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Ich weiß nicht, irgendwie habe ich Lust, heute schon zu updaten, zumal ich euch damit anscheinend eine Freude mache - was widerum mich total freut ♥

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„Harry? Ist alles okay?" Travis' Stimme dringt kurz darauf zu mir. „Nein", antworte ich trotzig und putze mir ausgiebig die Nase. Was würde ich jetzt darum geben, allein zu wohnen! Ich höre seinen ruhigen Atem. „Willst du reden?" „Nein." Seufzen, dann entfernen sich seine Schritte, sodass ich tief durchatmen kann.

Lange bin ich nicht allein, denn auch Mum muss ihren Senf zu meiner Gefühlslage geben. „Harry? Ich weiß, du bist erwachsen, aber so langsam machst du mir Angst. Was ist los?" „Nichts!", belle ich, auch wenn es mir weh tut, so gemein zu ihr zu sein. „Na gut. Aber sag, wenn du was brauchst." Ach, eine Maschine, die die Zeit zurückdrehen und die letzten 24 Stunden ungeschehen machen kann, reicht schon. Und ein neues Image. Und Heterosexualität.

Als Louis und Eleanor wenig später kommen, habe ich mich noch nicht vom Fleck bewegt. Mir ist kotzübel und ich bin völlig fertig vom Weinen. Lässt sich nur hoffen, dass Louis nicht auf die Idee kommt, auch anzuklopfen. Doch genau das tut er. „Harry?" Was haben die eigentlich alle mit meinem Namen? Als könnte ich mich nicht daran erinnern, wie ich heiße! „Lass mich." Ich weiß, dass ich mich wie ein bockiges Kleinkind anhöre, doch angesichts meiner bescheuerten Lage befinde ich, dass das mehr als angebracht ist. Überraschenderweise lässt er mich tatsächlich in Ruhe, was meinen Ehrgeiz ins Leben zurückholt. Stell dich nicht so an. Was kann schon passieren? Als ob er dich vor euren Eltern bloßstellt!

Also stehe ich vom kalten Fliesenboden auf, schrecke bei meinem Anblick im Spiegel kurz zusammen, dann schleiche ich in die Küche, wo sich prompt vier Köpfe zu mir umdrehen. Na toll. Allerdings lächelt Mum mir nur aufmunternd zu und fragt: „Gehts dir wieder besser?" Ich nicke kaum merklich, ehe ich mich hinsetze. Hunger habe ich dennoch keinen, weshalb ich ihnen einfach zuschaue, wie sie munter ihre Teller leeren und sich mit vollen Mündern unterhalten, obwohl man dadurch fast nichts versteht. „Wir haben uns übrigens was überlegt", meint Travis irgendwann und macht eine bedeutungsschwere Miene und greift nach Mums Hand, ehe er fortfährt:

„Wir wissen ja alle, wie sehr Harry sich für Deutschland und Österreich interessiert und da haben Anne und ich uns gedacht, dass wir dieser Begeisterung ein bisschen nachkommen könnten. Was haltet ihr von zehn Tagen Salzburg? Du kommst natürlich mit, Eleanor." In meinen Ohren pfeift es und all die Traurigkeit, die mich bisher übermannt hat, ist wie weggeblasen. „Ist das euer Ernst?", quietsche ich überglücklich. Es ist bestimmt vier Jahre her, dass ich mit meinen Eltern im Urlaub war, da ich irgendwann nur noch mit Niall oder Louis weggefahren bin, doch die beiden fallen ja nun eh weg. Zwar werde ich dann mit Louis klarkommen müssen, aber dieses Opfer nehme ich auf mich. Zehn Tage Österreich. Das ist unglaublich! Auch jener scheint sich zu freuen und strahlt seine Freundin an. Ich ignoriere einfach den Stich in meinem Herzen. Streich ihn dir aus dem Kopf. Am besten du läufst in Salzburg deiner großen Liebe über den Weg, für die du sogar dort bleibst.

