12. Streit

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Ich drehe mich nach hinten um und erblicke Anastasia. Sofort verdrehe ich die Augen, straffe die Schultern und entgegne mit gelangweilter Stimme: „Ich besitze kein Artefakt, schon vergessen?"

Sie lacht und spottet: „Herr Tagu ist gerade auch nicht hier und du könntest ja mit einer normalen Waffe kämpfen, wenn du angeblich so besonders und stark bist."

Viele haben ihre Kämpfe unterbrochen, um unserem Gespräch zu lauschen. Jemand zieht scharf die Luft ein und protestiert: „Das kannst du nicht machen! Mit einer normalen Waffe gegen ein Artefakt anzukommen ist unmöglich, außerdem hast du viel mehr Erfahrung. Du weißt genau, dass das verboten ist!"

„Halt dich da raus!", zischt die Blondine und verengt die Augen zu Schlitzen.

Was ist ihr verdammtes Problem?

Wenn das verboten ist, sollte ich es lieber lassen, immerhin will ich keinen Ärger machen und ich weiß auch nicht, inwiefern sich das auf meinen Aufenthalt hier und auf die Prüfung auswirkt.

„Kein Interesse."

„Du hast doch nicht etwa Angst?", höhnt sie grinsend.

Ich seufze und verlagere mein Gewicht auf ein Bein. „Als ob ich das vor jemandem wie dir hätte. Dieses Fach dient dazu, mit Magie und dem Artefakt zu kämpfen und da ich nichts von beidem besitze, schließe ich Kämpfe aus. Kriegst du das in dein Erbsenhirn rein?"

„Die Schlampe hat Schiss! Wahrscheinlich war sie mit Kai im Bett, damit sie uns beitreten kann!"

Ich schnaube belustigt und lege den Kopf leicht schief.

„Wow, deine Provokation ist sowas von billig, wahrscheinlich genauso wie du. Du, mit deinem angeblich hohem Rang oder was weiß ich, solltest eigentlich wissen, wie man sich zu benehmen hat. Aber davon mal abgesehen, sollte man niemals an seinem Boss zweifeln. Falls doch, bist du hier glaube falsch. Ich finde es ziemlich traurig, dass du Kai offenbar so eine Handlung zutraust. Wenn er euer Anführer ist, sollte ein bedingungsloses Vertrauen zwischen euch herrschen. Bist du dir eigentlich bewusst, was für eine wichtige Aufgabe ihr zu meistern habt? Ihr müsst die Menschheit vor beschissenen Blutsaugern beschützen und unterstellst da allen Ernstes, Kai würde einfach so dahergelaufene Leute aufnehmen, obwohl er eine riesen Verantwortung zu tragen hat?"

Ich seufze tief und massiere mir die Schläfen.

„Meine Güte, von so 'ner Dummheit krieg ich Kopfschmerzen", knirsche ich, sichtlich bemüht, ihr nicht das dumme Maul zu stopfen. Es herrscht absolute Stille und für eine Sekunde frage ich mich, ob ich gerade nicht ein wenig übertrieben habe.

Ah, ich Idiot. Wieso habe ich überhaupt auf ihre Aussage reagiert? Ich hätte sie ignorieren sollen. Außerdem sollte ich als Neuling und vor allem als jemand, der noch kaum etwas über die K.O. und Vampire weiß, meine Klappe nicht so weit aufreißen.

Aber jetzt ist es zu spät. Was gesagt ist, ist gesagt.

„Ach, wenn du so 'ne große Fresse hast und ja offensichtlich so verdammt gut bist, dass Kai dich, obwohl du weder Innaby bist, noch ein Artefakt hast und nicht mal die Grundkenntnisse kanntest, dann beweis es mir doch! Ich werde dich definitiv nicht akzeptieren", spuckt Anastasia förmlich, das Gesicht zu einer wütenden Fratze verzogen.

Auf einmal verziehen sich ihre Lippen zu einem fiesen Grinsen. „Oder willst du bloß jemanden rächen, weil du früher zu schwach warst?"

Meine Augen blitzen gefährlich auf und mit einem Schritt stehe ich genau vor ihr, so nah, dass ich ihren Atem auf meinem Gesicht spüre.

„Huh? Was hast du gerade gesagt?"

Etwas kriecht an mir hinauf, schlingt sich wie eine Schlange um meine Beine und ergreift völligen Besitz von mir. Als hätte sich eine kleine Flamme in meinem Inneren entfacht, die stetig mit jedem Atemzug größer wird.

Keryno - Die verborgenen VampireWhere stories live. Discover now