Kapitel 1 - Dunkle Erinnerungen

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Thalita

Es war Abend. Der Himmel färbte sich bereits orange, als die Sonne hinter den großen Bergen am Rande des heiligen Reiches unter ging. Ihre Strahlen waren gerade noch stark genug um Thalita in einen orangenen Schimmer zu tauchen, sodass die roten Haare, die ihr Gesicht umrahmten aussahen wie ein Kranz aus Feuer. Sie schaute gebannt in die lodernden und knisternden Flammen. Wenn man nur ihre Füße sah, würde man sie wahrscheinlich für ein dunkelgraues Pferd halten. Ihr Blick wanderte ihre langen Beine hinab und blieb an ihrem lädierten Fuß hängen. "Verdammt! Kurz vor der Grenze!", fluchte sie erbost, als sie an den heutigen Tag dachte, der für sie und den Rest ihrer Gruppe nicht so verlaufen wahr wie ursprünglich geplant. Sie wahren gerade noch dem Wolfsrudel entkommen, welches ihnen kurz nachdem sie aus ihrem Dorf geflohen waren aufgelauert hatte. Aber auch wenn sie entkommen waren, waren viele von ihnen den Wölfen zum Opfer gefallen.
Unter anderem auch ihr großer Bruder...

"Thalita, du musst immer hinter mir bleiben, egal was passiert! Hast du mich verstanden?!", rief ihr Thian in dem großen Getümmel aus Zentauren zu. Er war einen Kopf größer als sie, hatte schwarze Haare und die untere Hälfte von ihm war ein Rappe. "Ja, ja. Hab ich." Thalita war genervt. Erst waren sie aus heiterem Himmel aus ihrem Dorf geflüchtet und dann kommandierte ihr Bruder sie die ganze Zeit herum. Sie grummelte. "Was für ein Tag." Doch plötzlich durchschnitt ein lautes heulen die Luft. "Wölfe!", schrien einige ihrer Sippe und beschworen in der Gruppe Panik herauf. Manche der kleinen Kinder fingen an zu weinen, als ihre Eltern sie in der Hektik grob am Arm packten, umstießen, oder antrieben sich zu beeilen. Thalita wurde von der Meute grob zur Seite gedrängt und fluchte laut: "Jetzt lassen die auch noch Wölfe auf uns los!" Ihre Hand wanderte zu ihrem Bogen, welcher zusammen mit einem Köcher voller Pfeile von ihrer Schulter hing. Thian war nur wenige Meter von ihr entfernt. Auch er schien etwas aus der Fassung zu sein. Thalitas Blick schweifte den Rand der Lichtung entlang, doch außer dem beißenden Geruch nach Gefahr und der, des Blutdurstes ihrer Verfolger, welcher ihr in die Nase stieg, konnte sie nichts im halbdunkeln erkennen. Doch dann kamen sie: ein Rudel riesiger, schwarzer Wölfe, bei dessen Anblick viele der aufgewühlten Zentauren vor Schreck stocksteif stehenblieben. Die Untiere waren drei Meter groß mit eiskalten bernsteinfarbenen Augen und rabenschwarzem Fell. Ihr Griff verstärkte sich. Die Ungeheuer verweilten reglos gegenüber der Gruppe Halbwesen. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können, so still war es. Der aufkommende Wind der pfeifend durch Thalitas scharlachroten Haare fuhr, die grauen Wolken, die schwer am Himmel hingen und so aussahen als würden sie sich gleich über den Fabelwesen ergießen. All das nahm sie nicht mehr wahr. Und plötzlich griffen sie an. Sie riss ihren Bogen von der Schulter, legte einen Pfeil an, ließ die Sehne los und-"Treffer". Einer der Wölfe sackte leblos zu Boden. Ein Pfeil hatte genau die Stelle unterhalb des Schulterblattes getroffen an der sich das Herz befand. Ein weiterer Pfeil durchbohrte den Kopf eines der feindlichen Tiere und nagelte ihn an den Baum dahinter. Ein knurren ertönte rechts von ihr. Langsam drehte sich Thalita zu dem Geräusch. Der Wolf stand direkt vor ihr. Seine Augen waren auf sie gerichtet und dennoch war sich Thalita nicht sicher ob der Wolf sie nun ansah oder durch sie hindurch blickte. "So leer. Seine Augen sehen aus wie die, eines Toten." In diesem Moment brüllte das Untier sie so laut an, dass sie das Gefühl hatte das bloße Geräusch brächte sie um. Wie in einem Schleier, nahm sie die Schreie um sich herum wahr, als einer der anderen Kolosse einen Zentaur mit seiner Schnauze in die Luft warf, wieder auffing und ihn mit dem kräftigen Kiefer zermalmte, wärend die restlichen Zentauren wie aufgescheuchte Hühner halb schreiend, halb wiehernd versuchten sich irgendwo zu verstecken. Doch für sie gab es nur diese Kreatur vor ihr. Das Tier war noch ein Stück größer als die Anderen. Das Alphatier vermutete sie, während sie wie angewurzelt da stand, als der Wolf zum Sprung ansetzte. Er flog mit lautem Gebell auf sie zu, begrub sie unter