Als könnte sie hinter meine Stirn gucken, fragt Eleanor plötzlich todernst: „Wie ist das eigentlich so in Österreich mit Homosexuellen? Sind die nicht eher ein bisschen verklemmt, was das betrifft?" Um mich herum dreht sich alles und all die Euphorie ist verschwunden, stattdessen wird mir erneut total übel. Uns allen klappt die Kinnlade hinunter, selbst Louis. „Ich hab dir doch verboten, es zu erwähnen!", zischt er ihr vorwurfsvoll zu und sieht betroffen zu mir, als wolle er sich entschuldigen.

„Äh... Sind wir gerade im falschen Film?", bricht Travis nach einer gefühlten Ewigkeit das bedrückende Schweigen. Eleanor schluckt, räuspert sich und flüstert: „Das tut mir furchtbar Leid, ich hab vergessen, dass-" „Lass stecken", schneide ich ihr das Wort ab und renne nach draußen. Womit verdiene ich das alles? Wie nicht anders erwartet, eilt Louis hinter mir her und hämmert unaufhörlich an meine Zimmertür, kaum dass ich sie hinter mir zugeschmissen habe.

„Lass mich bitte rein", bettelt er immer wieder, während ich hemmungslos schluchzend auf meinem Bett liege und in mein Kissen weine. Nach einer Weile gibt er auf. „Harry. Es tut mir leid. Ich kann es dir erklären...." Wütend rapple ich mich auf und reiße die Tür auf. „Was willst du mir erklären? Dass du mich ekelhaft findest und ihr wahrscheinlich auch noch gesteckt hast, wie scheiße dein Stiefbruder ist?" Verzweifel rauft er sich die Haare.

„Harry. Ich finde dich doch nicht ekelhaft", säuselt er, entsetzt darüber, dass ich so etwas von ihm denke. Ich entspanne mich ein bisschen. Dennoch bleibe ich misstrauisch. „Warum hast Eleanor davon erzählt?" Traurig trifft sein Blick meinen. „Ich brauchte an dem Abend einfach jemanden zum Reden. Ich wusste nicht wohin mit meinen Gefühlen. Ehrlich, ich wollte dich unter keinen Umständen vor Dad und Anne lächerlich machen, deshalb hab ich El eigentlich auch tausendmal eingetrichtert, sie solle ja die Klappe halten. Ich bin selbst stinksauer auf sie, das kannst du mir glauben."

Mein Gesichtsausdruck wird etwas weicher, bis mich ein Verdacht erschleicht: „Hast du ihr etwa auch gesagt, dass ich... ich auf..." Ich bringe es nicht fertig, diesen Satz zu vervollständigen, doch er schüttelt schon den Kopf. Auf einmal kommt er mir näher und wispert, als habe er Angst, die anderen könnten uns unten hören: „Ich habs zwar schon mal gefragt, aber stimmt das denn?" Unsicher beiße ich mir auf die Innenseite meiner Wange.

Das wäre jetzt meine Chance, alles abzustreiten und als dummen Scherz abzutun, allerdings komme ich gar nicht dazu, weil er augenblicklich seine Lippen auf meine legt und seine kleinen Hände um meinen Nacken schlingt. In mir zieht sich alles zusammen und ich weiß gar nicht, wie mir geschieht, so überrumpelt bin ich. Er drückt mich aus dem Türrahmen, gegen die Wand und stellt sich auf die Zehenspitzen, um besser an mich heranzukommen. Obwohl ich wie benebelt bin, oder gerade deswegen, schließe ich die Augen und genieße den Augenblick.

Schließlich löst er sich von mir, wischt sich mit dem Handrücken über den Mund und haucht: „Auf den Moment hast nicht nur du gewartet, mein Freund." Dann wendet er sich zum Gehen, als sei nichts gewesen, und hüpft unbeschwert die Treppenstufen herunter.

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Well well. Was haben wir denn da? Untreuer Louis! Böse Jungs ;) Votes und Kommentare machen mich ebenso happy wie Harry der Kuss :P ♥

Bruderherz - Larry AU ✔Where stories live. Discover now