Justus Fischer [Mistelzweig]

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Gewünscht von Larischka22
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Es ist einer dieser Winterabende – das Feuer knistert, die Lichter am Weihnachtsbaum leuchten sanft, und der Schnee fällt draußen. Die Welt scheint in Stille gehüllt, als hätte der Winter alles unter einen Zauber gestellt. Der Raum in der Hütte ist erfüllt vom Duft nach Zimt, Tanne und Lebkuchen, alles riecht so herrlich weihnachtlich.

Justus und ich sitzen auf dem Sofa, nah beieinander, aber ohne uns zu berühren, jeder von uns hält eine Tasse heiße Schokolade in der Hand. Wir haben den Tag damit verbracht, mit unseren Familien durch den Schnee zu wandern, die nahegelegene Stadt zu erkunden und gemeinsam Brettspiele zu spielen, genau wie wir es jeden Urlaub seit unserer Kindheit tun. Während alle anderen schon ins Bett gegangen sind, sind wir die einzigen, die noch unten sind.

Ich kenne Justus schon seit Jahren; er ist mein bester Freund. Wir beide genießen es, in bequemer Stille zusammenzusitzen, ohne Druck, miteinander zu reden – einfach die Gesellschaft des anderen zu genießen. Doch heute Nacht fühlt sich alles anders an. Die Wärme des Feuers und der sanfte Schein der Nacht erzeugen eine Art Magie. Es ist, als ob etwas Unausgesprochenes in der Luft liegt.

Justus lehnt sich zurück auf dem Sofa, schaut auf etwas und ich folge seinem Blick, bis ich das Mistelzweig über dem Kamin entdecke. Es ist eine alte, alberne Tradition, über die wir im Laufe der Jahre immer gelacht haben, aber jetzt scheint es etwas anderes zu bedeuten. Der Mistelzweig über dem Feuer wirft einen Schatten, und plötzlich richtet Justus seine Aufmerksamkeit wieder auf mich, seine Augen glänzen schelmisch.

„Weißt du..." beginnt er, seine Stimme tief, aber spielerisch. „Ich habe mich immer gefragt, wie es sich anfühlt, unter dem Mistelzweig zu küssen."

Ich ziehe eine Augenbraue hoch und schaue mit einem amüsierten Lächeln auf den Mistelzweig, der mir zuvor eigentlich gar nicht aufgefallen ist. Jetzt, mit Justus' Worten in der Luft, verändert sich etwas in meiner Brust, während mein Verstand eine Entscheidung trifft.

„Wir sollten es tun", platze ich heraus, überrascht über meine eigenen Worte. Die Wärme steigt mir ins Gesicht, aber das sanfte Lächeln auf meinen Lippen bleibt.

Justus blinzelt mich an, verarbeitet meine Worte, wahrscheinlich versucht er herauszufinden, ob ich scherze oder es ernst meine. Mein Herz beginnt schneller zu schlagen, plötzlich fühle ich mich nicht mehr so mutig. Aber dann lehnt sich Justus näher.

„Wirklich?" fragt er, ein kleines Lachen entfährt ihm, auch wenn er nervös wirkt. Er leckt sich über die Unterlippe und fährt sich mit einer Hand durch sein zerzaustes Haar.

Ich versuche, ihm in die Augen zu sehen, um zumindest ein bisschen Selbstbewusstsein zu zeigen. „Ja, definitiv", sage ich, meine Stimme bleibt ruhig. „Lass es uns jetzt tun."

Die Stille, die folgt, ist schwer von unausgesprochenen Gedanken. Keiner von uns bewegt sich, beide sind wie eingefroren, während wir darüber nachdenken, ob das eine gute Idee ist. Das Feuer knistert, der Wind heult draußen, aber drinnen scheint alles eingefroren.

