Kapitel 1

389 7 3
                                    

Nächster morgen

"Piep..Piep..Piep..", holte mich diewirklich nervigste Erfindung der Welt, mein Wecker, aus dem tollenund erholvollen Schlaf. Mit meiner rechten Hand schlug ich wie wildauf dem Nachttisch herum, bis ich nach dem gefühlt hundertstenVersuch, endlich schaffte das extrem unnötige Teil auszuschalten.Langsam rappelte ich mich auf und setze mich, an mein Bett angelehnt,hin. Nachdem meine Augen es nun endlich geschafft hatten, mein ganzesBlickfeld scharf und deutlich abzubilden, griff ich nach meinemHandy, das über die Nacht ebenfalls am Nachttisch lag. 6:30 Uhr.Ich verstand immer noch nicht, wieso wir ausgerechnet so früh zuBahnhof fahren mussten, immerhin hätte ich auch um 13 Uhr mit demZug dorthin fahren können, dann wäre ich um 15 Uhr in Musbachgewesen, was wohl immer noch eine wirklich total normale Zeit ist,aber meine Mutter bestand wohl darauf, dass ich um 10 Uhr in demkleinen Bahnhof dort eintreffe. Mein Handy legte ich nun wieder wegund machte vorsichtig und natürlich immer noch wirklich viel zumüde, klitze kleine Schritte, von meinem Bett bis zu dem Bad, wasdirekt an mein Zimmer grenzte. Vor dem großen, an der wand hängendemSpiegel angekommen, bekam ich erstmal einen riesen Schock, da meineHaare aussahen, als wären sie über Nacht zu einem Vogelnestgeworden und mein Gesicht von tiefen, dunklen Augenringen geschmücktwurde, was garkien Wunder war, da ich noch bis spät in die Nacht mitMarie telefoniert hatte. Zum Zähne putzen, nahm ich mir meineelektrische Zahnbürste in die Hand und gab einen erbsengroßenKlecks meiner Zahnpasta auf die vorderen Borsten. Ich steckte sie mirin den Mund, machte sie an und putze langsam Zahn für Zahn meinenganzen Mund. Als ich damit fertig war, bürstete ich meineverwuschelten Haare und gab ein kleines bisschen Concealer untermeine Augen, den ich dann noch verblendete. Normalerweise schminkteich mich nicht, aber ich hatte trotzdem immer einen Concealer fürschlimme Notfälle dabei, falls meine wunderschönen Augenringe malwieder zum Vorschein kamen. Als ich jetzt in den Spiegel schaute, sahich ein ganz normales Mädchen, das ausgeschlafen und frischausschaute, aber der Schein trübt leider. Ich könnte jeden Momenwieder im stehen einschlafen. Zurück in meinem Zimmer, lief ich zumeinem großen Kleiderschrank rüber, der neben meiner Zimmertürstand und suchte mir ein Outfit (Bild) raus, was bequem für dieZugfahrt war und was gleichzeitig trotzdem gut aussehen würde, daMarie mich dazu zwang. Sie fand, dass die erste Meinung und der ersteEindruck zählt und wenn ich schön ausschaue, sie mich sofort mögenwerden, was ich jedoch bezweifle, da ich der Meinung bin, dass derCharakter zählt. Frisch angezogen lief ich runter in die Küche, inder schön meine Mum am Herd stand und den Pfannkuchen aus der Pfanneholte. Sie beschmierte ihn mir mit Nutella und stellte den Teller vormich, gab mir einen Kuss auf die Stirn und setzte sich mit ihremKaffee neben mich. Nach unserem kurzen Small-Talk ging ich wiederhoch in mein Zimmer um den restlichen Kram in meine Handtasche zupacken und diese mit meinen Koffer zusammen nach unten zu tragen. ImFlur standen mittlerweile schon beide meine Eltern und auch mein Dadbegrüßte mich nun. Er nahm mir meinen Koffer ab und ging damitschon mal vor zum Auto, während meine Mum und ich noch im Flurstanden und sie mich in eine Umarmung zog. Nach weiteren Minutenlösten wir uns wieder voneinander, sahen und kurz in die Augen undliefen dann zusammen zum Auto in dem schon unser aller Gepäckverstaut war und auch mein Dad schon drinnen saß. Als ich hinteneingestiegen bin, drehte sich mein Papa nochmal kurz zu mir um,schenkte mir ein liebevolles Lächeln und startete dann den Motor.Auf dem Weg zum Bahnhof wechselten wir keine Worte, da ich krampfhaftüberlegte, welchen Grund es haben könnte mich nach Musbach zuschicken. Ich war so tief in Gedanken versunken, dass ich nichtsofort merkte, wie mein Dad mir mit seiner Hand vor den Augen rumwedelte. "Ähm.. Ups, habt ihr etwas gesagt?", fragte ichmeine Eltern die mich sichtlich amüsiert anblickten. "Wirmüssen aussteigen, mein Schatz!", sagte meine Mutter mir alsAntwort auf meine Frage und stieg schon aus der rechten Autotürunseren schwarzen BMWs. Mein Vater stieg ebenfalls aus, sodass ichmich letztendlich auch entschloss aus dem Auto zusteigen. Mein Vaternahm meinen Trolli aus dem Kofferraum und zog ihn in durch dasGebäude zu dem richtigen Gleis, wo in fünf Minuten mein Zugeintreffen würde. "Versprich mir das du auf dich aufpasst!",bat mich mein Vater, woraufhin ich ein 'ja' murmelte und ihn in denArm nahm. Auch von meiner Mum verabschiedete ich mich noch ausgiebigbis ich ihnen einen schönen Flug wünschte und in den mittlerweileschon angekommenen Zug stieg. Die Fahrt verbrachte ich damit Musik zuhören, zu lesen und