sich und biss zu. Der Schmerz in ihrem linken Bein war so stark, dass sie panisch aufschrie. Das Monstrum riss und zerrte an ihr, sodass sie in ihrer Todesangst dachte, ihr Bein würde gleich abreißen. Plötzlich vernahm sie die Stimme ihres Bruders, welcher mit seinem gesamten Gewicht in den Wolf hineinsprang. Der Kiefer des Untiers lockerte sich. Schnell befreite Thalita ihren Vorderlauf aus seinem Kiefer. Inzwischen rollten der schwarze Zentaur und das Monster auf dem Boden, bis Thian plötzlich mit schmerzerfülltem Gesicht die messerscharfen Zähne betrachtete, welche das Alphatier tief in die Schulter des schwarzhaarigen Jungen geschlagen hatte. Er zog sein Kurzschwert und hieb auf den Wolf ein, welcher ihn winselnd los ließ und sich mit seinen Pfoten das verletzte Auge hielt. Da sah Thian seine Chance. Er packte sein Schwert, galoppierte auf das Tier zu und stieß es ihm direkt ins Herz. Das Raubtier sackte leblos zu Boden. Triumphierend sah er sie an, ehe Thian weg knickte und in den hellen Sand neben dem Wolf fiel. "Thian!" Thalita humpelte so schnell es ging zu ihrem Bruder und sah ihn schockiert an. Die Wunde an seiner Schulter war tief, aber glücklicherweise nicht so tief wie sie es zuerst vermutet hatte. "Ist schon gut... gleich gehts wieder." Das Mädchen nickte und lächelte erleichtert. "Hast du dir etwa Sorgen gemacht?" Seine Stimme klang herausfordernd. Sie lief rot an. "Was!? Nein!" Er lachte beherzt, ehe er das Gesicht verzog und meinte: "Verdammt! Lachen tut weh... ." Sie grinste. "Ich geh die Anderen holen." Dann wandte sie sich von ihm ab und galoppierte in die Richtung der restlichen Zentauren. Zumindest wollte sie es. Ein riesiger Schatten hinter ihr tauchte sie in Dunkelheit. Der Wolf, der eigentlich tot sein sollte, hatte sich wieder aufgerappelt und stieß ein ohrenbetäubendes Heulen aus, welches ihr durch Mark und Bein ging. Dann stürzte er sich zähnefletschend auf sie. In diesem Moment fiel ihr ein, was ihre Eltern ihnen einmal erzählt hatten: Alphatiere hatten zwei Herzen. Thalita stand wie angewurzelt da und sah dem Untier entgeistert dabei zu wie es immer näher kam. Ein Stoß von der Seite. Sie fand sich auf dem Boden liegend wieder, doch sie wurde nicht wie erwartet von mächtigen Pranken auf den Boden gedrückt, oder von den scharfen Zähnen des Wolfs zerfleischt, sondern- "Thian!" voller entsetzen musste sie mitansehen wie der Wolf ihren Bruder zu Boden drückte und die Zähne tief in dessen Fleisch vergrub. Thian versuchte sich zu befreien doch der Wolf biss fester zu. Dann erwachte Thalita aus ihrer Starre schnappte sich das erstbeste Schwert das neben ihr lag und schlug dem Wolf mit einem Hieb den Kopf ab. Der Körper des Leitwolfs ging zu Boden. Sie trat das Haupt des schwarzen Tieres weg um ihren Bruder aus dessen Maul zu befreien und kniete sich neben ihn in den Sand. Als sie ihren Bruder ansah traten ihr die Tränen in die Augen, die sie bis jetzt zurückgehalten hatte, da jetzt selbst sie, die beste Heilerin in ihrem Dorf, als sie die Wunde erblickte, wusste, das es schlecht um ihn stand. In diesem Moment schienen auch die Wolken ihre schwere Last nicht mehr tragen zu können und ergossen sich über dem Schlachtfeld. Thian sah ihr traurig in die vor Schreck weit aufgerissenen und vom Weinen geröteten Augen. In der Ferne vernahm sie weiteres Wolfsgeheul, welches immer näher kam. "Diese verdammten Menschen". Thian hustete. "Thalita... du musst... fliehen...". "Aber-" "Nichts 'aber'... nimm die Anderen und geh'!", seine Stimme klang scharf. So wie immer, wenn sie etwas ausgefressen und er sie dabei erwischt hatte. Doch dann verzog sich sein Gesicht und er fing an zu husten. Er krümmte sich vor Schmerz auf dem Boden zusammen. Ein Beben durchlief seinen Körper und sein Blick wurde starr.

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Hallöle meine lieben Leser!^^

Also, wie bereits gesagt wird es ein wenig dauern, bis ich updaten kann, da ich diese ganzen Kapitel erst einmal vorschreiben wollte. Allerdings hoffe ich, dass euch mein erstes Kapitel trotz alldem gefallen hat. Lasst ruhig ein paar Kommentare da, denn ich will mich ja schließlich auch verbessern ;). Für Buchideen bin ich auch immer offen.

LG eure Amber xD

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⏰ Last updated: Jan 04, 2017 ⏰

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