Ich bin mir nicht sicher, warum Justus zögert. Vielleicht hält ihn das Gewicht unserer Freundschaft zurück oder die Angst, dass sich etwas zwischen uns verändern könnte. Ich sehe immer noch zu ihm, spüre auch den Zweifel, aber versuche, die Mutige zu sein – obwohl Justus diesen Moment begonnen hat.

Justus rückt leicht näher, und mein Puls beschleunigt sich, als er wieder auf den Mistelzweig blickt. Es scheint fast zu leuchten im schwachen Licht des Raums, als würde er uns herausfordern. Dann richtet er seine Aufmerksamkeit wieder auf mich, atmet tief ein und sagt: „Okay, lass es uns tun."

Mein nächster Atem stockt in meiner Kehle, als wir uns näher beugen. Mein Körper zeigt nervöse Anzeichen – schwitzige Hände, ein Herz, das viel zu schnell schlägt, und ein trockener Mund. Was, wenn nach diesem Kuss alles schiefgeht? Ich habe Justus immer gemocht, und ich liebe es, ihn in meinem Leben zu haben, aber nie zuvor habe ich dieses Gefühl, diesen Funken gespürt.

Unsere Gesichter sind so nah, unsere Atemzüge streifen sich, und die Zeit scheint stillzustehen.

Und dann, ohne weiter zu zögern, schließt Justus den Abstand, seine Lippen berühren, die meinen.

Es ist ein sanfter Kuss. Wir beide testen das Gefühl, versuchen herauszufinden, was es bedeuten wird. Dann treffen unsere Lippen wieder und wieder aufeinander, mit mehr Selbstbewusstsein bei jedem Kuss. Die unsicheren Gefühle verschwinden, es gibt kein Nachdenken, kein Infragestellen – nur die Wärme von Justus' Lippen auf meinen, der Geruch von Weihnachten gemischt mit seinem einzigartigen Duft und der süße Geschmack des Moments. Der Kuss bleibt ruhig und sanft, aber er ist erfüllt von etwas, das ich nicht in Worte fassen kann.

Eine meiner Hände berührt seine Brust, und ich kann sein Herz unter meiner Hand rasen fühlen. Alles andere verschwindet – es gibt nur noch uns beide – und ich versuche, diesen Moment für immer im Gedächtnis zu behalten.

Als wir uns schließlich voneinander lösen, sind wir beide außer Atem, unsere Gesichter leuchten rot. Keiner von uns wagt es zu sprechen. Wir sehen uns einfach nur an, verarbeiten die Situation.

„Nun..." murmelt Justus, seine Stimme rau. „So fühlt sich das also an."

Ich lache leise, das Lachen kommt mir leicht über die Lippen. „Ja."

Ich lehne meinen Kopf an seine Schulter und merke, dass sein Herz immer noch rast. Es gibt keinen Grund, sofort herauszufinden, was dieser Kuss für uns bedeutet, keinen Druck, jetzt schon eine Erklärung zu finden. Der Kuss war einfach, aber er hat alles verändert.

Ich ziehe mich ein Stück zurück, um ihm in die Augen zu sehen. „Ich bin froh, dass wir das gemacht haben", sage ich, meine Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern.

„Ich auch", antwortet Justus, ein schiefes Lächeln auf den Lippen, aber es ist ehrlich. „Es ist wie ein Weihnachtsgeschenk, das ich nicht erwartet habe."

Wir lachen beide über seine Worte, das Lachen erfüllt den Raum genauso wie immer zwischen uns. Aber jetzt gibt es etwas Neues – ein unausgesprochenes Verständnis, eine Verbindung.

Wir bleiben noch ein wenig sitzen, das Feuer knistert im Hintergrund, während die Nacht weiter voranschreitet. Ich erkenne, dass dieses Weihnachten vielleicht nicht um Geschenke, die Familie oder die Dekoration geht. Dieses Weihnachten geht es um unerwartete Momente, wie diesen. Und vielleicht ist der Kuss unter dem Mistelzweig nur der Anfang von etwas Magischem.

Handball One-ShotsWhere stories live. Discover now