Was hast du nur vor?

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Nervös kaute ich mir auf der Unterlippe herum, während Fury und ein paar andere Agents mit mir durch den Helicarrier, zu Lokis Zelle gingen. Fury traute mir nicht und hatte deswegen 3 Agents geholt, die uns begleiten. Wahrscheinlich fürchtete er, ich könnte etwas Dummes machen und Loki befreien wollen.

Doch dies war mir sichtlich egal. Hauptsache er ließ mich mit Loki reden, dass war das Einzige, was zählt. Als wir vor einer schweren Metalltür stehen blieben, strich ich mir nervös über mein Kleid. Ich trug immer noch das Kleid von der Gala und Lokis Mantel um meine Schultern.

Tausend Gedanken flogen durch meinen Kopf. Fragen über Fragen häuften sich an. Nur wusste ich nicht, welche ich ihm stellen sollte. Ich wusste ja nicht einmal, ob er mir überhaupt antworten würde. Er hatte etwas vor und würde mir seinen Plan niemals einfach so anvertrauen. Dafür war in der Vergangenheit zu viel geschehen. Doch vielleicht würde ich endlich einen Teil der Antworten bekommen, die mich so quälten.

Als Loki mir das letzte Mal Antworten geliefert hatte, war das zwar nicht so gut gelaufen, doch auch dies hatte unsere Liebe irgendwie überstanden. Ich liebte diesen Mann, schon immer und uns beiden war von Anfang an klar gewesen, dass es nicht einfach werden würde. Mein Pech und sein Unheil, was uns beiden auf Schritt und Triff folgte, war keine gute Kombination. Dennoch hatten wir es irgendwie geschafft, uns Hals über Kopf zu verlieben und nie einander aufzugeben. Diese Beziehung hat noch nie unter einen guten Stern gestanden, nicht einmal zu unserer Geburt. Dennoch konnte ich sie unmöglich einfach so aufgeben, ihn einfach so aufgeben.

Immer wieder hatte man versucht uns zu trennen. Selbst wenn dies alles vorbei ist, werde ich nicht einfach wieder zu Loki gehen und dort weiter machen, wo wir aufgehört haben. Dafür war zu viel geschehen. Aber vielleicht kommen wir irgendwann einmal wieder dort an, wo unsere Beziehung beendet hatte. Vielleicht können wir doch irgendwann einmal heiraten und Kinder bekommen. Wir hatten unser ganzes Leben schließlich noch vor uns. Für den Stand der Asen waren wir noch Jung, gerade mal Erwachsen geworden. Wir waren nicht einmal an der hälfte, unseres Lebens angelangt.

Fury öffnete die Metalltür und holte mich somit ins Hier und Jetzt zurück. Für einen Moment konnte ich mich nicht rühren. Sollte ich da jetzt wirklich hineingehen? Was wird mich erwarten? Fury zog eine Augenbraue hoch und sein Auge betrachtete mich genau. Er wirkte ein wenig ungeduldig und irgendwie genervt.

„Was ist nun Miss Meyer? Eine zweite Chance gebe ich nicht.", sagte Fury streng.

Ich atmete noch einmal tief ein und machte dann einen Schritt nach den Anderen, drauf bedacht nicht zu stolpern, da meine Knie von Schritt zu Schritt immer weicher wurden. Nervös knetete ich meine Hände und sah mich um. Mitten in diesem „Raum" stand eine riesige Glaszelle und darin stand niemand anderes als Loki.

Er stand mit dem Rücken zu uns und hatte seine Hände hinter dem Rücken verschränkt. Obwohl er uns nicht sah, bemerkte er uns schnell. Ruckartig sah er nach oben und ich konnte förmlich spüren, wie er grinste.

„Ich habe Sie so schnell nicht wieder erwartet. Haben Sie mir wenigstens etwas zu lesen mitgebracht?", fragte Loki spöttisch und drehte sich mit einer eleganten Bewegung zu uns herum.