in irgendwelchen dummen Teenie-Zeitschriftenrumzublättern. Auch wen sie nur zwei stunden dauerte, zog die Zeitsich wie Monate und das Gefühl von Langeweile überflog mich schonnach der Hälfte der Zugfahrt. Nachdem ich es dann dich irgendwiehinter mich bekommen hatte, stieg ich mir meinem Koffer in der Handaus dem Zug und betrachtete den fast leeren Bahnhof. Meine Mum hattemir gestern Abend noch erzählt, dass Clara mich am Bahnsteig abholenwird und sofort erblickte ich auch ihre schmale Gestalt mit denschönen, langen, braunen Haaren die ich schon seit Jahrenbewunderte. Sofort ging ich auf sie zu, da sie mich noch nichtbemerkt zu haben schien. Als sie mich erblickte bildete sich eingroßes Lächeln in ihrem, sowie in meinem Gesicht und wir schlossenuns sofort in eine innige Umarmung. Nur weil ich ihre Söhne zehnJahre nicht mehr gesehen hatte, hieß dies nicht das ich sie nichtsah, ganz im Gegenteil, sie besuchte uns oft, da die wegen ihrerArbeit auch manchmal nach München kommt. Wir haben ein gutesVerhältnis und für mich, ist sie wie eine zweit Mutter. Als wir unslösten und nach unserem kurzen Gespräch, während dem wir zum Autogelaufen waren, ins Auto stiegen empfand ich wieder das freie Gefühleiner sechs jährigem und sofort stieg meine Laune ins unermässliche.Wir fuhren nicht lange, vielleicht 15 Minuten bis wir vor dem mirallzu bekannten gelben Haus standen, vor dem ein großer, grünerGarten seinen Platz hatte. Meinen Koffer den ich aus dem Kofferraumgeholt hatte, schob ich hinter Clara und mir her. Als sie die Haustüraufsperrte, bemerkte ich, dass das Haus von Stille erfüllt wurde undnicht so klang als würden hier drei gestörte, pubertierenden Jungswohnen, aber entweder sie waren nicht zuhause oder sie sind einfachnicht wie normale Jungs und sind eher ruhig. Meinen Koffer stellteich im Flur ab, sodass ich zwei freie Hände hatte um meine Schuheausziehen zu können, die ich dann in die Ecke, zu all den anderenSchuhen, stellte. Clara deutete mir an ihr zu Folgen, was ich auchmachte, bis wir uns im Wohnzimmer auf die schwarze Ledercouch fallenließen. Allgemeine war das ganze Haus recht modern eingerichtet undgefiel mir echt gut. Man sah, dass Clara es mit liebe dekoriert hatteund man fühlte sich sofort wohl. "Wie war die Fahrt? War siesehr anstrengend?", fragte sie mich mit einem besorgten Blick."Alles okay, sie war ganz angenehm.", antwortete ichschnell um sie zu beruhigen. Es war zwar ein bisschen gelogen, da dieFahrt langweillig war und ich nichts zu tun hatte, aber das musstesie nicht unbedingt wissen. "Das freut mich! Willst du deinZimmer sehen?", sagte sie dieses mal schon in einem vielruhigeren Ton zu mir. "Gerne", gab ich nur von mir,woraufhin wir wieder aufstanden, in den Flur zu meinem Koffer liefenund mit diesem die schöne Wendeltreppe nach oben gingen. Der ObereFlur war ebenfalls recht groß und an den Wänden hingen Bilder vonder ganzen Familie. Auf dem einen Bild war sogar ich abgebildet. Ichsaß mit einem der Jungs im Sandkasten und wir bauten ganzkonzentriert eine Sandburg. "Das sind du und Ethan!",ertönte Claras Stimme hinter mir, da sie wohl bemerkt haben muss,dass ich das Bild länger betrachtete. Sie öffnete die dritte Türauf der rechten Seite und ließ mir den Vortritt um hinein zugehen.Das Zimmer war nicht so groß wie bei mir zu Hause, doch das machtmir nichts aus. Es stand ein großes Bett auf der einen Seite,gegenüber ein Schrank für meine Sachen, daneben eine kleine Kommodeund links neben der Tür, befand sich ein Schreibtisch. Es hattealles was ich brauchte und reichte vollkommen aus. "Es istschön, danke!", bedankte ich mich bei Clara woraufhin sie mirerfreute Blicke zuwarf und den Raum verlies. Meinen Koffer legte ichauf das blau bezogene Bett, öffnete den Reißverschluss und nahmnacheinander die Stapel heraus und tat sie ordentlich wieder in denSchrank, der viel zu groß für meine Sachen war. Am Ende nahm ichnoch meinen Kulturbeutel heraus und ging durch die zweite Tür inmeinem Zimmer, die zu einem großen, weißgefliesten Bad führte. Eshatte eine Badewanne, eine Dusche, eine Toilette und ein Waschbeckenmit einer großen Ablage obendrüber. Das einzige was mir komischvorkam waren die Männer Produkte die darauf standen, doch als ichaus Neugier die Tür gegenüber meine Badezimmer Tür öffnete undich in eines der Jungszimmer blickte, wurde mir sofort bewusst, dassdieses Bad nicht mir alleine gehörte. Es stört mich nichtunbedingt. Ich hatte nur ein bisschen Angst beim duschen, baden odersonst was, gestört zu werden. Zurück in meinem Zimmer beschloss ichmich noch ein bisschen hinzulegen, weswegen ich mir eine kurzeJogginghose und ein enges Top anzog und dann den Koffer vom Bettnahm. Ich murmelte mich in die Decke ein und lies leise die Musik aufmeinem Handy nach der Reihe abspielen.

Wenn das Schicksal zu fliegen beginntWhere stories live. Discover now