Music in my Heart

... sogar sehr viel schlimmer!

"Es tut mir leid, dir das mitteilen zu müssen, aber ich habe leider keine Ersatzband gefunden. Das ist in dieser kurzen Zeit nicht möglich." Nina sah in der ganzen Zeit nicht einmal von ihrem Handy auf. Als sie es dann doch tat, da ich nicht antwortete, konnte ich die Verwunderung in ihrem Gesicht ablesen. Dann lies sie ihren Blick von den zwei Jungs über mich gleiten und als sie an meinem Fuß ankam, entwich ihr die Farbe aus dem Gesicht. Ich sollte dazu vielleicht sagen, dass mein Fuß mittlerweile richtig blau und angeschwollen war. Das kann nichts gutes bedeuten und das wusste jeder in diesem Raum.

"Ihr zwei werdet übrigens von eurem Manager gesucht, da ihr seit 10 Minuten eigentlich auf der Bühne stehen sollt, um alles einmal zu testen." sagte sie dann einfach so auf Englisch in den Raum hinein, als wäre dass das normalste auf der Welt. Nach einem 'Fuck' von Samu und einem entschuldigendem Blick von Riku waren die beiden dann auch schon raus aus der Tür und Nina sah mich abwartend an. "Und du junge Dame, machst dich jetzt auf den Weg in die Notaufnahme, da die Santitäter hier vor Ort garantiert kein Röntgengerät besitzen. Komm, ich helfe dir noch bis zum Auto und dann kann dich Tom fahren. Das kann ich mir ja nicht mit ansehen." und so bewegten wir uns im Schneckentempo die Treppe wieder nach unten und bis zum Auto, welches zum Glück gleich in der Nähe parken konnte.

Tom sah uns schon kommen, machte mir die Tür auf und half mir ins Auto. Nina drückte mir noch meine Tasche in die Hand, welche sie aus dem Container mitgenommen hatte und machte danach gleich die Autotür wieder zu. Das war das Zeichen für Tom, einzusteigen und loszufahren. Kaum hatten wir das Gelände verlassen, musste er natürlich auf meiner Tollpatschigkeit herumreiten. "Ich habe dir doch schon oft genug gesagt, dass du keine Absatzschuhe auf einem Festivalgelände anziehen sollst. In so einer Situation sind wir ja nicht zum ersten Mal." und über den Rückspiegel sah ich, dass er grinste.

"Und ich weiß, dass du damit recht hast. Jedoch liebe ich diese Schuhe einfach und ehe du etwas anderes sagen kannst, ja ich habe auch flache Schuhe mit. Jedoch hat es gestern stark geregnet, als wir am Flughafen waren und heute früh waren sie noch immer nass. Also blieb mir ja nichts anderes übrig." versuchte ich mich zu verteidigen, jedoch klang das sogar in meinen Ohren komisch. Hätte ich nicht jedes mal einen Platz in der aller ersten Reihe, dann würde ich mittlerweile auch nicht mehr glauben, dass meine ganzen Verletzungen immer nur Unfälle sind.  Aber ich bin halt sehr tollpatschig, wie Tom bereits erwähnt hat und daran kann ich nun mal auch nichts ändern.

"Ich weiß doch, dass du es genau so sehr hasst, verletzt zu sein, wie du es hasst, bei Geburstagen deiner Familie nicht anwesend zu sein. Ich kenne dich nach zwei Jahren auch schon ganz gut, glaub mir das. Aber jetzt konzentieren wir uns erst einmal auf deine Gesundheit, das geht auf jeden Fall vor."

- 3 Stunden später -

"Da seid ihr ja endlich wieder. Was hat der Arzt gesagt?" fiel Nina auch gleich über Tom und mich her, als wir meinen Container betraten, bzw. Tom betrat ihn und trug mich zu dem Sofa. Kaum saß ich einigermaßen auf dem Sofa, war er auch schon wieder verschwunden. "Die Kapsel am Knöchel ist gerissen und die Außenbänder sind gezerrt. Das bedeutet, dass ich mindestens 3 Wochen rumhumpeln werde, meinen Fuß schonen und am besten mit den Krücken, welche noch im Auto sind, mich fortbewegen soll." antwortete ich ihr, während ich mich bequemer hinsetzte.

"Zum Glück ist nichts gebrochen. Das hätte uns noch gefehlt." versuchte sie mich aufzumuntern. Es half nicht wirklich. "Was uns fehlt ist meine Band. Ohne meine vier Jungs kann ich morgen nicht auftreten und wenn ich nicht auftrete, werde ich vom Boss höchst persönlich rausgeschmissen. Also rede jetzt bitte nicht von Glück, ok?! Ich möchte einfach einmal kurz alleine sein und meine Ruhe haben, ehe wir in das Hotel zurück fahren und ich den Plattenboss anrufen muss." ich nahm den Kopf in meine Hände und hätte am liebsten wieder angefangen zu heulen. Wie viel Pech kann man an einem Tag auch haben?

"Ok, ok. Dann wird Tom mich schon einmal in das Hotel fahren und dich dann abholen, wenn du anrufst. Ich kann verstehen, dass du Zeit brauchst. Bis später." sie beugte sich zu mir runter, um mich zur Verabschiedung zu umarmen. Als ich sie dann durch die Tür gehen sah, bemerkte ich die Krücken neben der Tür, was bedeutete, dass Tom zwischenzeitlich hier gewesen sein muss. Er denkt auch immer an alles.