Als er mich sah, weiteten seine Augen sich für einen kurzen Moment erschrocken. Für einen Wimpernschlag konnte ich die Sehnsucht darin erkenne. Doch sie war schnell wieder verschwunden und die gleichgültige Maske zog sich über sein Gesicht.

„Wer hätte gedacht, dass Sie Clary wirklich zu mir lassen? Soll sie mich ausspionieren? Meine tiefsten Gefühle erforschen und mich dann an sie verraten? Soll ich mich bei ihr ausweinen und dann zu ihnen kommen, um mich zu entschuldigen?", meinte Loki sarkastisch und fing an zu grinsen.

Wieder dieses falsche, hasserfüllte Grinsen. Fury ging gar nicht auf Lokis Anspielungen ein und ignorierte ihn gekonnt. An seiner Stelle hätte ich es wahrscheinlich nicht anders getan.
Mir ließ es kalt den Buckel herunter, als ich seine Stimme vernahm. In mir herrschte das reinste Gefühlschaos. Ich war hin und her gerissen. Am liebsten würde ich ihn einfach nur schlagen, für dass, was er mir angetan hatte. Andererseits war ich einfach nur froh ihn lebendig zu sehen und wollte ihn einfach nur umarmen und den Schmerz aus seinem Herzen vertreiben. Was war nun das Richtige? Gab es hierbei überhaupt eine richtige Verhaltensweiße?

„Lassen Sie mich zu ihm hinein.", sagte ich zu Fury und sah ihn bittend an.

„AUF GAR KEINEN FALL! WAS DENKEN SIE, WO SIE HIER SIND MISS MEYER?", rief Fury aufgebracht und sein Auge verengte sich zu einem Schlitz.

„Was glauben Sie, wo er wohl eher mit mir redet? Getrennt von einer Glasscheibe oder Angesicht zu Angesicht? Außerdem haben Sie noch die Kamera, die uns überwacht. Und bewachen muss mich dann auch keiner, da ich dann ja ebenfalls in der Zelle bin. Ich weiß, dass Sie mir nicht vertrauen. Ist das dann nicht die beste Absicherung für Sie, dass ich nichts unrechtes tue.", versuchte ich Fury zu überreden.

Er überlegte eine Weile und ich sah gespannt zu ihm. Dann jedoch Seufzte er genervt auf und sah noch einmal mich und Loki eindringlich an.

„Na schön, ABER NUR 10 MINUTEN! Wenn ich Sie erwische, wie Sie irgendetwas Verdächtiges machen, sperre ich Sie in eine separate Zelle, weit weg von ihrem Verlobten. Die Kamera bleibt auf jeden Fall an!!!", sagte Fury streng und hob mahnend einen Finger.

Schnell nickte ich und Fury wandte sich dem Kontrollknopf für die Zelle zu. Er musste sich sichtlich überwinden, auf diesen Knopf zu drücken. Nach gefühlten 10 Minuten tat er es dann auch und die Zellentür öffnete sich. Sofort zogen die Agents ihre Waffen und richteten sie auf Loki. Dieser stand brav in seiner Zelle und lächelte uns bedrohlich an.

Schnell huschte ich in die Zelle und augenblicklich schloss Fury die Tür wieder. Er nickte mir noch einmal zu, sah Loki skeptisch an und ging dann mit den Agents nach draußen.

„ZEHN MINUTEN MISS MEYER!", ermahnte er mich nochmals, bevor sich die schere Metalltür schloss.

Nun wendete ich mich Loki zu, der keine 5 Meter weit von mir entfernt stand. Mein Herz pochte so schnell, dass ich befürchtete, er könnte es Schlagen hören.

„Hast du eine Illusion über uns gelegt?", fragte ich ihn und versuchte so gleichgültig wie möglich zu klingen.

„Natürlich, Liebes.", antwortete er mir mit seinem charmanten lächeln.

„Und Thor wird es nicht erkennen?"

„Er hat meine Illusionen noch nie durchschaut.", meinte Loki grinsend.

Doch es war nicht das Grinsen, in das ich mich verliebt hatte. Es war kalt und trotzte nur so vor Sarkasmus. Es tat weh, dieses Lächeln zu sehen. Es war nicht mein Grinsen, nicht das Grinsen, was er mir immer geschenkt hatte und niemand anderen. Ich kannte es so gut, dass es sich mir förmlich in mein Gehirn eingebrannt hatte und ich vermisste es unheimlich.

Mit zwei schnellen, großen Schritten war ich bei ihm, ballte meine rechte Hand zu einer Faust und schlug ihn so doll ins Gesicht, wie ich mich überwinden konnte. Ich hörte seine Nase leicht knacken, doch wusste ich, dass sie nicht gebrochen sein wird. Dies könnte ich nicht über mich bringen.

Loki taumelte benommen einen Schritt zurück und griff sich an die Nase. Mit einem Gesichtsausdruck, den ich nicht deuten konnte, betrachtete er das Blut, was an seinen Fingern klebte. Abermals griff er an seine Nase und wischte sich dann das Blut mit seinem Ärmel weg.

„Ich befürchte, dass ich das verdient habe.", sagte Loki und grinste mich schuldbewusst an.

„JA ALLERDINGS DAS HAST DU! WAS HAST DU DIR NUR DABEI GEDACHT? DU HAST MICH EINFACH ALLEIN GELASSEN!", schrie ich ihn an und konnte meine Tränen nicht mehr zurückhalten.

„Ich hatte keine andere Möglichkeit mehr.", meinte Loki und wagte es nicht, mir in die Augen zu sehen.

„NATÜRLICH HATTEST DU EINE ANDERE MÖGLICHKEIT! WARUM LOKI? WIESO HAST DU MIR DAS ANGETAN? ICH KONNTE NICHT MEHR LOKI! MEIN LEBEN ERGAB KEINEN SINN MEHR! MEHR ALS EINMAL WOLLTE ICH ES BEENDEN!", fragte ich verzweifelt.

Ich konnte meine Tränen einfach nicht zurückhalten. Sie flossen in strömen.

„Es war nie meine Absicht gewesen, dir wehzutun. Ich war dennoch immer bei dir, auch wenn du mich nicht gesehen hast. Ich hätte niemals zugelassen, dass du dein Leben beendest. Als ich dich in diesem Kaffee sah, so allein und traurig, zerbrach es mir beinahe das Herz. Wie geht es deinem Kopf? Ist es so weit geheilt?", redete Loki nun sanft auf mich ein und ging einen Schritt auf mich zu.

Sofort machte ich einen Schritt zurück. Ich wollte nicht, dass er mich berührt. Flehend sah er mich an und hob eine Hand. Wieder machte er einen Schritt auf mich zu und ich zwei zurück. Mein Rücken stieß an die Glasschreibe. Weiter zurück konnte ich nicht mehr. Loki kam auf mich zu und legte seine Hand an meine Wange. Sofort schlug ich sie weg.

„FASS MICH NICHT AN! DU HAST MICH EINFACH ALLEIN GELASSEN! HAST DICH EINFACH IN DIE TIEFE STÜRZEN LASSEN, OBWOHL DU WUSSTEST, WAS ICH FÜR DICH EMPFINDE! WIR WOLLTEN HEIRATEN! WIE KONNTEST DU NUR UNSERE ZUKUNFT EINFACH SO WEGWERFEN?", schrie ich ihn an und war der Verzweiflung nahe.

„DENKST DU WIRKLICH ODIN HÄTTE MICH NICHT BESTRAFT? SEIN ACH SO TOLLER SOHN WAR WIEDER DA, DAS WAR ALLES WAS ZÄHLTE! MICH HÄTTE ER NICHT SO EINFACH BESTRAFT WIE THOR! ER HÄTTE MICH EINGESPERRT! ER HÄTTE NICHT ZUGELASSEN, DASS WIR NOCH HEIRATEN!", wurde jetzt auch Loki wütend und schrie.

