen, oder was auch immer suchte, wollte er so viel wie möglich über ihre neuen Fähigkeiten heraus finden.

Nachsinnend hatte er die Hände in die Hüfte gestemmt und war bis fast an den Rand heran getreten. Während Lydia ihn so von hinten beobachtete, wie er so heroisch da stand, mit seinem neuen Körper und dem gleichen Verhalten, für das sie ihn insgeheim so schätzte, wurde ihr flau im Magen. Am liebsten hätte sie gekotzt, aber da war vorhin bei dem Verwesungsgeruch schon nur Speichel gekommen. Ihr Magen war leer und das wusste sie in diesem Moment zu schätzen. Sie würde ihm um Nichts in der Welt so offensichtlich zeigen wollen, wie ihr das alles zu schaffen machte.

Es war einfach eine Farce. Herr Nichtschecker war einfach nicht dazu zu bewegen, sie mit anderen Augen zu sehen als immer. Egal was sie anzog, wie figurbetont oder knapp es auch war. Lediglich einen langjährigen Freund sah er in ihr. Sie hatte sich eine Zeit lang damit abfinden können, dass er sich vielleicht nicht mal dessen bewusst war, dass er selbst ein Mann war. Bis dieses verdammte Katzenweib in sein Leben „getreten" war. Auf einmal simpte der Kerl für die. Dabei war sie ja nur ein Haufen Pixel. Fehlte nur noch, dass er in ihrer Anwesenheit laut darüber nachdachte, mit ihr sonst was anzustellen.

Eigentlich fand sie diese Melisara gar nicht so schlimm. Sie war sehr hübsch anzusehen, ihr Design war niedlich, das Verhalten war nicht zu aufgesetzt und nervig. Ganz im Gegenteil, anfangs war sie ihr sogar recht sympathisch. Bis er diese Poster in seiner Wohnung auf hing. Dann kamen die Figuren. Und jeglicher anderer Kram, den man so kaufen konnte. Ständig quatschte er von ihr. Umso offensichtlicher er sie mochte, desto mehr glühte der Funke von Abneigung in ihr. Nicht wegen dem Charakter an sich, sondern wegen seinem Verhalten diesem fiktionalen Mädchen gegenüber.

Sie verstand es nicht im Geringsten. Da saß neben diesem Nerd eine echte Frau, die ihm im Zweifelsfall so dicht auf der Pelle hockte, dass die Feuchtigkeit ihres Atems in seiner Ohrmuschel kondensierte. Aber der glotzte straigt nach vorn auf eine Ansammlung aus Nullen und Einsen.

Und auf was starrte sie eigentlich gerade? Was war hier los? War das auch nur fiktional? Ging es ihr gerade genauso wie ihm?

Sie ertappte sich dabei, genauso sehnsüchtig Taylor nachzuschauen, wie er seinen Spielecharakteren über die Schulter in eine fantastische Welt spähte. Sein Traum war realer, als die beiden jemals für möglich gehalten hatten. Aber sie war sich sicher, dass sie immer eine kleine, krüpplige Randkiefer in einem Wald voller prächtiger Bäume für ihn sein würde. Wieder brandete diese beißende Wut tief in ihrem Bauch auf. Wo er jetzt so imposant aussah, schmerzte das noch viel mehr. Sie biss sich auf die Zunge, weil sie so ekelhaft oberflächlich dachte und schmeckte Eisen.

Da war ja was... In diesem Fall die Eckzähne eines Tieres.

Ein weiterer, bösartiger Gedanke kam ihr. Wenn er sie jetzt auf einmal wahrnahm, so wie sie es sich immer gewünscht hatte, würde sie das glücklich machen?

Könnte sie es akzeptieren, in dem Wisse, dass sie es nicht aus eigener Kraft geschafft hatte seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen? Sondern nur, weil das Schicksal auf einmal der Meinung war, sich einen ganz schlechten Scherz erlauben zu müssen und sie jetzt, in einer anderen Welt, genau die Optik zeigte die er heiß fand?

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 13 ⏰

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Morugos - Verschlagen in eine fremde WeltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt