Heute mal spät(h), aber noch pünktlich. Haha, ich bin so lustig und drehe gar nicht wegen der Bachelor-Arbeit am Rad oder so...
_____Der Wind heult durch den engen Wald, sendet Schneewölkchen von den Bäumen und das alles nur erleuchtet von den sanften Strahlen der Abendsonne. Ich ziehe meine Jacke enger um mich herum, mein Atem wird in kleinen Wolken sichtbar durch die frostige Luft. Jeder Schritt durch den Schnee fühlt sich schwere an und die Spuren, die wir hinterlassen scheinen immer tiefer zu werden. Neben mir läuft David, sein Gesicht rot von der Kälte, aber seine Augen bleiben starr auf dem Weg vor uns.
„Ich weiß es ist anstrengend." Murmelt er und sieht mich für einen Moment an. „Aber wir sind fast da." Verspricht David und ich schnaufe nur, versuche mich darauf zu konzentrieren, wo ich meine Füße hinsetze. Der Schnee macht die Wanderung noch schwieriger als sie wahrscheinlich sowieso schon ist. Ich kann kaum noch meine Finger oder Zehen spüren, die Beine brennen bei jedem Schritt und ich wünsche schon fast zu Hause geblieben zu sein. Meine Haare, die mal zu einem Zopf geflochten waren, sind durcheinander und sammeln sich um mein Gesicht mit kleinen Frostspuren daran.
David läuft voraus, der Wille verlässt ihn nicht. Er war schon immer der Stärkere, vielleicht auch einfach der mit dem größeren Dickschädel. Während ich vorgeschlagen daheim zu bleiben, hat er darauf bestanden auf diese Wanderung zu gehen. Es wird atemberaubend hat er gesagt. Naja, das ist es auch, aber nicht wegen der Schönheit, sondern weil es mir meine Energie raubt. David scheint noch Kraft zu haben, während ich ihm einfach nur folge.
„Du machst das super!" Verspricht David mir, die Stimme voller Ermutigung, aber ich kann die Erschöpfung auch bei ihm erkennen, auch wenn er das niemals zugeben würde.
„Ja..." Murmele ich „Super."
Wir haben diesen Trip am späten Morgen gestartet und dachten wir würden am Nachmittag zurück zu unserer Hütte kommen, aber jetzt ist es schon fast Zeit für den Sonnenuntergang und es wird dunkler im Wald. Der Weg im Wald war hart zu begehen, besonders wenn man bedenkt das diese Strecke als leicht bis mittelschwer betitelt wurde. Mit jeder vergehenden Stunde ist das Zeitgefühl langsam verschwunden. Snacks sind leer und die Getränke auch kaum noch vorhanden.
„Denk einfach daran, wie warm es sein wird, wen wir ankommen." Sagt David, wie als ob es den Unbehagen dieser Situation lindern würde. Ich schnaube nur, blicke ihn an und verenge meine Augen bei seinem Optimismus.
„Und das soll mir jetzt helfen?"
David stoppt seine Schritte, die Schuhe knirschen im Schnee und für einen Moment glaube ich er will mit mir streiten, aber dann seufzt er und lässt seine Schultern hängen.
„Ich weiß es ist hart." Er seufzt ein weiteres Mal. „Aber wir sind fast da und müssen einfach weiterlaufen.
Ich will ihm widersprechen, ihm sagen, wie falsch er vielleicht liegt, aber stattdessen nicke ich nur und laufe weiter. Hasse wie hoffnungsvoll seine Worte immer klingen und immer positive das die Situation durch seine Gedanken geändert werden kann. Manchmal hasse ich es wie er niemals müde darin wird zu glauben das alles wieder gut wird.
Der Weg wird unebener und dann passiert es. Ich stolpere im Schnee, verdrehe mir den Knöchel darin und kann mich gerade so mit dem Armen abfangen, bevor ich komplett in den Schnee falle, aber der Schmerz schießt mein Bein hoch.
„Verdammt!" Murmele ich und ein Wimmern kommt über meine Lippen. Ich versuche mich auf Knie zu stützen, damit ich wieder aufstehen kann.
David ist innerhalb von Sekunden bei mir. „Bist du okay?" Fragt er, die Stimme gestresst und zum ersten Mal merke ich das ihm dieser Trip ebenfalls zusetzt. Vielleicht sogar so viel wie mir.
„Alles okay." Sage ich, auch wenn ich mir da nicht sicher bin. „Gib mir einen Moment."
„Hier." Sagt David und zieht meinen Rucksack von meinen Schultern „Lass mich den für dich tragen."
„Nein, ich schaffe das schon." Antworte ich, auch wenn ich mir da selbst nicht so sicher bin. Meine Beine fühlen sich steif an und mein Körper ist an seinem Platz eingefroren.
David diskutiert nicht mit mir, aber er verlässt auch nicht meine Seite. Zusammen laufen wir weiter den Berg hinauf, ich lehne mich mehr auf ihn drauf, als ich es gerne zugeben würde. Wir sind fast zu Hause, genau wie David gesagt hat und Erleichterung überkommt mich.
Als wir das Ende des Anstiegs erreichen, kann ich Licht in kurzer Distanz ausmachen. Unsere Hütte, klein aber sieht aus wie der Himmel auf Erden bei diesem Wetter. Es wird warm sein und die Probleme werden einen kleinen Moment verschwinden, was mir die Kraft dazu gibt die letzten Meter anzugehen.
„Wir sind fast da." Murmelt David und dieses Mal ist es wirklich die Wahrheit. „Fast." Antworte ich ihm, Stimme heiser und ich bin mir sicher, dass ich morgen krank sein werde. Der Wind ist wieder mehr geworden, da die Bäume hier weniger dicht stehen. Meine Muskeln tun vor Erschöpfung weg und ich seufze, als ich die Wärme um mich herum spüre. David hilft mir mich im Flur hinzusetzen und läuft zum Kamin um diesen aufzuheizen.
„Wir haben es geschafft." Sagt David, drückt mir einen Kuss auf die Schläfe, bevor er mir langsam aus Jacke, den schweren Schuhen und der Schneehose hilft. Dann laufen wir gemeinsam zum Kamin und kuscheln uns vor diesen.
„Bei dir alles okay?" Fragt David, die Stimme voller Sorge und drückt mich fester gegen seine Brust. Ich nicke nur, bevor mir ein Gedanken in den Kopf kommt.
„Ich weiß nur nicht, wie du immer so optimistisch sein kann das alles wieder gut wird."
David lacht leise und zuckt mit den Schultern. „Ich weiß es nicht, es ist für mich einfach leichter zu glauben das es wieder gut wird."
Für einen Moment sehe ich ihn an, verfolge die Erschöpfung in seinem Gesicht mit meinen Augen. Auch wenn es nicht immer einfach ist, David ist immer da damit ich glaube alles wird wieder gut. Ich kuschele mich enger gegen ihn und seufze. Am Ende hatte David wieder einmal recht, denn jetzt scheint alles in Ordnung zu sein.

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Handball One-Shots
FanfictionOne-Shots mit unseren Lieblingen in den verschiedensten Situationen. Wünsche und Kritik werden gerne angenommen. Viel Spaß WOLKE