Elegant wie eh und je drehte er mir den Rücken zu und ballte seine Hände zu Fäusten. Das war der Punkt, in dem ich nicht mehr konnte. Meine Knie wurden weich und ich sank zu Boden. Meinen Kopf legte ich auf meinen Knien ab. Immer noch liefen die Tränen und auch Schlurzer konnte ich nicht unterdrücken. Plötzlich spürte ich zwei kalte Hände, die meine Oberarme auf und ab fuhren.

„Wieso... Was machst du ... Was hast du...", schlurzte ich.

Weiter kam ich leider nicht, denn mein Körper wurde von heftigen Schlurzern durchgeschüttelt. Meine Hände zitterten und ich bekam keine Luft mehr. Es tat so weh ihn zu sehen. All die Gefühle, die ich hatte verdrängen können prallten mit geballter Kraft auf mich ein. Sie überwältigten mich vollkommen.

„Ich habe auf die Aufgepasst Clary, doch ich konnte mich dir nicht zeigen. Die Zeit war noch nicht gekommen und eigentlich ist sie das jetzt noch nicht. Ich wusste nicht, dass du auf dieser Gala sein würdest. Ich war erschrocken, als ich dich dort sah. Das Kleid ist übrigens umwerfend."

„Was ... hast du ... du nur vor Loki?"

„Du weißt, dass ich dir meinen Plan noch nicht erzählen kann. Aber ich verspreche dir etwas. Wenn es funktioniert, werden wir heiraten. Du wirst meine Frau werden.", sagte Loki und strich mir vorsichtig über mein Haar.

Ich sah auf, genau in seine smaragdgrünen Augen. Er war mir so unglaublich nahe, dass ich seinen Atem spüren konnte. Wie oft hatte ich in den letzten Monaten davon geträumt, ihm so nahe so sein?

„Gebe auf Loki. Lass es sein. Kehre nach Asgard zurück. Stell dich! Vielleicht hat Odin noch Gnade mit dir.", versuchte ich verzweifelt, ihm von seinem Vorhaben abzubringen.

„Du weißt, dass ich das nicht kann. Außerdem will ich Odins Gnade nicht. Ich werde es versuchen Clary. Auch du kannst mich nicht aufhalten.", antwortete er mir.

„Du weißt, dass ich alles tun werde, um dich aufzuhalten?", fragte ich ihn mit zitternder Stimme.

„Damit muss ich mich wohl oder übel abfinden. Ich weiß, um dein Wesen, es liegt in deiner Natur. Ich habe versucht dich zu ändern und habe kläglich versagt. Tu, was du tun musst. Aber merke dir, auf dich werde ich besonders ein Auge werfen. Am Ende werden wir immer zusammenfinden Clarissa.", sagte er sanft und stich mir die Tränen auf der Wange weg.

Er beugte sich vor um mich zu küssen, doch ich drehte eilig meinen Kopf weg. Ich war noch nicht so weit. Ich konnte es einfach nicht. Loki seufzte resigniert und richtete sich dann wieder auf.

„Ich werde dir deine Zeit geben Clary. Ich weiß, dass uns nichts trennen kann. Am Ende wirst du wieder in meinen Armen liegen. Ich löse jetzt die Illusion auf. Sie denken, dass du die ganze Zeit nur auf mich eingeredet hast, dass ich dir sagen soll, was ich vorhabe. Steh auf und wisch dir die Tränen weg, Fury wird gleich wieder kommen. Vergiss nicht, dass ich dich Liebe."

„Ich liebe dich auch.", meinte ich mit zitternder Stimme und stand auf.

Ich musst mich an der Scheibe abstützen, um aufrecht stehen zu können. Schnell wischte ich mir noch einmal über die Wange und Atmete tief ein und aus. Dann ging auch schon die Metalltür auf und Fury trat ein. Eilig drückte er den Knopf und die Zelle öffnete sich. Wie vorhin auch schon, richteten die Agents Waffen auf Loki. Bevor ich aus der Zelle trat, sah ich noch einmal zu Loki. In seinen Augen konnte ich wieder diese Sehnsucht erkennen. Dann drehte ich mich herum und schritt eilig aus der Zelle.

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