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Als sie mich über ihre Schulter hinweg anlächelte, blitzten ihreZähne im grünen Licht der Notbeleuchtung auf. „Du dachtest schon,du hättest diese Gefühle vergessen, oder?" Ich versuchte, den Kloß in meinem Hals herunterzuschlucken. Die Wahrheit war, ich hatte es nie vergessen, die Erinnerung drängte sich mir immer wieder auf und raubte mir den Schlaf. Es gab keine Ruhe für mich, solange mein Körper sich weigerte, loszulassen. An ihrem Lächeln sah ich, dass sie es genoss, denn so war sie. Sie liebte es, andere Menschen von ihr abhängig zu machen wie von einer Droge, die einen langsam von innen auffrisst. Sie tat es auf die unschuldigste Weise, ihr war nicht bewusst, was sie tat, und das nahm mir jede Berechtigung, wütend auf sie zu sein. Doch wütend sein war so viel einfacher als vergeben...

20.09.15 (Champagner aus Teetassen, irgendwo in der Mitte)



FragmenteOù les histoires vivent. Découvrez maintenant